Wie sich Streit der Eltern auf die Kinder auswirkt
Auch wenn eine Partnerschaft sehr vorbildlich verläuft, es wird immer Meinungsverschiedenheiten und Diskussionen geben, die zu Hause ausgetragen werden. Doch manchmal vergessen wir, dass die Kinder in der Nähe sind und alles mitbekommen. Dabei kann der Streit der Eltern enorme Auswirkungen auf ihre Entwicklung haben.
In diesem Artikel möchten wir daher genauer darauf eingehen, inwieweit man seine Kinder solchen Konflikten aussetzen sollte und welche Auswirkungen diese auf das Kind haben können.
Häusliche Gewalt und ihre Auswirkungen
Laut UNICEF ist die Familie die wichtigste soziale Instanz für die Erziehung, Bildung und den Schutz ihrer Mitglieder.
Trotzdem werden aufgrund von schlechter Kommunikation und mangelnder Kontrolle der Gefühle kleine Meinungsverschiedenheiten zwischen einem Paar oft zu großen Konflikten.
Dass diese Konflikte nicht nur die Eltern selbst verletzen, sondern auch die Kinder, ist in diesen Momenten den wenigsten bewusst.
Tatsächlich haben Fachleute festgestellt, dass Kinder an keinem Ort so sehr der Gefahr von Gewalt ausgesetzt sind, wie in ihrem familiären Umfeld.
Vielleicht denkst du, dass diese Diskussionen dein Kind doch gar nicht betreffen. Nichtsdestotrotz zählt jeder Streit der Eltern, sei es verbal oder körperlich, zu häuslicher Gewalt.
Daher ist es auch nicht erstaunlich, dass diese Konflikte in der Partnerschaft die Kinder zwar indirekt aber tiefgreifend beeinflussen. Im Folgenden möchten wir dir die Gründe dafür erklären.
Welche Auswirkungen hat der Streit der Eltern auf die Kinder?
Unterschiedliche Faktoren beeinflussen das Familienleben. Dazu gehören sowohl soziale und emotionale Aspekte als auch gewohnte Verhaltensmuster und Familienstrukturen. Genau diese Dinge kommen durch häusliche Konflikte ins Ungleichgewicht.
Gewalt, Machtspiele, Rechtfertigungen sowie Aggressionen werden als Maßnahmen genutzt, um Probleme zu lösen. Diese Streitigkeiten werden mit der Zeit zur Gewohnheit, sodass die Familienmitglieder sie oft schon als normal ansehen.
Selbstverständlich hat dies negative Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Und besonders betroffen sind davon die Kinder, die nicht einmal Schuld daran tragen. Zudem sind sie nicht in der Lage, ihre Umgebung und familiäre Situation in Frage zu stellen, geschweige denn zu kritisieren.
Im Folgenden möchten wir einige Beispiele mit dir teilen, wie der Streit der Eltern das Leben ihrer Kinder beeinflussen kann. Diese sind sehr allgemein gehalten und können selbstverständlich je nach Situation stark variieren. Du wirst überrascht sein, wie viele verschiedene Lebensbereiche des Kindes davon betroffen sind.
1. Körperliche Auswirkungen
Die ständige psychische Belastung der Kinder, die häuslichen Konflikten ausgesetzt sind, kann sich in ihrer körperlichen Entwicklung bemerkbar machen.
Zu den möglichen Auswirkungen zählen unter anderem Wachstumsstörungen sowie eine allgemeine Verzögerung in der Entwicklung. Es können aber auch Schlafprobleme, Essstörungen oder psychosomatische Symptome und Erkrankungen auftreten.
2. Emotionale Auswirkungen
Es ist wichtig zu verstehen, dass Kinder, die andauernd dem Streit ihrer Eltern ausgesetzt sind, kein gesundes Verhältnis zu ihren Gefühlen entwickeln können, da ihnen das familiäre Umfeld als Referenz dient.
Zum Beispiel wird es schwierig für sie sein, mit Frustration und Ärger klar zu kommen. Sehr wahrscheinlich werden sie diesen durch Aggression ausdrücken. Infolgedessen üben sie Gewalt gegenüber anderen aber auch gegen sich selbst aus.
Ebenso wahrscheinlich ist es, dass sie sich angesichts traumatischer Erlebnisse hilflos und machtlos fühlen. Dies kann dazu führen, dass sie sich zurückziehen und ihr Verhalten von Angst geprägt wird.
3. Soziale Auswirkungen
Ein weiteres Problem, das bei diesen Kindern auftreten kann, ist die Unfähigkeit zu kommunizieren und Freundschaften aufzubauen. Sie vermeiden es, engere Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen, aus Angst wieder verletzt zu werden.
Die Kinder haben durch den Streit der Eltern gelernt, dass sie durch Misstrauen und Zurückhaltung negative Gefühle vermeiden können. Denn diese sind meist mit einer bestimmten Erinnerung an Gewalt verbunden.
All dies kann dazu führen, dass sie mangelndes Einfühlungsvermögen, Aggressivität oder sogar kriminelles Verhalten entwickeln.
4. Einfluss auf kognitive Fähigkeiten
Häufig haben Kinder, die regelmäßig dem Streit ihrer Eltern ausgesetzt sind, Schwierigkeiten sich zu konzentrieren. Gleichermaßen fällt es ihnen schwer, aufmerksam zu sein. Darunter leiden natürlich ihre Lernentwicklung und schulischen Leistungen.
Andererseits kann es zu einer Dissoziation kommen. Darunter versteht man einen Zustand, in dem der oder die Betroffene Teile seiner Wahrnehmung des Alltags aus seinem Bewusstsein abspaltet. Dies ist ein Abwehrmechanismus, der durch die entstehende Distanz zur Realität Konflikte und Stress reduziert.
Dieses Verhalten entsteht oft nach traumatischen Erlebnissen und wird als psychologische Störung angesehen. Denn in diesem Zustand können sich nicht nur das Bewusstsein und die Wahrnehmung des Geschehens verändern, sondern auch Erinnerung und Identität.
5. Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl
Wenn die Entwicklung eines Kindes dermaßen durch äußere Einflüsse gestört wird, kann es auch sehr leicht passieren, dass es schlecht über sich selbst denkt. Zum Beispiel glauben Kinder oft, dass sie schuld am Streit der Eltern sind oder selbst verantwortlich für den Missbrauch.
Infolgedessen ziehen sie sich weiter zurück, nicht nur aufgrund ihrer Angstzustände sondern auch wegen ihres geringen Selbstwertgefühls.
Fazit
Familiäre Gewalt steht im direkten Zusammenhang mit aggressivem und unsensiblem Verhalten bei Kindern. Wenn diese traumatische Erfahrung nicht aufgearbeitet wird, ändert sich dies auch im späteren Erwachsenenleben nicht.
Eine Person, die schon im frühen Alter mit Konflikten belastet wurde, kann die Sicherheit und das Wohlergehen der Menschen in ihrem Umfeld gefährden. Das betroffene Kind wird später womöglich zu einem Problem in der Gesellschaft.
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Als Eltern müssen wir also die Verantwortung für unser eigenes Handeln übernehmen und lernen, angemessen mit Konfliktsituationen umzugehen.
Vor allem dann, wenn wir selbst eine schwierige Kindheit hatten oder das Familienleben von gewalttätigem Verhalten geprägt war, dürfen wir diese Probleme nicht an unsere eigenen Kinder weitergeben.
Nein, wir müssen solche Verhaltensmuster ändern und unsere Beziehungsprobleme zivilisiert und liebevoll lösen.
Wenn es dir und deinem Partner schwer fällt, kann euch zur Not auch ein Therapeut dabei helfen. Die Gesundheit und das Wohlbefinden eurer Kinder sollten es euch wert sein. Denn alle Kinder sollten glücklich und unbeschwert aufwachsen dürfen.
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