Craniomandibuläre Dysfunktion: Was ist das?

Die Kraniomandibuläre Dysfunktion kann chronische Schmerzen verursachen, die Kieferöffnung einschränken und Beschwerden des Kiefers sowie im Bereich des Mundes, Gesichtes, Kopfes, Nackens oder anderen benachbarten Bereichen auslösen. Was kann man tun, um diese zu lindern? Erfahre heute mehr darüber. 
Craniomandibuläre Dysfunktion: Was ist das?
Karina Valeria Atchian

Geschrieben und geprüft von der Ärztin Karina Valeria Atchian.

Letzte Aktualisierung: 25. August 2022

Als Craniomandibuläre Dysfunktion bezeichnet man eine Funktionsstörung des Kausystems, das heißt der Kiefergelenke, der Kaumuskulatur oder Störungen der Zahnkontakte.

Diese Funktionsstörungen verursachen Schmerzen im Kieferbereich, die auf benachbarte Zonen ausstrahlen, sowie Veränderungen der Kiefergelenkfunktionen. Diese können sich auf die Lebensqualität auswirken. Wir erklären dir deshalb heute, was man in diesem Fall tun kann.

Craniomandibuläre Dysfunktion: Was ist das?

Es handelt sich um eine Funktionsstörung zwischen Schädel und Unterkiefer, die auf beiden Seiten durch das Kiefergelenk direkt vor dem Gehör miteinander verbunden sind. Das Kiefergelenk ermöglicht die Öffnung und Schließung des Mundes, wofür auch die Kaumuskel nötig sind.

Beim Sprechen, Gähnen. Essen oder Lachen bewegen wir das Kiefergelenk, das heißt also, dass es ständig in Bewegung ist. Aus diesem Grund kommt es bei Erwachsenen relativ häufig zu Funktionsstörungen. Allerdings können auch Kinder daran leiden, vor allem ab einem Alter von 10 Jahren.

Schmerzen durch Craniomandibuläre Dysfunktion
Das Kiefergelenk ermöglicht die Öffnung und Schließung des Mundes.

Craniomandibuläre Dysfunktion: Funktionsstörung mit weitreichenden Folgen

Wie bereits anfangs erwähnt, handelt es sich um einen Sammelbegriff, der verschiedene Funktionsstörungen umfasst, die durch die Muskulatur oder das Gelenk ausgelöst werden. Tatsächlich ist meist nicht nur das Kiefergelenk, sondern auch die Kaumuskeln davon betroffen.

Es kann sich um ein einseitiges oder beidseitiges Problem handeln, das bei Frauen häufiger als bei Männern auftritt. Statistiken ist zu entnehmen, dass diese Funktionsstörung besonders häufig zwischen dem 20. und 44. Lebensjahr auftritt, jedoch nicht darauf beschränkt ist.

Besonders charakteristisch sind folgende Beschwerden:

  • Akuter oder chronischer Schmerz bei der Bewegung des Kiefergelenks, normalerweise im Bereich des Gehörs
  • Knacken oder Reiben des Kiefergelenks beim Öffnen oder Schließen des Mundes
  • Eingeschränkte Kieferöffnung, es kann auch zur Kiefersperre kommen
  • Schmerzen im Kopf- und Halsbereich
  • Ohrenschmerzen
  • Ohrensausen
  • Verringerte Hörfähigkeit

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Mögliche Ursachen

Die möglichen Ursachen der Craniomandibulären Dysfunktion sind sehr vielseitig. In vielen Fällen liegen mehrere Auslöser vor. Zu den häufigsten gehören folgende:

  • Zahnfehlstellungen, Zahnverschiebungen oder andere Veränderungen im Biss
  • Bruxismus
  • Lippenbeißen
  • Kaugummi kauen
  • Stress und Nervosität
  • Erhöhte Schmerzempfindlichkeit
  • Rheumatoide Arthritis
  • Gelenkinfektion
  • Gelenkverlagerung
  • Neoplasien
  • Degenerative Gelenkkrankheiten
  • Trauma in der Gelenkregion
  • Diskusverlagerungen: Verlagerungen der Knorpelscheibe in der Kiefergelenkpfanne
  • Fehlhaltungen

Für die Diagnose ist meist die Analyse der klinischen Schmerzgeschichte und die physische Untersuchung des betroffenen Bereiches, einschließlich Hals- und Nackenregion, ausreichend.

In manchen Fällen kommen bildgebende Verfahren, wie zum Beispiel eine Röntgenaufnahme, eine Computertomographie oder eine Magnetresonanz zum Einsatz, um die Diagnose zu bestätigen. Falls nötig kann auch eine Blutuntersuchung veranlasst werden, um eine Differentialdiagnose zu erstellen.

Craniomandibuläre Dysfunktion: beim Zahnarzt
Bruxismus, degenerative Gelenkkrankheiten oder Traumata zählen zu den häufigsten Ursachen für die Craniomandibuläre Dysfunktion.

Craniomandibuläre Dysfunktion: Was tun?

In vielen Fällen liegen gleichzeitig unterschiedliche Ursachen vor, deshalb ist ein interdisziplinäres Ärzteteam wichtig, um das Problem zu lösen. Es kann sich um eine vorübergehende Situation handeln, die sich ohne spezifische Behandlung wieder verbessert.

Doch die Craniomandibuläre Dysfunktion kann zum Teil eine Therapie erfordern, um Schmerzen und Fehlstellungen zu behandeln. Auch die Patienten selbst können einiges tun, um die Fehlfunktion zu beheben. Es handelt sich in diesem Fall um konservative Maßnahmen, wie zum Beispiel folgende:

  • Vermeide es, auf nicht essbaren Dingen (wie Bleistift, Kuli, Nägel usw.) herumzukauen.
  • Achte auf ein leicht geöffnetes, entspanntes Kiefer, um kontinuierlichen Druck und Reibungen zu vermeiden.
  • Sei bei bestimmten Musikinstrumenten vorsichtig, die zu Spannungen im Mund-, Hals- oder Nackenbereich führen könnten.
  • Lerne Entspannungstechniken.
  • Verwende kalte oder warme Umschläge im schmerzenden Bereich.
  • Verbessere deine Schlafhygiene.
  • Entscheide dich für weiche Lebensmittel.
  • Verhindere große Bewegungen des Kiefergelenks.

Diese Maßnahmen sind unter der Aufsicht eines Experten zusätzlich zu anderen Strategien sehr hilfreich. Der Arzt kann auch Schmerzmittel oder eine Physiotherapie verschreiben.

Außerdem gibt es spezifische Schienen, die sehr effizient sind. Wenn konservative Maßnahmen nicht greifen, kann der Arzt einen chirurgischen Eingriff empfehlen.

Die Prognose variiert abhängend von den Ursachen

In den meisten Fällen wirkt eine konservative Therapie sehr effektiv, die Prognose ist also gut. Allerdings hängt dies auch von den Ursachen ab, denn wenn zum Beispiel eine Neoplasie oder eine degenerative Gelenkerkrankung die Auslöser sind, können die Entwicklung und die Prognose stark variieren. 

Die Symptome können sich also entsprechend der Entwicklung der Krankheit verbessern oder verschlimmern. Deshalb ist es grundlegend, nach der ärztlichen Diagnose die entsprechende Behandlung einzuleiten.


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