Wissenswertes über Parosmie, eine qualitative Riechstörung
Parosmie ist eine qualitative Riechstörung, die zu einer veränderten Geruchswahrnehmung führt. Betroffene empfinden vertraute Gerüche, wie den Duft von Kaffee, als unangenehm oder abstoßend. Zusammen mit Hyposmie (eingeschränkte Geruchswahrnehmung), Anosmie (vollständiger Verlust des Geruchssinns) und Phantosmie (Wahrnehmung nicht existenter Gerüche) handelt es sich um eine der häufigsten Geruchsstörungen.
Meistens geht die Veränderung des Geruchssinns mit einer Geschmacksstörung einher. Durch COVID-19 hat die Parosmie Aufmerksamkeit erregt, denn diese Infektionskrankheit führt häufig zu Geruchsbeeinträchtigungen. Es gibt jedoch auch andere Ursachen.
Was passiert im Gehirn von Menschen mit Parosmie?
Um diese Riechstörung zu verstehen, skizzieren wir kurz, wie der Geruchssinn funktioniert. An der Nasenscheidewand befinden sich beidseitig Riechschleimhäute mit Riechsinneszellen, die Rezeptoren für rund 350 Duftstoffe besitzen. Über die Nervenbahnen gelangt der Duftreiz schließlich bis zum Riechhirn und dann zum Hypothalamus und zum limbischen System. Jeder Geruchsreiz wird subjektiv bewertet, wobei unter anderem die Erinnerungen eine wichtige Rolle spielen.
Aber was passiert bei Parosmie? Diese Riechstörung ist noch nicht ausreichend erforscht, Experten stimmen jedoch darin überein, dass es zu einem teilweisen Verlust von Riechneuronen kommt, was zu einer unvollständigen Geruchswahrnehmung führt.
Eine in der Fachzeitschrift ENT veröffentlichte Studie zeigt, dass die Gehirne von Menschen mit Parosmie anders funktionieren als die von Menschen mit normaler Geruchswahrnehmung. Für diese Hypothese spricht ein Artikel in der Zeitschrift The laryngoscope, der zeigt, dass das Riechtraining helfen kann, verlorene Funktionen wiederzuerlangen.
Parosmie bewirkt, dass angenehme Gerücke, wie der Duft einer Rose, als faulig, abstoßend oder unangenehm wahrgenommen werden.
Ursachen
Wissenschaftler haben mehr als 100 mögliche Ursachen für Parosmie festgestellt. Nach Angaben der US National Institutes of Health sind folgende Auslöser am häufigsten zu beobachten:
- Rauchen
- Nasenpolypen
- Hormonstörungen
- Schädel-Hirn-Trauma
- Bestrahlung bei Krebserkrankung
- Exposition gegenüber Chemikalien oder Medikamenten
- Infektionen der oberen Atemwege, wie z. B. eine Nasennebenhöhlenentzündung.
- Erkrankungen, die das Nervensystem betreffen, wie Parkinson oder Alzheimer.
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Parosmie durch COVID-19
Eine in der Zeitschrift Nature veröffentlichte Analyse weist darauf hin, dass 47 % der an COVID-19 erkrankten Personen Geruchs- und Geschmacksbeeinträchtigungen aufweisen. Davon handelt es sich in 23 % der Fälle um Parosmie. In Großbritannien wurde eine Umfrage unter Patienten durchgeführt, die nach der Infektion untersucht wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass 43 % ihren Geruchssinn verloren hatten und nach der Wiedererlangung an Parosmie litten.
Dies geschah im Durchschnitt 2,5 Monate nach der Entlassung aus COVID-19. Doch warum führt COVID-19 zu Parosmie? Wissenschaftler gingen anfangs davon aus, dass diese Infektion die Geruchsneuronen angreift. Studien haben jedoch gezeigt, dass dies nicht der Fall ist. Die Riechneuronen sind durch sustentakuläre Zellen verbunden, die ein Protein namens ACE2 enthalten. Das Virus greift diese Zellen an, weil das Protein als Code fungiert, der es SARS-CoV-2 ermöglicht, in sie einzudringen und sie zu schädigen.
Dies könnte auch die Ursache für Anosmie sein, die durch den Coronavirus ausgelöst werden kann. Nach der Infektion repariert sich das Gewebe allmählich. Während dieses Prozesses werden neue und fehlerhafte neuronale Verbindungen hergestellt, die schließlich zu Parosmie führen.
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Ist Parosmie behandelbar?
Es gibt keine spezifische Behandlung für diese Riechstörung. Wichtig ist, das ursächliche Problem zu behandeln. Wenn die Riechstörung aufgrund von Tabakkonsum auftritt, sollte die betroffene Person mit dem Rauchen aufhören. Sind Nasenpolypen vorhanden, kann ein operativer Eingriff nötig sein. Eine Nasennebenhöhlenentzündung wird in der Regel medikamentös behandelt.
Auswirkungen der Parosmie auf das tägliche Leben
Menschen, die lange Zeit unter Parosmie leiden, können aufgrund des damit einhergehenden Ekelgefühls eine verminderte Lebensqualität haben. Parosmie ist eine Störung, die Probleme im täglichen Leben verursacht. Sie hindert Betroffene daran, ihren normalen Routinen nachzugehen oder an gesellschaftlichen Veranstaltungen teilzunehmen. Lebensmittel können faulig riechen, der Schweißgeruch anderer wird zum Teil unerträglich, Desinfektionsmittel reichen extrem unangenehm.
Geschmacks- und Geruchssinn sind miteinander verbunden, deshalb verändern Betroffene häufig ihre Essgewohnheiten. Manche Personen nehmen stark ab, da sie das Essen nicht mehr genießen können. Außerdem bestehen bestimmte Gefahren, denn der Geruchssinn schützt uns unter anderem, indem er uns auf Giftstoffe, Gase oder andere gefährliche Situationen hinweist.
Wenn du an Parosmie leidest, solltest du deshalb nicht lange warten und dich fachärztlich untersuchen lassen. Deine Ärztin oder dein Arzt kann nach der Diagnose die bestmögliche Behandlung bestimmen, um dir zu helfen.
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