Projekt der WHO: Mehr als 300 Wissenschaftler/innen arbeiten daran, zukünftige Pandemien zu verhindern

Eine von der WHO einberufene Gruppe von Wissenschaftler/innen wird für die Aktualisierung der Liste prioritärer Krankheitserreger verantwortlich sein, die neue Ausbrüche und Pandemien verursachen könnten. Alle Einzelheiten findest du hier.
Projekt der WHO: Mehr als 300 Wissenschaftler/innen arbeiten daran, zukünftige Pandemien zu verhindern
Leonardo Biolatto

Geprüft und freigegeben von dem Facharzt Leonardo Biolatto.

Letzte Aktualisierung: 08. Januar 2023

Die Presseagentur der Vereinten Nationen (UN) gab in einer Pressemitteilung bekannt, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 300 Wissenschaftler/innen damit beauftragt hat, Krankheitserreger zu identifizieren, die neue Pandemien auslösen könnten. Worum es bei diesem Projekt der WHO  genau geht, erfährst du in diesem Artikel.

Die Expert/innen haben die Aufgabe, das bisher Bekannte über die mehr als 25 Familien potenziell gefährlicher Viren und Bakterien zu analysieren. Das Projekt der WHO fällt in den Bereich der so genannten “Krankheit X“. Dies ist die hypothetische Bezeichnung für jede Krankheit, die sich in Form einer Epidemie weltweit ausbreiten könnte.

Worum geht es bei diesem wissenschaftlichen Projekt der WHO?

Laut dem am Freitag, den 18. November 2022, veröffentlichten Dokument ersucht die WHO diese Wissenschaftler/innen, die verfügbaren Erkenntnisse über 25 verschiedene Familien von Viren und Bakterien zu analysieren. Die Idee ist, dass sie auf der Grundlage ihrer Erkenntnisse neue Informationen liefern können, die für den Umgang mit künftigen Pandemien nützlich sind.

Das Projekt von Weltrang zielt darauf ab, die Liste der prioritären Krankheitserreger, die Ausbrüche verursachen könnten, zu aktualisieren. In dieser Liste gibt es einen Punkt, der große Besorgnis hervorruft, der aber nur ein Name ist: Krankheit X. Dies wäre jeder vorrangige Erreger, der aufgrund seines geringen Bekanntheitsgrades inmitten einer internationalen Epidemie rasch untersucht werden muss.

Die kurze Liste der gefährlichen Krankheitserreger wurde erstmals 2017 veröffentlicht. Dazu gehören auch Coronaviren. Darüber hinaus finden sich unter anderem Ebola, Lassa-Fieber, das Middle East Respiratory Syndrome (MERS) und das Schwere Akute Respiratorische Syndrom (SARS).

Es ist wichtig, sich auf die prioritären Krankheitserreger und Virusfamilien zu konzentrieren, damit sie erforscht und die notwendigen Gegenmaßnahmen entwickelt werden können, um schnell und effektiv auf Epidemien und Pandemien reagieren zu können. Ohne die erheblichen Investitionen in Forschung und Entwicklung, die vor der COVID-19-Pandemie getätigt wurden, wäre es nicht möglich gewesen, in Rekordzeit sichere und wirksame Impfstoffe zu entwickeln.

-Michael Ryan, Exekutivdirektor des Health Emergencies Programme der WHO-

Projekt der WHO - Nahaufnahme Coronavirus
Coronaviren standen schon vor der COVID-19-Pandemie auf der Liste der gefährlichen Krankheitserreger.

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Projekt der WHO: Dies ist der Fahrplan, dem mehr als 300 Wissenschaftler/innen folgen

Der Prozess zur Aktualisierung der Liste der prioritären Krankheitserreger umfasst wissenschaftliche und gesundheitspolitische Kriterien. Er berücksichtigt auch andere Kriterien, die mit den sozioökonomischen Auswirkungen, dem Zugang und der Gerechtigkeit zu tun haben.

Auf der Grundlage dieser Kriterien werden für die kurzfristig als gefährlich eingestuften Mikroorganismen Forschungs- und Entwicklungsfahrpläne erstellt. Darin werden aktuelle Wissenslücken und Forschungsbereiche ermittelt, die nicht vernachlässigt werden sollten.

Von großem Wert ist, dass die Festlegung der gewünschten Spezifikationen für Impfstoffe, Behandlungen und diagnostische Tests auf der Grundlage der vom WHO-Wissenschaftler/innen-Team gelieferten Ergebnisse erfolgt.

Dieses Forschungs- und Entwicklungs-Projekt der WHO zum Thema Epidemien soll auch dazu dienen, die für die Gewinnung solcher Produkte erforderlichen klinischen Versuche zu katalogisieren, zusammenzufassen und zu erleichtern. Gleichzeitig werden Überlegungen angestellt, die Aktivitäten auf ethische und regulatorische Fragen auszuweiten.

Der Ankündigung zufolge soll die Veröffentlichung der Liste nach einer gründlichen Überprüfung im Laufe des ersten Quartals 2023 erfolgen. Die erste Version erscheint in englischer Sprache.

Der Internationale Vertrag zur Pandemieprävention und -vorsorge ist in Arbeit

Außerdem kündigte man ein drittes Treffen an, um eine WHO-Konvention oder eine andere Art von internationalem Abkommen zu entwerfen und zu verhandeln, um sich auf Pandemien vorzubereiten und eine einheitliche Antwort darauf zu geben.

Das Ziel ist, dass dieser Vertrag einen Fahrplan und Regelungen für die Nationen festlegt, um sich auf zukünftige Bedrohungen vorzubereiten und darauf zu reagieren. Der Fortschrittsbericht zu diesem Prozess wird den WHO-Mitgliedsstaaten im Jahr 2023 vorgelegt. Das endgültige Dokument steht 2024 zur Prüfung bereit.

In diesem Zusammenhang erklärte das Panel for a Global Public Health Convention (eine unabhängige Koalition von Staatsmännern und -frauen), dass die Welt zur Verhinderung von Pandemien ein neues Rahmenübereinkommen zur Pandemievorsorge und -reaktion mit verbindlichen Bestimmungen braucht.

Der verbindliche Charakter soll die Autorität für die Koordinierung einer globalen Reaktion auf Pandemien schaffen. Im Gegenzug würden Mechanismen zur Überprüfung und einstimmigen Einhaltung vorgeschlagen.

Projekt der WHO - Person mit Schutzausrüstung
Laut dem Panel for a Global Public Health Convention ist es dringend erforderlich, dass der WHO-Pandemievertrag fertig und verbindlich ist.

Expert/innen sagen, dass der Schutz von Wildtieren entscheidend ist

Obwohl die WHO keine Angaben über den Einfluss von Wildtieren gemacht hat, sagen Expert/innen, dass der Schutz von Wildtieren unerlässlich ist, um künftige Pandemien zu verhindern. Eine aktuelle Studie hat zum Beispiel herausgefunden, dass die Abholzung von Wäldern in Australien die Übertragung eines tödlichen Atemwegsvirus von Fruchtfledermäusen auf den Menschen verursacht hat.

Dem Dokument zufolge ist der Kontakt zwischen Menschen und Wildtieren aufgrund der Invasion ihrer natürlichen Lebensräume eine Ursache für mehrere Epidemien. Auch die durch das El-Niño-Phänomen verursachte Nahrungsmittelknappheit in diesem Gebiet wird als Auslöser angesehen.

Die an der Entdeckung beteiligten Expert/innen erklärten, dass Flughunde das natürliche Reservoir des HendraVirus sind. Dieser Erreger wurde auf Pferde und dann auf Menschen übertragen. Das Hendra-Virus verursacht eine schwere Atemwegsinfektion, die bei Pferden eine Sterblichkeitsrate von 75 % und bei Menschen von 57 % aufweist.

Diese Erkenntnisse zeigen, dass es eine enge Verbindung zwischen der Umwelt, der menschlichen Gesellschaft und den Mikroorganismen gibt. Ein kleines Ungleichgewicht kann ausreichen, um eine Epidemie zu verursachen.


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