Picky-Eater-Syndrom: Wählerisches Essen und seine Auswirkungen auf die Gesundheit
Das Picky-Eater-Syndrom ist eine psychische Störung. Wenn eine Person an dieser Störung leidet, enthält ihre regelmäßige Ernährung grundsätzlich keine gesunde Vielfalt an Lebensmitteln und sie lehnt es ab, neue Elemente in ihre Ernährung aufzunehmen.
Um eine Diagnose zu erhalten, muss eine Person über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren insgesamt weniger als zehn verschiedene Lebensmittel in ihrer Ernährung gegessen haben.
Wenn diese Kriterien erfüllt sind, dann haben wir es mit dieser seltsamen Pathologie zu tun. Das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (Diagnostisches und statistisches Handbuch für psychische Störungen) führt sie als Krankheit mit dem offiziellen Namen auf: Avoidant/Restrictive Food Intake Disorder (ARFID).
Lass uns im Folgenden näher darauf eingehen.
Das Picky-Eater-Syndrom und seine Beziehung zu anderen Erkrankungen
Das Picky-Eater-Syndrom kann das Tor zu anderen Essstörungen sein, zu denen beispielsweise die folgenden zählen:
- Anorexie: Gewichtsverlust, den der Patient selbst verursacht, auch wenn er ein geringes Körpergewicht hat. Dies geschieht aufgrund einer übermäßigen Angst vor einer Gewichtszunahme.
- Bulimie: Die Abfolge impulsiver Verhaltensweisen, die als „Binges“ bezeichnet werden und aus einer großen Nahrungsaufnahme innerhalb kurzer Zeit bestehen, die dann durch unnatürliche Mechanismen wie induziertes Erbrechen wieder ausgeschieden werden.
- Orthorexie: Die Besessenheit, nur Lebensmittel zu konsumieren, die vom Patienten als gesund angesehen werden, und zwar auf einem irrationalen Niveau. Mit anderen Worten, der Betroffene macht sich übermäßig Sorgen darüber, was er isst.
- Vigorexie: Die pathologische Besessenheit, einen muskulösen Körper zu erhalten. Um dies zu erreichen, treiben die Betroffenen zu viel Sport und verändern ihre Ernährung in extremer Weise.
Wer ist vom Picky-Eater-Syndrom betroffen?
Obwohl die Störung in jeder Lebensphase auftreten und jeden betreffen kann, sind in der Regel zwei bestimmte Bevölkerungsgruppen besonders gefährdet.
Die beiden am stärksten betroffenen Gruppen sind Kinder und Sportler. Im Folgenden werden wir uns beide Gruppen im Einzelnen genauer ansehen.
Kinder und das Picky-Eater-Syndrom
Eltern wissen, dass es oftmals schwierig ist, neue Lebensmittel in den Speiseplan ihrer Kinder zu integrieren. Bei den Kleinen tritt etwas auf, das als Nahrungsmittelneophobie bekannt ist: die Angst, neue Dinge auf ihrem Speiseplan zu probieren.
Laut dieser Studie der Universität Baskenland (Spanien) entwickelt sich dies normalerweise im Alter zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr und ist normal: Es ist Teil des Wachstums- und Entwicklungsprozesses. In diesem Sinne, sollten Erwachsene versuchen zu verstehen, dass dies im Vorschulalter normal ist.
Wenn das Kind die Verweigerung neuer Lebensmittel jedoch ins Extreme treibt, kann man hier vom Picky-Eater-Syndrom bei dem betroffenen Kind sprechen. Es wird geschätzt, dass etwa 15 % der Kinder unter sechs Jahren darunter leiden, und es kommt in der Regel häufiger bei Mädchen als bei Jungen vor. So kommen auf jeden Jungen, der darunter leidet, vier Mädchen, die davon betroffen sind.
Darüber hinaus besteht das langfristige Problem darin, dass die Erkrankung bis ins Erwachsenenalter fortbestehen kann. Oft bleiben die Eltern hartnäckig, wenn es um die Aufnahme von Nahrungsmitteln geht; dies ist jedoch kontraproduktiv und die Kinder geraten in einen Angstkreislauf, der die Störung noch weiter fördert.
Das Vorhandensein des wählerischen Essens in der Kindheit wurde mit bestimmten Merkmalen der Persönlichkeit in Verbindung gebracht, die im Erwachsenenalter bestehen bleiben:
- Soziale Angst
- Unfähigkeit, sich an Veränderungen anzupassen
- Zwangsstörungen
- Ängstlichkeit
Erfahre hier mehr zum Thema: Wie man Kindern Ängste nehmen kann
Picky-Eater-Syndrom bei Sportlern
Wenn Menschen, die Sport treiben, professionell werden oder intensiv trainieren, laufen sie Gefahr, Obsessionen zu entwickeln. Und diese Besessenheit kann sich bei der Zubereitung der Speisen bemerkbar machen, insbesondere wenn der Sportler nur sein Muskelvolumen erhöhen oder seine Leistung auf das Maximum bringen will. Sie denken oft gar nicht an den Preis, der damit verbunden ist, ihren Körper bis an die Grenzen zu treiben.
Menüs, die ausschließlich auf Proteinen basieren, werden bei Sportler häufig bevorzugt, ebenso wie eine Ernährung, die hauptsächlich auf Hühnchen und Thunfisch basiert, wenn es um die Zubereitung der drei täglichen Mahlzeiten geht. Häufig variieren die Sportler nur die Nudeln, die sie mit diesen Mahlzeiten zu sich nehmen.
Diese geringe Abwechslung zwingt den Körper dazu, in Bezug auf den Stoffwechsel atypisch zu arbeiten. Dies wiederum ist auf lange Sicht schädlich und kann zu Stoffwechselerkrankungen führen, die sich im Laufe der Jahre bemerkbar machen.
Die Folgen
Ein Nährstoffmangel ist für den menschlichen Körper besonders schwerwiegend. Makro- und Mikronährstoffe sind zweifellos wichtig, damit die Zellen und Gewebe des Körpers richtig arbeiten, sich entwickeln, wachsen und reparieren können.
Laut der Krankenschwester Carmen Carrera vom Universitätsklinikum Virgen del Rocío in Sevilla (Spanien) können minimale Defizite den Heilungsprozess beeinträchtigen. Bei heranwachsenden Kindern muss es nicht unbedingt zu einem alarmierend niedrigen Gewicht kommen, aber eine geringe Körpergröße kann mit dem Defizit verbunden sein.
Außerdem, und wie diese Untersuchung des Instituts für Neurologie und Neurochirurgie in Havanna (Kuba) zeigt, ist das Nervensystem von Kindern zweifellos besonders empfindlich gegenüber dem Syndrom.
Es kann einen erheblichen Unterschied im IQ zwischen Kindern geben, die unter dem Syndrom leiden und solchen, die es nicht haben. Und dies wirkt sich natürlich auf die Schulleistung aus.
Und auch die soziale Beeinträchtigung, die die Störung mit sich bringt, ist nicht zu verachten. Menschen mit Picky-Eater-Syndrom vermeiden es, an gesellschaftlichen Veranstaltungen teilzunehmen, bei denen es Essen gibt (zum Beispiel Geburtstage).
Sie wissen, dass sie den Kommentaren anderer in solchen Situationen ausgesetzt sind. Sie wissen, dass sie in solchen Situationen bloßgestellt werden. Aus diesem Grund ziehen sie sich immer mehr zurück und verbringen mehr Zeit in der Einsamkeit, was die Möglichkeiten der Hilfe von außen erschwert.
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Es ist wichtig, um psychologische Hilfe zu bitten
Wenn jemand an diesem Syndrom leidet, reichen die guten Absichten der Angehörigen nicht aus, um die Ernährung umzukehren. Sie werden wahrscheinlich scheitern, wenn keine angemessene Behandlung in die Wege geleitet wird.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sich um ein psychisches Gesundheitsproblem handelt, für das Fachkräfte in diesem Bereich erforderlich sind. In vielen Fällen handelt es sich um eine Kombination von Störungen. Daher ist es wichtig, Psychologen oder Psychiater zu konsultieren, um die Situation zu charakterisieren.
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