Hellenistische Philosophie – was ist das?
Die hellenistische Philosophie ist eine Denkschule, die im antiken Griechenland entstanden ist. Ihre Zeitspanne reichte vom Tod Alexanders des Großen 323 v. Chr. bis zur Invasion Makedoniens durch die Römer im Jahre 148 v. Chr.
In dieser Zeit verloren die griechischen Städte ihre Souveränität, und Athen war nicht mehr länger das kulturelle, politische und kommerzielle Zentrum des Mittelmeerraums. So wichen die Stadtstaaten den hellenistischen Monarchien. Es entstand eine Situation politischer Instabilität und die Unterschiede zwischen den sozialen Klassen wurden verstärkt.
Unter diesen Umständen entstand eine Denkschule, die sich durch die Opposition zum aristotelischen Lyzeum und der platonischen Akademie auszeichnete. Die meisten Philosophen dieser Zeit stellten praktisches Verhalten sowie individuelles und soziales Wohlergehen über metaphysische Studien.
Die hellenistische Philosophie und ihre Hauptmerkmale
Die hellenistische Philosophie setzt sich aus mehreren Schulen zusammen, die zwar nicht dieselben Postulate vertreten, aber gemeinsame Merkmale aufweisen. Deshalb wird sie als eine bestimmte Denkschule angesehen.
Hier sind ihre wichtigsten Merkmale:
- In der hellenistischen Philosophie geht es mehr um das individuelle Glück und die persönliche Sicherheit als um die Suche nach einer universellen Wahrheit.
- Diese Denkströmung sucht nach Sicherheit, indem sie sich auf die unabänderlichen Gesetze der Natur und des Kosmos beruft. Zu diesem Zweck wurden eine neue Physik und eine neue Ethik mit einem naturalistischen und kosmopolitischen Charakter entwickelt.
- Das wissenschaftliche Denken konzentrierte sich auf angewandtes und spezialisiertes Wissen. Mit anderen Worten: Die Philosophen der hellenistischen Zeit waren eher an der Lösung spezifischer Probleme als an einem globalen Verständnis des Universums interessiert.
- Eine neue Art von Philosophie, die auf Handeln basiert, entsteht: Philosophie als Therapie.
- In der hellenistischen Philosophie ändert sich der Begriff des Menschen. Aristoteles betrachtete Menschen als bürgerliche Tiere, da ihr Wohlergehen an die Autarkie der Polis gebunden war. Doch als die Polis zusammenbrach, begann der Mensch, sich als soziales Tier zu begreifen, da er nun für seine eigene Lebenserfüllung verantwortlich war, als wesentlicher Teil der Menschheit und der Natur.
- Da die Metaphysik in den Hintergrund trat, ist der Philosoph nicht nur jemand, der etwas weiß, sondern auch jemand, der weiß, wie man lebt.
- Mit dem Niedergang des abstrakten Denkens begann sich die Philosophie in drei spezifische Zweige zu unterteilen: Ethik, Physik und Logik.
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Schulen der hellenistischen Philosophie
Wie wir bereits gesagt haben, ist die hellenistische Philosophie durch das Aufkommen verschiedener Schulen gekennzeichnet, in denen es viele gegenseitige Einflüsse, aber auch viele Polemiken gibt. Werfen wir einen Blick auf einige von ihnen.
Kynismus
Der Kynismus war eine philosophische Schule, die im 4. Jahrhundert v. Chr. im antiken Griechenland aufkam. Sie vertrat unter anderem die Ansicht, dass das Glück in einem einfachen und harmonischen Leben mit der Natur zu finden sei.
Aus Sicht des Kynismus tragen die Menschen alles, was sie zum Glücklichsein brauchen, in sich selbst. Deshalb lehnen sie Reichtum und jede Form von materiellen Sorgen ab. Der Mensch mit weniger Bedürfnissen war am freiesten und glücklichsten.
Die wichtigsten Denker dieser Schule waren Antisthenes, Diogenes von Sinope, Krates von Theben, Hipparchia, Menippus von Gadara und Demetrios der Kyniker.
Kyrenaische Schule
Sie entstand im 5. Jahrhundert v. Chr. und war eine Strömung, die sich auf Fragen der Ethik konzentrierte. Für die Kyrenaiker war das Gute im Leben mit dem Vergnügen gleichgesetzt. Allerdings ist dieses als spirituelles Vergnügen zu verstehen.
Was ihre Erkenntnistheorie angeht, so vertraten die Kyrenaiker die Auffassung, dass sie subjektivistisch (dem Individuum eigen) und sensualistisch (durch die Sinne gewonnen) sei.
Ihre wichtigsten Vertreter waren Aristippus, Ptolemäus von Äthiopien, Antipater von Kyrene, Aristippus der Jüngere, Theodore der Atheist und Hegesias von Kyrene.
Hellenistische Philosophie: Epikureismus
Der Epikureismus war eine philosophische Lehre, die im 4. Jahrhundert v. Chr. in Griechenland und Rom entstand. Er vertrat die Ansicht, dass man Glück durch die intelligente Befriedigung von Freuden erlangt. Man verstand Glück als die Abwesenheit von Schmerz oder jeder Art von Leiden (wie Hunger, sexuelle Anspannung, Langeweile).
Der wichtigste Denker dieser Bewegung war Epikur. Darüber hinaus noch Metrodorus von Lampsakus, Hermarchus von Mytilene, Amaphanius, Cacius, Zeno von Sidon, Philodemus von Gadara, Lukrez, Hadrian und Diogenes von Oinoanda.
Stoizismus
Der Stoizismus war eine philosophische Lehre, die im Jahre 311 v. Chr. entstand. Sie vertrat die Ansicht, dass die gesamte Realität auf der Grundlage von drei Disziplinen untersucht werden sollte:
- Logik
- Physik
- Moral
Ihre wichtigsten Vertreter waren Zenon von Citium, Ariston von Chios, Cleanthes, Chrysippus von Soli, Zenon von Tarsus, Panetius von Rhodos, Posidonius, Marcus Tullius Cicero, Epictetus, Seneca und Marcus Aurelius.
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Pyrrhonismus
Der Pyrrhonismus entstand im 3. Jahrhundert v. Chr. als Variante des Skeptizismus und geht auf den griechischen Philosopen Pyrrhon von Elis zurück. Das Prinzip dieser Schule war es, alles in Zweifel zu ziehen, was als wahr angesehen werden konnte.
Das Ziel bestand darin, Ataraxie (Unerschütterlichkeit) zu erreichen, die durch Epoché (Urteilsenthaltung) über nicht offensichtliche Dinge (d.h. Glaubensfragen) erreicht wird.
Ihre wichtigsten Denker waren Pyrrhon, Timon der Syllograph, Enesidemus und Sextus Empiricus.
Neoplatonismus
Der Neoplatonismus war eine philosophische Lehre, die versuchte, die Philosophie von Platon mit der von Aristoteles, Pythagoras, Zenon von Citium und der östlichen Mystik zu vereinen. Ihre Ideen reichten bis weit ins Mittelalter hinein und ihre wichtigsten Denker waren Plotin, Porphyr, Jamblichus und Hypatia.
Die hellenistische Philosophie in ihrem Kontext
Wie wir gesehen haben, entstand die hellenistische Philosophie als Folge der politischen und kulturellen Veränderungen, die im alten Griechenland nach dem Tod Alexanders des Großen stattfanden. Außerdem zeichnet sich diese Strömung durch den Bruch mit der philosophischen Tradition von Platon und Aristoteles aus. Aus diesem Grund gilt sie als eine Denkbewegung mit eigenen Merkmalen.
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