Gua, die Schimpansin, die wie ein menschliches Baby aufgewachsen ist
Die Beschäftigung mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Mensch und Tier hat eine Vielzahl wissenschaftlicher Disziplinen durchdrungen. Die Psychologie ist eine von ihnen. Der Fall von Gua, der Schimpansin, die wie ein menschliches Baby aufwuchs, ist ein eindrückliches Beispiel dafür.
Im Bestreben um Erkenntnisgewinn und wissenschaftlichen Fortschritt wurden zahlreiche Experimente an Tieren und Menschen durchgeführt. Pawlows Konditionierung von Hunden, Skinners Tauben und der Fall von Gua fallen allesamt in diese Kategorie.
Gua, Die Schimpansin, die wie ein menschliches Baby aufgezogen wurde
Gua. Das war der Name der Schimpansin, die zusammen mit ihrem menschlichen “Bruder” Donald aufgezogen wurde. Dabei handelt es sich nicht um eine Anekdote, sondern um ein Experiment des Psychologen W. Kellogg, der an weiteren Forschungen über Lernen und Verhalten interessiert war.
Gua war 7 Monate und Donald 10 Monate alt. Im Rahmen des Experiments von Kellogg und seiner Partnerin Luella sollten beide die gleiche Aufmerksamkeit, Zuneigung und Liebe erhalten.
Zu den Zielen gehörte es, zu erfahren, wie die Schimpansin lernt und welchen Einfluss die Umwelt hat. Auf diese Weise versuchte Kellogg, durch eine ähnliche Erziehung das relative Gewicht einer klassischen Dichotomie zu bestimmen: Vererbung versus Umwelt.
Jeden Tag maß und testete das Paar Donald und Gua. Die Tests zur Messung der visuellen und motorischen Wahrnehmung, der Bewegung, des Gedächtnisses, der Aufgabenbewältigung usw. waren sehr detailliert und wissenschaftlich fundiert.
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Einige fragwürdige Aspekte des Experiments mit Gua
Das Experiment trug nicht die Früchte, die sich seine Entwickler erhofft hatten. Bei Donald zeigten sich im Vergleich zu Gleichaltrigen Lernverzögerungen. So verfügte das Kind beispielsweise über ein sehr begrenztes Repertoire an Wörtern. Er konnte nur 3 Wörter aussprechen, während andere Gleichaltrige bereits 50 Wörter erkennen konnten.
Darüber hinaus hatte er sich Verhaltensweisen und Gewohnheiten angeeignet, die man von Gua erwartet hätte, wie z. B. Grunzen bei der Kommunikation oder sich auf allen Vieren zu bewegen. Gua hingegen hatte komplexere Verhaltensweisen entwickelt, wie z. B. sich zu begrüßen, zu küssen und zu baden. Mit anderen Worten: Während Donald eher ein Primat war, war Gua eher ein Mensch. Ganz im Gegensatz zu dem, was Kellogg erwartet hatte.
Der Psychologe erkannte schließlich, welche Auswirkungen dieses Experiment auf seinen Sohn hatte. Daher beschloss er, das Experiment abzubrechen. Nach 9 Monaten brachte er Gua zurück in den Zoo. Allerdings konnte sie sich nicht an die Umstellung gewöhnen, erkrankte und starb innerhalb eines Jahres.
Donald war in der Lage, Sprachkenntnisse zu erwerben und neue Dinge zu lernen. Aus ungeklärter Ursache nahm er sich jedoch im Alter von 43 Jahren das Leben, nachdem seine Eltern gestorben waren. Sowohl das Leben von Gua als auch das von Donald fanden ein tragisches Ende.
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Welche Lehren lassen sich aus diesem Experiment ziehen?
Was können wir aus diesem Experiment lernen? Dass die Bindung, die in dieser Familiengruppe entstanden ist, nicht berücksichtigt wurde.
Das heißt, Gua erhielt zwar Aufmerksamkeit und Fürsorge, aber sie wurde instrumentalisiert. Als das Experiment enden sollte, wurde die Fürsorge für sie unterbrochen und nur der der Zustand des Kindes fand Berücksichtigung. Da beide Teilnehmer wie Geschwister aufgezogen wurden, war zu erwarten, dass die Trennung, die Bindung, die sie durch die gemeinsame Zeit und die gemeinsamen Aktivitäten entwickelt hatten, sie beeinträchtigen würde.
Darüber hinaus beinhaltete das Experiment auch Tests, die mit Schmerzen oder Unbehagen verbunden waren. Dies ist durch nichts zu rechtfertigen, selbst wenn das Ziel die Erweiterung des Wissens ist.
Insbesondere deshalb, weil keiner der Beteiligten sein Einverständnis gegeben hat und ihnen nicht bewusst war, was mit ihnen gemacht wird und welche Folgen das haben kann. Heute sind diese beiden Aspekte für jede Behandlung oder jedes Experiment notwendige und unabdingbare Voraussetzungen.
Die Grenze muss der Respekt vor Lebewesen und ihren Rechten sein
Niemand bezweifelt, wie wichtig die Weiterentwicklung des Wissens ist und welchen Fortschritt sie auf allen Ebenen bedeutet: Gesundheit, Lebensqualität, bessere Nutzung der Ressourcen. Natürlich hat sich die Psychologie, so wie wir sie heute kennen, aufgrund vieler durchgeführter Experimente entwickelt.
Wenn wir jedoch ins Detail gehen und erkennen, welche Bedingungen bestimmte Entdeckungen ermöglicht haben, löst dies einige Alarmsignale aus. Nachlässigkeit bei Experimenten, unbeabsichtigte Folgen, mangelndes Einfühlungsvermögen, um nur einige zu nennen.
Die Durchführung von Experimenten muss unter kontrollierten und sorgfältigen Bedingungen erfolgen, wobei der Mensch und das Lebewesen im Mittelpunkt stehen müssen. Die Ethik ist der erste und letzte Orientierungsrahmen; etwas, das bei Gua, der Schimpansin, nicht erfüllt war.
Die Komplexität des Menschen und der Realität veranlasst uns heute, über dichotome und vereinfachende Ansätze hinauszugehen, bei denen nur einem von zwei Faktoren Bedeutung beigemessen wird: Vererbung oder Umwelt. Wir müssen erkennen, dass beides einen Einfluss auf die Entwicklung hat. Denn wir werden weder leer geboren, noch wachsen wir in einer aseptischen Umgebung auf.
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