Postvakationale Störung: Was ist das?

Die postvakationale Störung, die auch Nachurlaubssyndrom genannt wird, ist eine Art Depression, die nach dem Urlaub auftritt und sich durch verschiedene Symptome äußert. Erfahre heute mehr zu diesem Thema. 
Postvakationale Störung: Was ist das?
Loreto Martín

Geprüft und freigegeben von der Psychologin Loreto Martín.

Geschrieben von Loreto Martín

Letzte Aktualisierung: 06. Juni 2023

Als postvakationale Störung, die auch Nachurlaubssyndrom oder Nachurlaubsdepression genannt wird, bezeichnet man umgangssprachlich eine Reihe von Emotionen, die viele nach der Urlaubszeit oder nach einer langen Ruhezeit ohne Arbeit verspüren, wenn sie wieder auf den Arbeitsplatz zurückkehren und ihre Verantwortungen übernehmen.

Diese emotionale Störung äußert sich durch Apathie, Traurigkeit und physische und psychologische MüdigkeitDie Symptome sind also ähnlich wie bei einer Depression. Kennst du diesen Zustand? Erfahre heute mehr über dieses interessante Thema.

Ist die postvakationale Störung eine psychologische Krankheit?

Kein Handbuch für Psychiatrie oder Psychologie (wie DSM-5 oder CIE-11) enthält Information über das Nachurlaubssyndrom, das auf keinen Fall ohne weiteres als Depression definiert werden kann. Dies bedeutet jedoch nicht, dass dieses Syndrom nicht existiert und Unwohlsein auslösen kann, wenn man nach einem längeren Urlaub oder einer Ruhephase wieder zur Arbeit zurückkommt.

Die postvakationale Störung wird nicht als psychologische Krankheit, sondern als vorübergehende Störung betrachtet, die während der Anpassungszeit auftritt, in der sich die betroffene Person erneut auf ihre Arbeit und Verantwortungen einstellen muss.

Nach Aussagen der Ärzte Herrero und Esquirol (2016) ist sich die Wissenschaftsgemeinschaft nicht einig darüber, ob das Nachurlaubssyndrom ein Produkt der negativen Einstellung der Arbeit gegenüber ist, die als Pflicht und Aufopferung betrachtet wird.

Sie erwähnen auch, dass wenn die Arbeit in einer anderen Gesellschaft als Ort der Kreativität und persönlichen Entwicklung betrachtet würde, keine postvakationale Störung existieren würde. Nach einer angenehmen, beglückenden Zeit an einen Ort zurückzukehren, der nicht gefällt und mit Problemen verbunden wird, ist schwierig.

Ist die postvakationale Störung eine psychologische Krankheit?
Das postvakationale Syndrom wird nicht als psychologische Störung betrachtet. Es handelt sich um eine emotionale Unausgeglichenheit, die mit physischen und psychologischen Problemen einhergehen kann.

Die Anpassung ist das Hauptproblem

Professor Michael Baigent versichert, dass das postvakationale Syndrom ein Problem der Anpassungsfähigkeit ist. Deshalb glaubt er, dass es ganz normal ist, sich traurig, demotiviert und nostalgisch zu fühlen, wenn man aus dem Sommerurlaub zurückkehrt. Er argumentiert, dass man sich im Sommer beglückenden und angenehmen Aktivitäten widmet, für die während der Alltagsroutine im Berufsleben kein Platz ist. Wenn man dann wieder zurück zur Routine muss, kommt es in der Folge zu Nostalgie und Unruhe.

Da es sich um ein Problem der Anpassungsfähigkeit an die Arbeit handelt, dauert die postvakationale Störung meist nicht länger als zehn bis fünfzehn Tage. In dieser Zeit gewöhnt sich die betroffene Person wieder an ihren Alltag und kann ihre Gedanken, ihr Verhalten und ihre Emotionen anpassen.

Postvakationale Störung: Symptome

Da dieses Syndrom nicht definiert ist, können auch keine spezifischen und konkreten Symptome aufgelistet werden. Doch Menschen, die an Nachurlaubsstress leiden, können physische und psychologische Symptome erfahren, zu denen beispielsweise folgende zählen:

Physische Symptome

Weitere Beschwerden, die seltener auftreten:

  • Herzrasen
  • Kopfschmerzen
  • Appetitmangel
  • Schlaflosigkeit
  • Verdauungsbeschwerden

Emotionale Symptome

  • Apathie
  • Melancholie
  • Nostalgie
  • Reizbarkeit
  • Traurigkeit

Sollten die Symptome in einem Zeitraum von maximal zwei Wochen nicht verschwinden, könnte es sich um akuten Stress, allgemeine Nervosität, Panikattacken usw. handeln, je nachdem welche Symptome auftreten.

In diesem Fall sind auch andere Variablen oder umweltbedingte oder dispositionelle Risikofaktoren vorhanden, die zu dieser Störung führten. In dieser Situation ist es sehr wichtig, einen Psychologen zu konsultieren, denn es könnte eine Störung vorliegen, welche die Gesundheit und Lebensqualität der betroffenen Person stark beeinflussen kann. 

Frau hat postvakationale Störung
Das postvakationale Syndrom kann Traurigkeit, Nervosität oder andere psychologische Beschwerden verursachen, welche die Rückkehr zur Arbeit erschweren.

Für den Urlaub leben

Der Coach Shannah Kennedy erklärt in einem Interview für die Zeitschrift Traveller, dass eine mögliche Ursach für die postvakationale Störung darin liegen könnte, wie die meisten Menschen europäischer und US-amerikanischer Kulturen ihr Leben planen. 

Er argumentiert, dass der Großteil für den Urlaub lebt und arbeitet und das ganze Jahr darauf wartet. Sie nutzen, leben oder schätzen die Arbeitszeit nicht. Es scheint fast so, als ob der Urlaub das Einzige wäre, was die Illusion nährt, Zufriedenheit bringt und das Leben bereichert.

Diese Lebensart führt dazu, dass viele ein ganzes Jahr darauf warten, endlich wieder Urlaub zu haben. Nach dieser langen Wartezeit ist es nach dem Urlaub ganz normal, dass Nostalgie, Traurigkeit und Apathie entstehen, wenn man daran denkt, dass man jetzt wiederum ein ganzes Jahr warten muss, um erneut Urlaub und Erholung zu erlangen. 

Ideal wäre es deshalb, kleine Erholungszeiten während des Jahres einzuplanen, an Wochenenden oder freien Tagen. Ein Tagesausflug in die Berge, an den Strand oder einen angenehmen Ort erlauben es, kurzfristige Pläne zu schmieden, denen man mit Freuden entgegenblicken kann und welche dieselbe Wirkung haben, wie der lange Sommerurlaub.

Postvakationale Störung: Ursachen 

Wie bereits erklärt, geht es um die fehlende Anpassungsfähigkeit nach der Rückkehr aus dem Urlaub, doch es gibt auch zusätzliche Variablen, die hier Einfluss nehmen. Die Schwierigkeit, sich erneut an die Routine anzupassen, kann durch folgende Situationen verstärkt werden:

  • Probleme mit dem eigenen Körper: Während des Urlaubs essen viele mehr als sonst und bewegen sich oft auch weniger. Deshalb haben viele bei der Rückkehr zum Arbeitsplatz einige Kilo mehr auf den Ripen, was den Alltag emotional zusätzlich belasten kann.
  • Müdigkeit: Die Schlafgewohnheiten verändern sich im Urlaub, denn man bleibt länger wach und genießt die Abendstunden. Viele schlafen deshalb weniger und sammeln Müdigkeit an. Bis sie nach dem Urlaub wieder in ihren normalen Rhythmus zurückfinden, können sie an deshalb an Erschöpfung leiden.
  • Mehr Alkohol: Im Urlaub trinken viele mehr Alkohol. Auch dies macht müde und erschöpft und wirkt sich in den ersten Tagen nach dem Urlaub auf die Leistungsfähigkeit aus.
  • Zu viele Pläne: Im Sommer planen viele unzählige Aktivitäten, da sie die Urlaubszeit gut nutzen wollen. Doch auch Zeit für Langeweile und Kontemplation ist wichtig, um nach dem Urlaub mit neuen Kräften wieder beginnen zu können. 

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Tipps, um eine postvakationale Störung zu überwinden

Tipps, um eine postvakationale Störung zu überwinden
Die allmähliche Rückkehr zur Arbeit könnte eine Option sein, um die Nachurlaubsdepression möglichst gering zu halten. Doch es ist auch wichtig, bestimmte Gewohnheiten zu pflegen.

Nur selten ist bei Nachurlaubsstress eine psychologische Intervention von Nöten. Im Normalfall müssen wir selbst fähig sein, uns rasch wieder an die Routine anzupassen. Sollte dies nicht der Fall sein, liegen meist auch noch andere Probleme vor.

Folgende Tipps können dir helfen, wenn es dir in den ersten Tagen nach dem Urlaub schwer fällt, deinen gewohnten Rhythmus zu finden:

  • Eine gute Schlafhygiene mit rund acht Stunden Schlaf.
  • Neue Herausforderungen und Pläne, die du während des Jahres und nicht nur in der Urlaubszeit verwirklichen möchtest.
  • Selbstpflege durch eine gesunde Ernährung und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Es empfiehlt sich auch, Sport zu treiben, denn damit kannst du deine Laune verbessern.
  • Die Rückkehr zur Arbeit schrittweise planen. Beginne nicht bereits am ersten Tag mit einem intensiven Rhythmus, damit die Anpassungszeit leichter fällt.
  • Wenn du deinen Urlaub auswärts verbringst, lohnt es sich, bereits ein paar Tage vor Urlaubsende zurückzukehren, damit du Zeit hast, dich allmählich wieder in den Alltag einzugewöhnen.
  • Pass mit Alkohol und Koffein auf. Alkohol kann die Gefühle von Apathie und Nostalgie verstärken, Koffein wiederum macht Stress und Nervosität intensiver.
  • Überlege dir, den Job zu wechseln. Wenn du dich nicht wohl fühlst und deine Arbeit tatsächlich nur Pflicht bedeutet, solltest du dir überlegen, ob es die Möglichkeit gibt, einen erfüllenden Job zu finden, der dir mehr Zufriedenheit gibt und es dir ermöglicht, persönlich zu wachsen.

Wenn du glaubst, an einer postvakationalen Störung zu leiden, dann brauchst du im Normalfall nur ein bisschen Geduld. Die Apathie und Nostalgie werden von selbst wieder in wenigen Tagen verschwinden, sobald du den gewohnten Rhythmus findest. Deinen nächsten Urlaub kannst du besser planen, damit dir danach nicht wieder dasselbe passiert. Es geht schließlich darum, erholt, entspannt und voller Energie zurück zum Arbeitsplatz zu kehren.


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