Posttraumatische Belastungsstörung: Symptome, Ursachen, Behandlung

Posttraumatische Belastungsstörungen können sehr belastend sein. Wenn du bei dir selbst oder anderen Symptome dafür erkennst, nimm professionelle Hilfe in Anspruch.
Posttraumatische Belastungsstörung: Symptome, Ursachen, Behandlung
Montse Armero

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Montse Armero.

Letzte Aktualisierung: 26. Mai 2022

Die Posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS, ist eine psychische Störung, welche bei manchen Menschen nach einem traumatischen Erlebnis auftritt. Hierzu zählen Naturkatastrophen, Krieg, ein schwerer Unfall, sexuelle Aggression oder Geiselnahme.

Tatsächlich rufen solche traumatischen Erlebnisse bei fast allen Menschen irgendeine Art von Reaktion hervor. So ist es ganz normal, wenn man in den Wochen nach dem Ereignis angespannter ist und das Erlebte einen noch stark belastet und Angst hervorruft. Hierbei handelt es sich um eine akute Reaktion auf ein außergewöhnliches Belastungsereignis.

Glücklicherweise schaffen es die meisten Menschen, das Erlebte alleine zu bewältigen, indem sie sich damit auseinandersetzen. Es gibt jedoch einen gewissen Prozentsatz an Menschen, die nicht damit umgehen können und bei denen die Symptome andauern, lange nachdem die Gefahr schon vorüber ist.

Posttraumatische Belastungsstörung: Symptome

Jeder Mensch reagiert auf unterschiedliche Weise auf ein traumatisches Erlebnis; nichtsdestotrotz sind die Symptome oft ähnlich. Für eine PTBS-Diagnose müssen die folgenden Anzeichen über die Dauer von mindestens einem Monat derart ausgeprägt sein , dass eine medizinische Indikation vorliegt:

  • Eines oder mehrere Anzeichen von anhaltendem Erinnern bzw. Flashbacks
  • Eines oder mehrere Anzeichen von Vermeidungsverhalten
  • Zwei oder mehr Symptome kognitiver und emotionaler Störungen
  • Zwei oder mehr Anzeichen von Übererregung oder veränderten Reaktionen
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Opfer oder Zeuge eines traumatischen Erlebnisses zu sein, kann eine Posttraumatische Belastungsstörung auslösen.

Anhaltende Erinnerungen

  1. Ständiges Wachrufen von traumatischen Erinnerungen
  2. Albträume
  3. Akute oder anhaltende depressive Verstimmung
  4. Körperliche Symptome wie Hyperventilieren, Verdauungsstörungen, extreme Erschöpfung oder Verspannungen

Vermeidungsverhalten durch Posttraumatische Belastungsstörung

  1. Unterdrückung von möglichen Erinnerungen, Gedanken oder Gefühlen rund um das traumatische Ereignis
  2. Vermeidung von Umständen, die das traumatische Erlebnis wachrufen könnten, eingeschlossen Menschen, Orte, Aktivitäten oder Situationen, die damit in Verbindung stehen.

Kognitive und emotionale Störungen

  1. Teilamnesie, sprich Erinnerungslücken hinsichtlich wichtiger Aspekte des belastenden Erlebnisses
  2. Verzerrte Vorwürfe gegen sich selbst, an den Ereignissen schuld zu sein
  3. Dauerhaft getrübte Stimmung
  4. Deutlich vermindertes Interesse an angenehmen Tätigkeiten
  5. Das Gefühl, anderen fremd zu sein

Veränderte Reaktionen durch Posttraumatische Belastungsstörung

  1. Übermäßige Reizbarkeit
  2. Selbstverletzendes Verhalten
  3. Erhöhte Vigilanz
  4. Übermäßige Schreckreaktionen
  5. Konzentrationsschwäche
  6. Schlafstörungen
Außerdem können folgende dissoziativen Störungen auftreten:
  • Körperliche Entfremdung: Die Person fühlt sich nicht mehr als Teil ihres Körpers.
  • Realitätsverlust: Die Person erlebt die Welt um sie herum als irreal.

Warum erleiden einige Menschen Posttraumatische Belastungsstörungen und andere nicht?

Wie wir bereits festgehalten haben, erholt sich die Mehrzahl der Menschen nach einem traumatischen Erlebnis aus eigener Kraft. Die Gründe, warum der verbleibende Prozentsatz Posttraumatische Belastungsstörungen entwickelt, sind verschiedener Art.

Es gibt jedoch eine Reihe von Faktoren, die Menschen hierfür anfälliger machen. Hier sind die wichtigsten aufgeführt:

  • Die Tatsache, eine Frau zu sein. Auf einen Mann kommen zwei Frauen, die an PTBS leiden.
  • Psychische Vorerkrankungen oder Drogenkonsum
  • Ein oder mehrere traumatische Erlebnisse in der Kindheit
  • Ein niedriger Serotoninspiegel
  • Die Konfrontation mit Verletzten oder Toten im Zuge des traumatischen Erlebnisses
  • Panikattacken während oder kurz nach dem Vorfall
  • Die Bewältigung von Trauer, körperlichem Schmerz, Verletzungen, Verlust des Arbeitsplatzes oder des Zuhauses als Folgeerscheinung des Erlebnisses
  • Ein Lebensumfeld nahe des Schauplatzes
  • Mangelnde emotionale Unterstützung
  • Angstzustände und das Gefühl der Hilflosigkeit

Liegt eine Kombination dieser Faktoren vor, intensiviert sich das Erleben der Symptome und somit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer Posttraumatischen Belastungsstörung.

Posttraumatische Belastungsstörungen: Behandlungsmöglichkeiten 

Wie für andere psychische Krankheiten gibt es auch für PTBS Behandlungsmöglichkeiten. Tatsächlich existieren verschiedene Methoden, um das Leben der Patienten zu erleichtern.

Kognitive Verhaltenstherapie

Die kognitive Verhaltenstherapie hat sich als eine der besten Methoden zur Behandlung einer Posttraumatischen Belastungsstörung erwiesen. Hier kommen verschiedene Methoden zum Einsatz; zu den wirksamsten zählen folgende:

  • Kognitive Umstrukturierung: Der Patient lernt, seine irrationale Wahrnehmung über das Erlebte zu erkennen und durch eine realistischere zu ersetzen.
  • Entspannungstechniken: Entspannungstechniken sind für ein besseres Kanalisieren der Angstzustände unerlässlich. Hier kommen z. B. Atemtechniken, Jacobsons progressive Muskelentspannung, Meditation, Tai Chi oder  Visualisierung  zur Anwendung.
  • Konfrontationstherapie: Für den Fall, dass der Patient ausreichend stabil ist und seine Ängste weitgehend im Griff hat, ist eine Gewöhnung durch das gezielte Wiedererinnern an die Situation hilfreich.
  • Kognitive Prozesstherapie nach Resick und Schnicke: Hier finden Bestandteile der Kognitiven Therapie sowie der Informationsverarbeitungstheorie Anwendung.
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Die Kognitive Verhaltenstherapie gilt als eine der empfehlenswertesten Therapieansätze zur Bewältigung einer Posttraumatischen Belastungsstörung.

Selbsthilfegruppen

Selbsthilfegruppen können für viele Patienten sehr wertvoll sein, vor allem, wenn sie kein ausreichendes Verständnis oder Unterstützung in ihrer Umgebung erfahren. Ähnliche Erfahrungserlebnisse zu teilen hilft, den Schmerz zu benennen, ihn in das rechte Licht zu rücken und festzustellen, dass es andere Menschen gibt, die das Gleiche durchmachen.

EMDR

Das Eye Movement Desensitization and Reprocessing wurde in den 80ern von der Neurologin  Francine Shapiro entwickelt und hat seitdem Millonen von Traumapatienten mit Posttraumatischer Belastungsstörung helfen können.

Die Methode beinhaltet eine Reihe von Augenbewegungen, akustischen Stimulationen und leichtes Klopfen am ganzen Körper des Patienten.  Diese bewirken eine Entlastung von den durch das Trauma hervorgerufenen Symptomen, was hilft, die Erlebnisse besser einzuordnen und negative Gefühle und Gedanken durch positivere zu ersetzen.

Medikamente gegen Posttraumatische Belastungsstörung

Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SRI) werden, wenn nötig, zur Abschwächung der Stresssymptome und zur Behandlung der Depression verschrieben.

Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass diese Medikamente verschreibungspflichtig sind und sie auch nur kontrolliert und nicht ohne ärztliche Begleitung abgesetzt werden dürfen.

Abschließende Bemerkungen

Auch wenn der Umgang mit den Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung sich oft schwierig gestaltet, so gelingt es der Mehrzahl der Betroffenen, die sich einer Therapie unterziehen, ihr Trauma zu bewältigen. Mit der Zeit werden sie immer mehr in der Lage sein, sich an das Geschehene zu erinnern, ohne von Angst und Panik überwältigt zu werden.

Ein traumatisches Erlebnis lässt sich durch eine Therapie nicht auslöschen, es wird immer da sein. Was jedoch möglich ist, ist ein allgemeines Loslassen des Geschehenen und das Einordnen als Erfahrung mit großem Lerneffekt.


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Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.