Gesunder Arbeitsplatz - Welche Rechte und Ansprüche haben ArbeitnehmerInnen?
Trotz eines gesunden Lebensstils im Alltag klagen zahlreiche Menschen über Rückenschmerzen und Kopfweh. In vielen Fällen ist der Büroalltag dafür verantwortlich, denn acht Stunden täglich in einer (falschen) Sitzhaltung schädigen früher oder später den Bewegungsapparat. Doch alle Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen haben ein Recht auf einen gesunden Arbeitsplatz, wobei die Verantwortung bei den Arbeitgebern liegt.
Perfekt sitzen & stehen am Arbeitsplatz ist ein Ziel, das Unternehmen in die Praxis umsetzen müssen, um die physische und psychische Gesundheit ihrer Belegschaft zu schützen. Wir skizzieren anschließend die wichtigsten Punkte, die dabei berücksichtigt werden sollten.
Gefahrenquellen am Arbeitsplatz
Wer täglich die meiste Zeit sitzend vor dem Computer verbringt, läuft auf Dauer Gefahr, sich ein chronisches Rückenleiden zuzuziehen. Eine verspannte Nackenmuskulatur in Verbindung mit dem flimmernden Bildschirm ist außerdem eine häufige Ursache für Kopfschmerzen. Mangelnde Bewegung und fetthaltiges Essen in der Kantine führen zudem oft zu Übergewicht, das zu Herz-Kreislauf-Beschwerden und Gelenkproblemen führen kann.
Psychische Belastungen durch chronischen Stress beeinträchtigen das persönliche Wohlbefinden und führen zu Erschöpfungserscheinungen und Burn-out. Kurzum: Ein ungesundes Arbeitsumfeld gefährdet die Gesundheit und beeinträchtigt die Produktivität der Beschäftigten.
Beispiele für physische Beschwerden
- Nacken- und Kopfschmerzen, die durch Verspannungen ausgelöst werden
- Rückenschmerzen durch langes Sitzen in derselben Position
- Gestörter Schlaf- und Wachrhythmus aufgrund von Schichtarbeit
- Herz-Kreislauf-Beschwerden durch mangelnde Bewegung
Beispiele für psychische Beschwerden
- Stress durch unzureichende Arbeitsbedingungen
- Schlafstörungen, ständige Ermüdung und Depressionen als Folge von Dauerstress
- Burn-out durch Überforderung
- Boreout aufgrund von Unterforderung am Arbeitsplatz
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Arbeitsschutz: Wer ist für einen gesunden Arbeitsplatz verantwortlich?
Ein Unternehmen, das dafür sorgt, dass seine MitarbeiterInnen ihren Tätigkeiten in einer gesunden Arbeitsumgebung nachgehen können, kann mit weniger Fehlzeiten und Krankmeldungen rechnen. Auch die Beschäftigten selbst können einiges dafür tun, ihren Arbeitsplatz ergonomisch zu gestalten. Die Verantwortung liegt jedoch eindeutig beim Arbeitgeber, der sich an das Arbeitsschutzgesetz zu halten hat.
Diese Bestimmungen regulieren die Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit. Der Gesundheitsschutz beschränkt sich nicht auf die Sicherheit und Verhütung von Arbeitsunfällen, sondern umfasst auch Berufskrankheiten und psychische Belastungen, die durch präventive Maßnahmen verhindert werden sollen.
Maßnahmen zum Arbeitsschutz
Wie bereits erwähnt, sind die Verpflichtungen des Unternehmens im Arbeitsschutzgesetz festgehalten. Zu den vorrangigen Aufgaben des Arbeitgebers gehören die Gewährleistung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes auf dem Firmengelände, in der Fertigungshalle und im Büro. Dabei steht die Gestaltung der Räume und das Mobiliar im Mittelpunkt. Der Arbeitgeber hat darauf zu achten, dass die Ausstattung proaktiv zum Gesundheitsschutz beiträgt. Dieser umfasst folgende Faktoren:
- Technischer Arbeitsschutz, durch den Arbeitsunfälle vermieden werden
- Prävention von Berufskrankheiten
- Maßnahmen zur Förderung des Wohlbefindens
Grundsätzlich muss der Arbeitgeber Maßnahmen ergreifen, um die Überlastung der MitarbeiterInnen zu verhindern. In diesem Zusammenhang sind folgende Aspekte wichtig:
- Ein angenehmes Raumklima
- Eine geringe Lärmbelästigung
- Ergonomisch gestaltete Büromöbel
- Eine angemessene Beleuchtung
- Ausreichende Pausen
- Angemessene Anzahl an Überstunden
Des Weiteren sind Fortbildungen zu den Themen Zeitmanagement, Ernährung, Stressvermeidung, Erholung und Rückentherapie wichtig.
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Wie sieht ein ergonomischer Arbeitsplatz im Büro aus?
Ein ergonomischer Arbeitsplatz zählt zu den wichtigsten präventiven Maßnahmen. Folgende Aspekte sind dabei wichtig:
- Schreibtisch: Ein höhenverstellbarer Schreibtisch kann an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden, damit die Arbeitskraft eine gesunde Haltung einnehmen kann.
- Bürostuhl: Die Höhe des Sitzmöbels sollte so eingestellt sein, dass die Knie mindestens einen rechten Winkel bilden, wenn die Füße flach auf dem Boden stehen. Zwischen Sitzfläche und Kniekehle gelten zwei Finger Abstand als optimal.
- Ausreichende Beleuchtung: Tageslicht ist die beste Lichtquelle. Bei Nachtschichten empfiehlt sich eine Beleuchtungsstärke von mindestens 500 Lux.
- Temperatur: Bei Schreibtischarbeiten erweisen sich 20° bis 22° Celsius als angenehm.
- Luftfeuchtigkeit: Am Arbeitsplatz fördern 40 bis 60 Prozent Luftfeuchtigkeit die Konzentrationsfähigkeit.
- Lärm: Im Büro sollte der Lärmpegel 55 Dezibel nicht überschreiten.
- Bildschirm: Für dauerhaftes Arbeiten im Büro ist ein Bildschirm von mindestens 22 Zoll zu empfehlen.
- Pflanzen: Topfpflanzen regulieren das Raumklima und verbessern die Arbeitsatmosphäre.
Folgende Initiativen können ArbeitnehmerInnen umsetzen
ArbeitnehmerInnen können aus Eigeninteresse gesundheitsfördernde Maßnahmen ergreifen, um den Arbeitsalltag den eigenen Bedürfnissen anzupassen:
- Regelmäßige Bewegung und Muskelübungen zur Entspannung der Wirbelsäule
- Abwechselnd sitzen und stehen, um Schultern und Nacken zu entlasten und den Kreislauf anzukurbeln
- Ein kurzes Nickerchen einlegen, sofern das mit den Vorgaben des Arbeitgebers vereinbar ist
- Wohlschmeckende und gesunde Mahlzeiten
- Regelmäßige Gesundheitschecks beim Betriebsarzt
Sonderfall Homeoffice
Aufgrund der Digitalisierung und der Pandemie haben Arbeitsplätze, die nicht an einen Standort gebunden sind, Hochkonjunktur. Dabei gefährden hauptsächlich eine falsche Ausstattung, fehlende Ergonomie und ungeregelte Arbeitszeiten die Gesundheit.
Wer vom Büro in die eigenen vier Wände wechselt, sollte einige Vorkehrungen treffen, damit die Lebensqualität nicht beeinträchtigt wird. Für die Kosten wie Büromöbel muss der Arbeitgeber aufkommen. Er ist außerdem dazu verpflichtet, Mitarbeiter im Homeoffice regelmäßig auf die wichtigsten Vorgaben des Arbeitsschutzes hinzuweisen.
Im Homeoffice ist jedoch auch Eigeninitiative gefragt. Folgende Aspekte sollten berücksichtigt werden:
- Adäquate Ausstattung, die ergonomische Grundsätze berücksichtigt.
- Arbeitszeiten einhalten.
- Strikte Trennung von Arbeitszeit und Privatleben gewährleisten.
- Bewegung und sportliche Aktivitäten nach Feierabend sorgen für einen angemessenen Ausgleich.
Um die Maßnahmen zum Arbeitsschutz zu erfüllen, ist der Arbeitgeber laut § 3 der Arbeitsstättenverordnung verpflichtet, eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen. Dabei wird in einem ersten Schritt festgestellt, ob die Beschäftigten bei der Einrichtung des Homeoffices Gefährdungen ausgesetzt sind. Ist dies der Fall, muss das Unternehmen Maßnahmen nach dem neuesten Stand der Technik durchführen, die die physische und psychische Belastung der Mitarbeiter minimiert.
Gesunder Arbeitsplatz – praktische Lösungen
Wer unter seinen Arbeitsbedingungen im Büro leidet, kann die Problematik systematisch angehen.
Problemerkennung
Um gesundheitliche Beschwerden zu vermeiden, musst du den konkreten Ursachen auf den Grund gehen. Kopfschmerzen können beispielsweise durch falsche Lichtverhältnisse oder eine unpassende Sitzhaltung entstehen. Rückenschmerzen sind auf der Regel auf “rückenunfreundliche” Büromöbel oder einen schlecht eingestellten Bürosessel zurückzuführen.
Der Verantwortliche für das betriebsinterne Gesundheitsmanagement kann dir helfen, die Ursachen für deine Beschwerden zu erkennen.
Eigene Rechte kennen
Der Schutz von ArbeitnehmerInnen ist im Arbeitsschutzgesetz und im Arbeitssicherheitsgesetz definiert. Die Gesetze enthalten zahlreiche Verordnungen, um den Schutz und die Sicherheit von ArbeitnehmerInnen zu garantieren. Benötigst du eine Sehhilfe, die speziell für die Arbeit am Bildschirm gefertigt ist, müssen die Kosten beispielsweise vom Arbeitgeber übernommen werden, da es sich um eine “persönliche Schutzausrüstung” handelt.
Probleme ansprechen
Zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist die Kommunikation mit den Vorgesetzten von entscheidender Bedeutung. Das gemeinsame Gespräch zeigt Verbesserungsmöglichkeiten auf und dient auch dazu, gesetzliche Arbeitsschutzmaßnahmen tatsächlich umzusetzen.
Wohl und Zufriedenheit der Arbeitskräfte zählen zum wichtigsten Kapital eines jeden Unternehmens, denn davon hängen unter anderem die Produktivität und Motivation ab. Ein gesunder Arbeitsplatz ist deshalb eine grundlegende Voraussetzung für den unternehmerischen Erfolg.