Wie kann man eine Lernschwäche bei Kindern erkennen
Angelika ist vier Jahre alt und geht zum ersten Mal in ihrem Leben in die Vorschule. Dort spricht sie weder mit den anderen Kindern noch scheint sie den Anweisungen der Erzieherin zu folgen. Der Schulpsychologe und die Pädagogin bitten Angelikas Eltern zu einem Gespräch, denn sie vermuten, dass das Mädchen eventuell eine Lernschwäche haben könnte.
Binnen kurzer Zeit werden die Eltern dreimal zu Besprechungen mit dem Schulpersonal gebeten. Zuhause ist Angelika ein gesprächiges Kind und zeigt stets Interesse, alles zu lernen, was ihr ihre Eltern zeigen. In der Schule jedoch ist ihr Verhalten das genaue Gegenteil.
Kurze Zeit spät geschieht das “Wunder”: Angelika beginnt, Kontakte zu knüpfen, interessiert sich für das, was die Lehrerin sagt und spricht ganz lebhaft mit ihr und ihren Klassenkameraden.
Jedes Kind hat seinen eigenen Rhythmus
Ähnliches wie in dieser Geschichte haben viele Eltern, Kinder, Lehrer und in Heilberufen Tätige erlebt. Obwohl es üblich ist, zu sagen, dass “jedes Kind seinen eigenen Rhythmus hat”, kommt es dennoch oft vor, dass übertriebene Angst uns dazu bringt, Probleme zu sehen, wo es gar keine gibt.
Der Schulanfang bringt Probleme aller Art mit sich, aber die meisten lösen sich zu gegebener Zeit von selbst. Die Vorschule macht Spaß und die Kinder lernen spielerisch. Außerdem sind die Lehrer freundlich und haben ein sehr persönliches Verhältnis zu den Kleinen.
Mit zunehmendem Alter der Kinder werden die Schulfächer komplizierter, es gibt mehr Hausaufgaben und die Beziehungen zu Gleichaltrigen nehmen neue und andere Formen an. Die Kinder sind sich ihrer Fähigkeiten und Grenzen bereits bewusster. Bei manchen läuft das Lernen gut und bei anderen weniger gut.
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Wann wird eine Lernschwäche festgestellt?
Natürlich gibt es jede Menge Fachleute, die der Meinung sind, dass man eine Lernstörung so früh wie möglich erkennen sollte. Die Wahrheit ist aber, dass gerade bei kleinen Kindern auch die Gefahr besteht, eine völlig übertriebene Diagnose zu stellen.
Die Diagnose einer Lernstörung wird von einem Facharzt gestellt, vorzugsweise wenn das Kind in die zweite Klasse kommt, also zwischen 7 und 8 Jahren.
Lernschwierigkeiten beeinflussen die Verarbeitung von Information. Zum Beispiel: Ein Kind hat einen verzögerten Erwerb von Lese- und Schreibfertigkeiten und zudem Probleme mit Mathematik. Es kann verstehen, um was es geht, aber es kann es nicht richtig ausdrücken.
Erste Anzeichen einer Lernschwäche
Im Folgenden findest du eine Auflistung der möglichen Anzeichen dafür, dass ein unter 5 Jahre altes Kind Lernschwäche hat. Es ist dabei aber ganz wichtig, dass du nicht in Panik gerätst. Du solltest viel Geduld aufbringen, dein Kind beobachten und genau verfolgen, wie es sich entwickelt. Die Anzeichen sind:
- Probleme der motorischen Fähigkeiten, zum Beispiel beim Schreiben, Basteln, Gehen, Ausschneiden, Zuknöpfen, beim Schließen oder Öffnen eines Reißverschlusses oder beim Zuschnüren der Schuhbändel.
- Dem Kind fällt es schwer, einfachen Anweisungen zu folgen. Diese wirken für das Kind bereits sehr komplex und es kann sie nicht ausführen.
- Probleme beim Spracherwerb und bei der Aussprache. Zudem Schwierigkeiten beim Lernen neuer Wörter.
- Es hat Schwierigkeiten beim Lesen lernen, mit den Zahlen, dem Alphabet, den Wochentagen, Farben und geometrischen Formen.
- Dem Kind fällt es schwer, sich zu konzentrieren oder aufmerksam zu sein.
- Es zeigt Frustration und Mangel an Motivation in Bezug auf die Schule oder auch anderen Lebensbereichen wie in der Familie oder bei seinen Freizeitaktivitäten.
Anzeichen für Lernschwäche bei älteren Kindern
- Das Kind will nicht über die Schule reden und verbringt sehr viel Zeit mit seinen Hausaufgaben.
- Es langweilt sich und hat kein Interesse an der Schule.
- In der Schule benimmt es sich schlecht oder ist aggressiv.
- Das Kind macht Probleme offensichtlich, um sie zu erkennen und seine Gefühle auszudrücken.
- Es hat Probleme beim Schlafen und Essen.
Die Bestätigung: Mein Kind hat eine Lernschwäche
Kinder mit Lernschwäche haben eine normale oder überdurchschnittliche Intelligenz. Aber sie haben Schwierigkeiten, ihr Wissen auszudrücken. Weil sie Probleme haben, bestimmte Dinge zu lernen, fühlen sie sich oft frustriert und wütend.
Diese Gefühle haben einen negativen Einfluss auf ihr Selbstwertgefühl. Sie können sogar an Depressionen leiden. Denn sie wissen ja durchaus, was sie erreichen, sagen, schreiben oder tun wollen, aber es ist schwierig für sie, dies in die Tat umzusetzen.
In einigen Fällen haben Kinder mit Lernschwäche Behinderungen wie Legasthenie oder Dyskalkulie oder beides. Dies erleichtert zweifellos eine genaue Diagnose. Auch können sie Probleme mit der Aufmerksamkeit haben, aber das bedeutet nicht automatisch, dass sie an einem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom leiden.
Wie kann ich meinem Kind helfen?
- Du musst verstehen und akzeptieren, dass eine Lernschwäche ein lebenslanges Probleme ist.
- Die Lehrer helfen, Symptome zu erkennen und eine positive Lernumgebung zu schaffen. Aber sie können keine Diagnose stellen.
- Eine gute Diagnose und rechtzeitige Intervention haben einen sehr positiven Einfluss auf das schulische Leben deines Kindes.
- Die Tests zur Erkennung von Lernschwäche werden von Spezialisten durchgeführt: einem Psychologen, einem Kinderneuropsychologen, einem spezialisierten Kinderarzt oder einem Psychiater.
- Kinder mit Lernschwäche lernen durchaus. Richte deine Aufmerksamkeit auf ihre Fähigkeiten und ihre Vorlieben. Das stärkt das Selbstwertgefühl des Kindes.
- Strafen und Tadel wirken bei diesen Kindern nicht. Ganz im Gegenteil, sie können das Problem eher noch verschlimmern.
- Wenn dein Kind einen Wutanfall hat oder wegen seiner Einschränkungen weint, bleib bei ihm. Sag ihm, wie sehr du es liebst. Zeige ihm Anerkennung für seine Anstrengungen und gib ihm zu verstehen, dass du weißt, wie schwierig das Lernen für es ist.
Für Mama und Papa
Die Erziehung eines Kindes mit Lernschwäche ist stressig. Wenn du psychologische Unterstützung benötigst, solltest du sie in Anspruch nehmen. Auch dein Kind wird davon profitieren, dass es Mama und Papa gut geht. Bitte vergleiche dein Kind mit Lernschwäche nie mit einem anderen, das keine hat. Geschweige denn mit den Geschwistern. Dein Kind wird es dir danken.
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