Wie wirken Antibiotika bei einer Harnwegsinfektion?

Bei einer bakteriellen Harnwegsinfektion kommen normalerweise Antibiotika zum Einsatz. Wir sprechen heute über verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Lies weiter, wenn dich dieses Thema interessiert. 
Wie wirken Antibiotika bei einer Harnwegsinfektion?
Leonardo Biolatto

Geprüft und freigegeben von dem Facharzt Leonardo Biolatto.

Geschrieben von Leonardo Biolatto

Letzte Aktualisierung: 29. Juli 2022

Meist verschreibt der Arzt bei einer Harnwegsinfektion Antibiotika, sobald feststeht, dass Bakterien die Auslöser dafür sind. Diese Therapie ist in den meisten Fällen sehr wirksam und dauert nur einige Tage lang. Es handelt sich um ein häufiges Leiden, das weltweit viele Patienten in die Arztpraxis führt. Erfahre heute mehr über die Behandlung von Harnwegsinfektionen mit Antibiotika.

Wissenswertes über Harnwegsinfektionen

Es handelt sich um eine sehr häufige Krankheit, wobei vor allem Frauen betroffen sind. Schätzungsweise leiden rund 20 Prozent aller Frauen irgendwann in ihrem Leben an einer Harnwegsinfektion, die eine Behandlung mit Antibiotika erfordert.

Bei Männern ist zwar die Häufigkeit geringer, doch es kann zu einer Komplikation kommen, wenn die Harnwegsinfektion nicht richtig behandelt wird. Dadurch könnte eine chronische Prostatitis entstehen. Viele Männer schenken Symptomen, die auf einen Harnwegsinfekt hinweisen könnten, keine Beachtung. In der Folge können sich die Bakterien ausbreiten, bis zur Prostata vordringen und eine ernste Entzündung verursachen.

Statistiken ist zu entnehmen, dass es in den meisten Fällen zu einer Infektion der unteren Harnwege kommt. Das heißt, dass die Harnröhre und die Blase betroffen sind. Seltener kommt es zur Entzündung des oberen Harntrakts, das heißt von Nieren und Harnleiter.

Mit zunehmendem Alter ist das Risiko für eine Harnwegentzündung größer. Bei Frauen in der Menopause und älteren Männern in Altersheimen  ist die Gefahr also höher.

Wie wirken Antibiotika bei einer Harnwegsinfektion?
Zwar sind Harnwegsinfektionen bei Männern weniger häufig, doch sie können eine chronische Prostatitis auslösen.

Entdecke auch diesen Beitrag: Infektion der Harnwege: Ursachen und Symptome

Ursachen und warum Antibiotika bei einer Harnwegsinfektion helfen

Wie bereits erwähnt, sind in den meisten Fällen Bakterien für die Infektion der Harnwege verantwortlich. Ein Harnwegsinfekt durch Viren oder Pilze ist seltener.

In 80 % der Fälle ist die Bakterie Escherichia coli der Auslöser einer Zystitis oder Urethritis. Diese Bakterie ist im Verdauungstrakt vorhanden, vor allem im letzten Darmabschnitt. Die Infektion ist meist endogen, das heißt, dass sich die betroffene Person selbst infiziert, indem die Bakterien von einem Bereich in den anderen wandern.

Frauen leiden deshalb häufiger daran, da ihre Harnröhre kürzer als bei Männern ist und der Weg zum Harnapparat und zum Verdauungsapparat deshalb ebenfalls kürzer ist. Damit hat es die Bakterie Escherichia coli leichter, vom Anus bis zur Harnröhre vorzudringen und sich dann darin auszubreiten.

Andere Krankheitserreger können ebenfalls zu einer Harnwegsinfektion führen, allerdings kommt dies seltener vor. Folgende Mikroorganismen könnten dafür verantwortlich sein:

  • Proteus mirabilis
  • Klebsiella pneumoniae
  • Enterococcus faecalis

Diese Bakterien reagieren empfindlich auf verschiedene Arten von Antibiotika, deshalb ist es wichtig, vor der Behandlung ein Antibiogramm zur Bestimmung der Empfindlichkeit oder Resistenz zu machen. Der Arzt kann dann das richtige Arzneimittel wählen, um den Krankheitserreger zu bekämpfen.

Die bei einer Harnwegsinfektion am häufigsten verwendeten Antibiotika

Sobald der Krankheitserreger feststeht, initiiert der Arzt die entsprechende Therapie. Das Medikament muss an jeden Einzelfall angepasst werden. 

Dabei berücksichtigt der Arzt das Alter des Patienten, mögliche Krankheiten, Allergien und das Ausmaß der Infektion. Wir beschreiben anschließend kurz verschiedene Antibiotika, die bei einer Harnwegsinfektion häufig zum Einsatz kommen.

Penicillin und Penicillin-Derivate

Es handelt sich um einen Klassiker im Kampf gegen Bakterien. Doch auch Penicillin hat sich im Laufe der Zeit verändert. Dieses Antibiotikum ist bei einer Vielfalt von Mikroorganismen sehr effektiv. Auch Medikamente aus der Gruppe der Cephalosporine sind sehr wirksam: Cefalexin, Cefalotin und Ceftriaxon.

Die meisten Escherichia coli reagieren empfindlich auf diese Antibiotika, auch bei der Gattung der Proteus ist dies der Fall. Für Schwangere sind diese Arzneimittel eine gute Option, denn in Studien konnten keine Nebenwirkungen auf den Fötus festgestellt werden. Sie werden deshalb als sehr sicher eingestuft.

Antibiotika bei einer Harnwegsinfektion
Penicillin und Penicillin-Derivate kommen bei bakteriellen Harnwegsinfektionen sehr häufig zum Einsatz.

Aminoglukoside bei einer Harnwegsinfektion

In diese Familie gehört zum Beispiel der gramnegative Wirkstoff Gentamicin, der starke bakterizide Eigenschaften aufweist. Er hemmt also das bakterielle Wachstum nicht, sondern tötet die Mikroorganismen ab. Aus diesem Grund kommt dieser Wirkstoff bei Enterokokken zur Anwendung.

Allerdings kann er verschiedene Nebenwirkungen auslösen und wird deshalb nur mit Einschränkungen verschrieben. In der Schwangerschaft und Kindheit ist davon abzuraten. Denn bei Kindern befinden sich die Gewebe noch in der Entwicklungsphase und dieses Medikament könnte den Zellbildungsprozess beeinflussen.

Chinolon-Antibiotika

Im Laufe der Zeit haben sich bestimmte Antibiotika als sehr wirksam erwiesen und kommen deshalb auch bei Harnwegsinfektionen häufig zum Einsatz. So haben zum Beispiel Chinolon-Antibiotika Amoxicillin und Penicillin in vielen Fällen ersetzt. 

Nicht immer ist ausreichende wissenschaftliche Evidenz dafür vorhanden, doch trotzdem haben sich diese Medikamente durchgesetzt. Dies ist vielleicht auf ihre einfache Anwendung zurückzuführen, denn die tägliche Dosis ist geringer und die Dauer der Einnahme kürzer.

Zu dieser Familie gehören die Wirkstoffe Norfloxacin, Ciprofloxacin, Pefloxacin und Gatifloxacin. Die ersten zwei kommen bei bakteriellen Harnwegsinfektionen am häufigsten zum Einsatz. Ein Vorteil dieser Gruppe ist, dass sich Chinolone auf spezifische Gewebe konzentrieren.

Auch dieser Artikel könnte dich interessieren: Nitrite im Harn: Was du darüber wissen solltest

Trimethoprim und Sulfamethoxazol

Diese Kombination an Wirkstoffen gehört ebenfalls in die Gruppe der Antibiotika. Nicht immer kann dieses Arzneimittel zur Anwendung kommen, da die Wirkung gegen jene Bakterien, die meist eine Harnwegsinfektion auslösen, beschränkt ist. Doch nach dem Antibiogramm kann der Arzt entscheiden, ob dieses Medikament infrage kommt.

Es dringt bis zur Prostata vor und kommt deshalb häufig als Zweitlinienbehandlung bei Männern zum Einsatz (nach Norfloxacin). Die Nebenwirkungen sind gering und das Arzneimittel ist in fast jedem Alter und jeder Situation sicher.

Antibiotika bei einer Harnwegsinfektion
Die Wahl des besten Antibiotikums hängt von den auslösenden Mikroorganismen und dem Ausmaß der Harnwegsinfektion ab.

Vernünftige Verwendung von Antibiotika bei einer Harnwegsinfektion

Ganz unabhängig davon, welche Art von Infektion damit behandelt wird, ist es grundlegend, Antibiotika verantwortungsvoll und richtig zu verwenden. Ansonsten könnte sich eine Bakterienresistenz entwickeln und dann ist die Behandlung komplizierter.

Lasse dich also unbedingt ärztlich beraten und untersuchen. Dein Arzt wird nach dem Antibiogramm die entsprechende Wahl treffen. Dabei berücksichtigt der Arzt die individuellen Voraussetzungen und Gegebenheiten, damit das verschriebene Medikament tatsächlich die gewünschten Resultate erzielt.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Orrego-Marin, Claudia Patricia, Claudia Patricia Henao-Mejia, and Jaiberth Antonio Cardona-Arias. “Prevalencia de infección urinaria, uropatógenos y perfil de susceptibilidad antimicrobiana.” Acta Médica Colombiana 39.4 (2014): 352-358.
  • Tandogdu, Zafer, and Florian ME Wagenlehner. “Global epidemiology of urinary tract infections.” Current opinion in infectious diseases 29.1 (2016): 73-79.
  • Medina, Martha, and Edgardo Castillo-Pino. “An introduction to the epidemiology and burden of urinary tract infections.” Therapeutic advances in urology 11 (2019): 1756287219832172.
  • Barker, Charlotte I., Eva Germovsek, and Mike Sharland. “What do I need to know about penicillin antibiotics?.” Archives of Disease in Childhood-Education and Practice 102.1 (2017): 44-50.
  • Hanif, Shamayela. “Frequency and pattern of urinary complaints among pregnant women.” Journal of the College of Physicians and Surgeons–pakistan: Jcpsp 16.8 (2006): 514-517.
  • Alinejad, Saeed, et al. “Nephrotoxic effect of gentamicin and amikacin in neonates with infection.” Nephro-Urology Monthly 10.2 (2018).
  • Tayebi, Zahra, et al. “Comparison of quinolone and β-lactam resistance among Escherichia coli strains isolated from urinary tract infections.” Infezioni in Medicina 24.4 (2016): 326-330.
  • Talan, David A., et al. “Extended-release ciprofloxacin (Cipro XR) for treatment of urinary tract infections.” International journal of antimicrobial agents 23 (2004): 54-66.
  • Stamatiou, Konstantinos, and Nikolaos Pierris. “Mounting resistance of uropathogens to antimicrobial agents: A retrospective study in patients with chronic bacterial prostatitis relapse.” Investigative and clinical urology 58.4 (2017): 271-280.
  • NEMIROVSKY, CORINA, et al. “Consenso Argentino Intersociedades de Infección Urinaria 2018-2019-Parte I.” MEDICINA (Buenos Aires) 80.3 (2020): 229-240.

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.