Welche Arten von Epilepsie gibt es?

Millionen von Menschen leiden weltweit an Epilepsie. Bei der Diagnose ist es für den Facharzt wichtig, die Art dieser Fehlfunktion des Gehirns zu identifizieren, um eine entsprechende Behandlung einleiten zu können. 
Welche Arten von Epilepsie gibt es?
Samuel Antonio Sánchez Amador

Geprüft und freigegeben von dem Biologen Samuel Antonio Sánchez Amador.

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Epilepsie entsteht durch die plötzliche, gleichzeitige elektrische Entladung der Nervenzellen in bestimmten Gehirnbereichen. Die ILAE Epilepsy Classification and Terminology informiert, dass es bei dieser Krankheit zu sich wiederholenden Krampfanfällen kommt, die neurobiologische, kognitive und psychologische Folgen haben. In unserem heutigen Artikel schauen wir uns die verschiedenen Arten von Epilepsie etwas genauer an.

Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass es sich zwar um eine der ältesten beschriebenen Pathologien handelt, doch viele Dynamiken noch unbekannt sind. Die Klassifizierung der unterschiedlichen Arten von Epilepsie war jedoch ein grundlegender Schritt, um  Patienten eine effiziente Behandlung zukommen zu lassen.

Über die Epidemiologie von Epilepsie

Es ist nicht nur grundlegend, die Ursachen und Behandlungsoptionen zu kennen, sondern auch Genaueres über die weltweite Verbreitung dieser Krankheit zu erfahren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) informiert in ihren Statistiken über verschiedene Daten:

  • Schätzungsweise leiden weltweit über 50 Millionen Menschen an Epilepsie. 
  • Je nach Alter und geografischer Lage der Patienten, beträgt die Anzahl zwischen 4 und 10 pro 1000 Personen. In armen Ländern verdoppelt sich diese Zahl.
  • Rund 80 Prozent der Patienten mit Epilepsie leben in Entwicklungsländern.
  • Ungefähr 70 Prozent der Epileptiker könnten mit der richtigen Behandlung ohne Krampfanfälle leben. Leider erhalten drei Viertel der Patienten in bestimmten Regionen der Welt nie eine Therapie.
  • Menschen mit Epilepsie haben im Vergleich mit der allgemeinen Bevölkerung ein dreimal so hohes Sterberisiko.

Diese Daten sind trostlos, denn Epilepsie kann mit Arzneimitteln sehr gut behandelt werden. Leider haben viele Patienten jedoch keinen Zugang zu diesen Therapien.

Arten von Epilepsie
Epilepsie (Fallsucht) entsteht durch eine Fehlfunktion des Gehirns.

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Arten von Epilepsie

Ápice (Andalusische Epilepsie-Vereinigung) und ILAE bestätigen zwei grundlegende Formen dieser Krankheit: die generalisierte und die fokale Epilepsie.

Generalisierte Anfälle

Anschließend fassen wir die unterschiedlichen Arten der generalisierten Epilepsie zusammen:

  • Tonisch-klonische Anfälle: Sie sind an der plötzlichen Abwesenheit des Patienten zu erkennen. In der tonischen Phase wird der Körper steif, in der klonischen produzieren sich rhythmische Bewegungen. Während einer epileptischen Krise dieser Art kann sich der Patient auf die Zunge beißen, unfreiwillig Harn ablassen oder sich durch einen Sturz Verletzungen zuziehen. Es handelt sich um die offensichtlichste und ernsteste Form der Epilepsie.
  • Anfälle mit Absencen: Der Patient verliert das Bewusstsein und starrt einige Sekunden bewegungslos in die Luft. Es handelt sich um eine leichtere Form, die sich jedoch mehrmals täglich wiederholen kann.
  • Myoklonische Anfälle: Dabei kommt es zu brüsken Spasmen am ganzen Körper oder einem Körperteil (insbesondere an den oberen Extremitäten), die einen Sturz des betroffenen Patienten auslösen.
  • Atonische Anfälle: Patienten verlieren den Muskeltonus, stürzen zu Boden und sind kurz abwesend.

Außer der tonisch-klonischen Anfälle treten die generalisierten Anfälle plötzlich auf und sind sehr kurz. Gefahr entsteht durch die Aktivität, die in diesem Augenblick gerade von dem Patienten ausgeübt wird.

Fokale epileptische Anfälle

Die Auswirkung dieser Arten von Epilepsie hängt von dem Gehirnbereich ab, in dem es zu der neuronalen elektrischen Entladung kommt. Unterschiedliche Formen sind:

  • Anfälle ohne Bewusstseinsveränderung (einfache herdförmige Krisen): Rhythmische Spasmen in einem bestimmten Körperbereich, die einige Sekunden oder Minuten anhalten. Es kann zu einem intensiven Kribbelgefühl, seltsamen Gedanken und Lichteffekten im Sichtfeld kommen.
  • Anfälle mit Bewusstseinsveränderung (komplexe herdförmige Krisen): Diese verlaufen ähnlich, doch die betroffene Person verliert dabei das Bewusstsein. Allerdings fällt sie nicht wie bei einem generalisierten Anfall zu Boden, denn der Muskeltonus geht nicht verloren. Es entsteht eine intensive Dissoziation der Realität.
  • Bilateral konvulsiver Anfall: In diesem Fall breitet sich die fokale Epilepsie auf das gesamte Gehirn aus.

Ursachen und Behandlung

Es gibt ganz unterschiedliche Ursachen, die Epilepsie auslösen können. Verschiedene Studien berichten über die Fortschritte der Wissenschaft, die in den letzten Jahren neue Kenntnisse über den Wirkmechanismus und die zugrundeliegenden Motive dieser Krankheit herausfinden konnte. Die Weltgesundheitsorganisation nennt einige der häufigsten Ursachen:

  • Gehirnschäden durch pränatale Verletzungen oder die Geburt
  • Vererbte Missbildungen auf neurologischer oder genetischer Ebene
  • Schädel-Hirn-Trauma
  • Schlaganfall mit Sauerstoffmangel im Gehirn
  • Gehirninfektionen wie Zystizerkose (Infektion durch den Befall der Larven des Schweinebandwurms Taenia solium, die Zysten zwischen den Neuronen zur Folge hat).
  • Gehirntumore

Das Handbook of Epilepsy Treatment beschreibt die Behandlung von Epilepsiepatienten mit Antiepileptika (Antikonvulsiva). Damit können Anfälle verhindert werden, wobei die Nebenwirkungen relativ gering sind.

Diese Arzneimittel sind zwar billig (nicht über 5 Dollar pro Jahr), doch in Entwicklungsländern haben viele Menschen trotzdem keinen Zugang oder können sich die Medikation nicht leisten. Die Verabreichung ist ebenfalls einfach und es sind keine größeren Komplikationen zu erwarten. 

Arten von Epilepsie
Die Ursache zu identifizieren ist grundlegend, um Epilepsie richtig behandeln zu können. Bildgebende Studien sind im Falle von Traumata oder bei einem Hirnschlag sehr wichtig.

Abschließende Zusammenfassung

Epilepsie ist eine Fehlfunktion des Gehirns, die zu fokalen oder generalisierten Anfällen führt. Es gibt verschiedene Arten von Epilepsie, die sich unterschiedlich auswirken und verschiedene Therapien erfordern.

Die Behandlung von Epilepsie ist günstig, doch trotzdem können sich viele Menschen die Arzneimittel nicht leisten. Deshalb ist es wichtig, die Bevölkerung darauf aufmerksam zu machen und über diese Krankheit zu informieren. Denn wenn betroffene Menschen richtig behandelt werden, können sie ihre Lebensqualität sehr verbessern.


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