Funktionen und Wirkmechanismus von Ghrelin
Ghrelin ist ein Hormon, das hauptsächlich in den Magenwänden synthetisiert wird. Darüber hinaus wird es in geringen Mengen auch im Darmgewebe, in der Hypophyse, in der Plazenta und in der Bauchspeicheldrüse gebildet.
Die Hauptfunktion dieses Hormons ist es, dem Gehirn mitzuteilen , dass der Körper Nahrung aufnehmen muss. Mit anderen Worten: Ghrelin reguliert das Sättigungsgefühl. Daher wird es auch als “Hungerhormon” bezeichnet.
Der Ghrelin-Spiegel steigt vor dem Essen an und sinkt nach der Nahrungsaufnahme wieder ab. Die Aktivität dieses Hormons steht in engem Zusammenhang mit Fettleibigkeit und der Ansammlung von Körperfett, insbesondere im Bauchbereich.
Ghrelin ist ein instabiles organisches Molekül. Es wurde im Jahr 1999 von dem Endokrinologen Masayasu Kojima und seinem Team entdeckt. Der Begriff Ghrelin ist ein Akronym aus dem Englischen “Growth Hormone Release Inducing”, was auf Deutsch so viel beutet, wie die “Wachstumshormonfreisetzung einleitend”.
Die Funktionen von Ghrelin
Die Hauptfunktion von Ghrelin ist die Regulierung der Nahrungsaufnahme. Wenn es im Übermaß vorhanden ist, führt es zudem zu einer Erhöhung des Körpergewichts. Diese Wirkung wird als orexigen bezeichnet. Aber das ist nicht die einzige Aufgabe, die dieses Hormon erfüllt.
Eine weitere wichtige Funktion besteht darin, die Ausschüttung des Wachstumshormons (GH) durch die Hypophyse anzuregen. Außerdem reguliert Ghrelin den Energiestoffwechsel.
In Laborstudien mit Nagetieren steigerte die Verabreichung von Ghrelin nachweislich deren Appetit. Dies wiederum führte zu einer Zunahme des Körpergewichts und der Einlagerung von Fett im Körper. Des Weiteren fanden Wissenschaftler heraus, dass dieses Hormon die Ansammlung von Lipiden im Bauchfett begünstigt.
Darüber hinaus wirkt Ghrelin auch als vasoaktiver Wirkstoff bei der Blutdruckhomöostase. Das bedeutet, dass es die Kontraktion oder Dilatation der Blutgefäße beeinflusst, um ein Gleichgewicht des Blutdrucks zu erreichen. Auf die gleiche Weise übt es eine kardioprotektive Wirkung und eine neuronale Wirkung aus.
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Der Wirkmechanismus von Ghrelin
Dieses Hormon wird ausgeschüttet, wenn sich keine Nahrung im Magen befindet. Daraufhin gelangt es in den Blutkreislauf und überwindet die Blut-Hirn-Schranke – das heißt, es gelangt über den Blutstrom in die Hirnsubstanz. Dort erreicht dieses Hormon schließlich den Hypothalamus und aktiviert die Signale, dir sagen, dass du Nahrung zu dir nehmen solltest.
Aber nicht nur ein leerer Magen führt dazu, dass sich die Ghrelin-Produktion erhöht. Auch die nachfolgend aufgeführten Faktoren haben einen wichtigen Einfluss:
- Schlafmangel: Wenn du lange Zeit nicht geschlafen hast, wird dieses Hormon vermehrt ausgeschüttet. Der Körper neigt dazu, den Schlafmangel durch eine erhöhte Nahrungsaufnahme zu kompensieren.
- Stress: Ghrelin wirkt oft in Verbindung mit anderen Hormonen, wie etwa Cortisol, dem sogenannten “Stresshormon”. Wenn dein Körper unter Stress steht, hast du in der Regel auch mehr Appetit.
- Sitzender Lebensstil: Auch Bewegungsmangel lässt deinen Hormonspiegel ansteigen.
- Menopause: Der Rückgang von Östrogen und Progesteron in dieser Phase führt bei vielen Frauen zu vermehrtem Stress. Infolgedessen steigt der Spiegel dieses Hormons an, was zu einer erhöhten Nahrungsaufnahme führt.
- Alter: Wenn du dich regelmäßig körperlich betätigst, bleibt dein Ghrelin-Spiegel stabil. Andernfalls steigt er mit zunehmendem Alter tendenziell an.
- Geschlecht: Untersuchungen haben ergeben, dass der Ghrelin-Spiegel bei Frauen in der Regel höher als bei Männern ist.
Ghrelin kommt bei Menschen mit massiver Fettleibigkeit, Hypogonadismus, Akromegalie und im Alter in hohen Mengen vor. Bei Magersucht, Unterernährung und Kachexie hingenen sind die Werte sehr niedrig.
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Was du sonst noch wissen solltest
Dieses Hormon wirkt nachweislich auf verschiedene Strukturen des zentralen Nervensystems wie die Amygdala, den Hippocampus und den dorsalen Nucleus raphe. Alle diese Bereiche stehen mit der Nahrungsaufnahme, aber auch mit Angst und dem Gedächtnis in Verbindung. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass ein hoher Spiegel dieses Hormons das Gedächtnis verbessert.
Derzeit werden zahlreiche Untersuchungen zu Ghrelin durchgeführt. Vor seiner Entdeckung waren die Fortschritte bei der Erforschung von Fettleibigkeit sehr begrenzt. Mit der Entdeckung und den Fortschritten im Verständnis von Ghrelin hat sich ein weiter Horizont zur Behandlung von krankhafter Fettleibigkeit eröffnet, einer Krankheit, die weltweit Tausende von Todesfällen verursacht.
Die Pharmaindustrie ist bestrebt, einen Ghrelin-Rezeptor-Antagonisten zu entwickeln. Die vielversprechendste der Studien ist die Immunisierung des Körpers gegen Ghrelin. In der Schweiz wird seit 2005 ein Impfstoff getestet, der aber bisher nicht voll wirksam ist.
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