Geistige Behinderung: Ausprägungen, Merkmale und Behandlungsoptionen
Im Laufe der Zeit wurden viele unterschiedliche Bezeichnungen verwendet, um geistige Behinderung zu beschreiben. Es handelt sich um eine neurologische Entwicklungsstörung, die sich in unterdurchschnittlichen kognitiven Funktionen manifestiert. Darüber hinaus wirkt sie sich auch auf andere Bereiche aus, zum Beispiel auf die Kontaktfreudigkeit und die Fähigkeit, in einem bestimmten Umfeld zu funktionieren.
Es gibt verschiedene Stufen der geistigen Behinderung. Aus diesem Grund sind die wirklichen Auswirkungen auf das Leben einer Person die Schwierigkeiten bei der Ausführung grundlegender adaptiver Fähigkeiten, wie Lesen, Schreiben, Organisation, Beziehungen zu anderen und die tägliche Selbstversorgung. In unserem heutigen Artikel wollen wir uns etwas eingehender mit dem Thema geistige Behinderung befassen. Du wirst erfahren, welche Ausprägungen und welche Merkmale es gibt und welche Behandlungsoptionen aktuell zur Verfügung stehen.
Wie Fachleute die intellektuellen Fähigkeiten von Kindern messen
Intellektuelle Fähigkeiten werden im Allgemeinen durch standardisierte Tests gemessen, wie beispielsweise die Wechsler Intelligence Scale for Children Fifth Edition (WISC-V). Diese Tests ergeben eine Punktzahl, die den IQ einer Person angibt. Mit anderen Worten: das Verhältnis des geistigen Alters zum chronologischen (körperlichen) Alter.
Experten schätzen den durchschnittlichen IQ der Bevölkerung auf etwa 100, was bedeutet, dass zwei Standardabweichungen unter dem Mittelwert (IQ unter 70) auf eine geistige Behinderung hinweisen.
Doch obwohl eine geistige Behinderung von Geburt an oder bereits in der frühen Kindheit vorliegt, zeigen viele Kinder erst im Vorschulalter deutliche Symptome. Daher können pränatale und entwicklungsbezogene Screening-Tests, die Kinderärzte routinemäßig durchführen, dazu beitragen, eine frühe Diagnose sicherzustellen.
Geistige Behinderung und die damit verbundenen Symptome
Neben dem IQ gibt es noch weitere Symptome, die eine geistige Behinderung kennzeichnen. Hierbei handelt es sich um Anzeichen, die auf eine unangemessene Entwicklung des Kindes hinweisen können:
- Schwierigkeiten beim Erreichen wichtiger Entwicklungsmeilensteine. Zum Beispiel kann das Kind länger als andere brauchen, um sich aufzusetzen, zu krabbeln oder zu laufen.
- Verzögerungen beim Spracherwerb und dem verbalen Ausdruck.
- Gedächtnisprobleme
- Darüber hinaus die Unfähigkeit, die Konsequenzen der eigenen Handlungen wahrzunehmen.
- Schwierigkeiten beim Lernen, logischen Denken und beim Lösen von Problemen.
- Schwierigkeiten, soziale Regeln zu verstehen und mit anderen in Beziehung zu treten.
- Und schließlich die Unfähigkeit, im Alltag völlig unabhängig zu funktionieren.
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Die Hauptursachen für eine geistige Behinderung
Obwohl geistige Behinderung viele mögliche Ursachen hat, kann der genaue Ursprung dieser Erkrankung nur in etwa 25 % der Fälle identifiziert werden. Zu den Hauptfaktoren zählen Chromosomenanomalien (beispielsweise das Down-Syndrom) und Erbkrankheiten.
Probleme während der Schwangerschaft wie Präeklampsie oder der Konsum von Alkohol, Drogen oder bestimmter Medikamente durch die Mutter können ebenfalls dazu führen. Des Weiteren können auch Infektionen, Unterernährung der Mutter oder des Säuglings, schwere Kopfverletzungen oder schwere emotionale Vernachlässigung des Babys das Risiko erhöhen.
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Stufen der geistigen Behinderung
Wie wir bereits oben erwähnt haben, kann sich eine geistige Behinderung auf mehreren Ebenen manifestieren. Experten haben vier Stufen der geistigen Behinderung festgelegt, die dem jeweiligen IQ und der Autonomie der betroffenen Person entsprechen:
Leichte geistige Behinderung
Die meisten Menschen mit einer geistigen Behinderung sind in diesem Bereich. Ihre IQ-Werte liegen zwischen 50 und 70.
Obwohl ihre kognitiven und Lernfähigkeiten etwas eingeschränkt sind, schaffen sie es normalerweise, sich an das Bildungssystem anzupassen und eine berufliche Tätigkeit auszuüben. Die meisten verfügen über angemessene soziale Fähigkeiten und benötigen nur gelegentlich Hilfe, um in ihrer Umgebung zu funktionieren.
Mittelschwere geistige Behinderung
Der IQ dieser Menschen liegt zwischen 35 und 50. Infolgedessen haben sie größere kognitive Schwierigkeiten, insbesondere wenn es um die Verarbeitung komplexer Konzepte geht. Dennoch können sie ihre Fähigkeiten trainieren und beaufsichtigte gering qualifizierte Arbeiten ausführen.
Obwohl ihre Kommunikationsfähigkeiten begrenzt sind, sind sie dazu in der Lage, soziale Beziehungen aufzubauen. Tatsächlich können sie sogar alleine ihnen vertraute Orten aufsuchen, benötigen jedoch möglicherweise Hilfe in sozialen Situationen.
Schwere geistige Behinderung
Mit einem IQ zwischen 20 und 35 benötigen Menschen mit schweren geistigen Behinderungen vielfach eine permanente Überwachung und Unterstützung. Auch ihr Spracherwerb ist verzögert und sehr begrenzt.
Dennoch können sie lernen, bestimmte Wörter zu lesen und einfache soziale Kommunikation zu verstehen. Darüber hinaus können sie mithilfe und unter Aufsicht einfache Aufgaben erledigen. Allerdings sind sie nicht sehr unabhängig.
Schwerwiegende geistige Behinderung
Eine schwerwiegende geistige Behinderung liegt nur 1 bis 2 % der Fälle vor. Normalerweise haben diese Menschen schwere kognitive, soziale und praktische Schwierigkeiten und andere damit verbundene Behinderungen. Dennoch können sie Beziehungen zu Menschen haben, die sie kennen. Und mit viel Unterstützung können sie auch ihren Alltag steuern.
Behandlungsoptionen
Die Behandlung basiert meist darauf, dem Betroffenen zu helfen, sein volles schulisches, soziales und praktisches Potenzial zu erreichen.
Ein multidisziplinäres Team aus verschiedenen Fachleuten, darunter Ärzte, Psychologen, Logopäden und Ergotherapeuten, erstellt ein individuelles Programm. Es basiert sowohl auf den Stärken als auch auf den Schwächen und geht auf die Bedürfnisse des Patienten sowie die seiner Familie ein.
Wie man das Risiko einer geistigen Behinderung verringert
Die Prävention sollte bereits vor der Schwangerschaft mit einer angemessenen Schwangerschaftsvorsorge beginnen. Dazu gehört die regelmäßige Einnahme von Folsäure und der Erhalt notwendiger Impfungen. Wenn eine Frau dann schwanger ist, sollte sie Folgendes unbedingt vermeiden: Unterernährung, Alkohol- und Tabakkonsum sowie die Exposition gegenüber toxischen Umweltstoffen.
Darüber hinaus hilft auch eine angemessene medizinische Versorgung während der Wehen, das Risiko von Komplikationen zu verringern. Nach der Geburt sollte das Baby richtig versorgt werden. Das bedeutet, dass seine körperlichen und emotionalen Bedürfnisse erfüllt werden müssen. Dennoch solltest du wissen, dass es nicht möglich ist, das Risiko für eine geistige Behinderung vollkommen zu eliminieren.
Die Bedeutung von familiärer und professioneller Begleitung
Eine geistige Behinderung ist nicht aufgrund des niedrigen IQ des Betroffenen, sondern aufgrund mangelnder Unterstützung eine Behinderung. Daher sind Medikamente, Therapien oder Anpassungen des Lehrplans wichtig, um dem Betroffenen dabei zu helfen, eine bessere Lebensqualität zu entwickeln und zu genießen.
Darüber hinaus ist die Unterstützung der Familie von wesentlicher Bedeutung, damit diese Menschen sich angemessen auf ihre Umgebung beziehen können. Deshalb ist es wichtig, ihnen praktische und funktionale Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, mit denen sie ihr volles Potenzial entfalten können. Außerdem sollten sie von ihrer Familie die bestmögliche Unterstützung erhalten.
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