Erhöhtes Risiko für Knochenbrüche durch Diabetes

Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche. In unserem heutigen Artikel erfährst du, welche Knochen besonders gefährdet sind und welche präventiven Maßnahmen wichtig sind. 
Erhöhtes Risiko für Knochenbrüche durch Diabetes
Leonardo Biolatto

Geschrieben und geprüft von dem Facharzt Leonardo Biolatto.

Letzte Aktualisierung: 27. Mai 2022

Diabetes kann verschiedene Komplikationen haben, zu denen auch Knochenbrüche zählen. Diese Stoffwechselkrankheit wirkt sich nicht nur auf die Blutzusammensetzung aus, sondern kann auch andere Pathologien zur Folge haben.

Verschiedene Ursachen führen zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel, der sich unter anderem negativ auf das Knochengewebe auswirkt. Doch verschiedene präventive Maßnahmen können Knochenbrüche vorbeugen. Erfahre heute mehr darüber.

Diabetes und Stoffwechsel

Wie bekannt, handelt es sich bei Diabetes um eine Stoffwechselkrankheit. Das Hauptsymptom ist ein erhöhter Blutzuckerspiegel, der insbesondere auf nüchternen Magen ausgeprägt ist. Allerdings beeinträchtigt diese Krankheit auch andere Körperprozesse.

Häufige Komplikationen sind kardiovaskuläre und Nierenbeschwerden. Außerdem ist das Risiko für Knochenbrüche deutlich erhöht. Denn die Knochengesundheit hängt unter anderem von der Calciumkonzentration und der Kapazität der Knochenzellen ab, die für die Bildung von Knochengewebe verantwortlich sind.

Diabetes und Knochenbrüche
Bei Diabetes ist nicht nur der Blutzuckerspiegel verändert, es kann auch zu kardiovaskulären und Knochenproblemen kommen.

Ursachen für Knochenbrüche bei Diabetes

Sowohl Frauen als auch Männer mit einem Diabetes haben ein höheres Risiko, an Knochenbrüchen zu leiden. Hormonelle Veränderungen, Entzündungen und verschiedene Medikamente können dazu führen. Außerdem gibt es auch andere Auslöser:

Neuropathie

Ein über längere Zeit erhöhter Blutzuckerspiegel kann den Fettüberzug der Neuronen schädigen. Die Nerven, insbesondere in den Beinen, sind in der Signalübertragung dann weniger effektiv. Die  diabetische Neuropathie beeinträchtigt in der Folge den Gleichgewichtssinn und dadurch kommt es häufiger zu Stürzen.

Dysautonomie

Dieser Begriff bezeichnet Erkrankungen, die das autonome Nervensystem beeinträchtigen, das automatische Funktionen reguliert und kontrolliert, die keinen direkten und bewussten Befehl benötigen.

Bei einer diabetischen Dysautonomie haben Patienten Schwierigkeiten, den Blutdruck aufrechtzuerhalten, wenn sie stehen. In der Folge kann es zu Bewusstlosigkeit und Schwindel kommen. Dies wiederum führt in vielen Fällen zu Knochenbrüchen.

Osteoporose

Diabetiker leiden häufiger an Osteoporose als Menschen, die nicht an dieser Stoffwechselstörung leiden. Da Insulin ein anaboles Hormon ist, stimuliert es die Bildung von Gewebe. Bei einem Insulinmangel erfolgt jedoch die Knochenreparatur langsamer.

Retinopathie

Auch die Retinopathie (Erkrankung der Netzhaut des Auges) ist eine häufige Folge eines Diabetes. Diese Krankheit schädigt die kleinen Blutgefäße in der Netzhaut, was die Sehfähigkeit beeinträchtigt. Bei Menschen, die nicht gut sehen, ist die Gefahr eines Sturzes und in der Folge eines Knochenbruches höher.

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Welche Knochenbrüche sind bei Diabetikern besonders häufig?

Aus verschiedenen Studien an Diabetikern geht die Frequenz von Knochenbrüchen hervor. Diese Studien geben auch Auskunft über die besonders häufig betroffenen Körperteile.

Die unterschiedlichen Arten von Diabetes wirken sich auf verschiedene Weise aus, was ebenfalls berücksichtigt werden muss. Bei Diabetes Typ 1 ist nicht ausreichend Insulin vorhanden, deshalb müssen Betroffene Insulin spritzen. Bei dieser Art von Diabetes kommt es besonders häufig zu Osteoporose und Sehbeschwerden. 

Auch die Hypoglykämie spielt hier eine schlüsselgebende Rolle, denn oft nehmen die Patienten im Laufe des Tages nicht die richtige Dosis an Insulin auf. Wenn der Zuckerspiegel abfällt, kann es zu Schwindel kommen und in diesem Fall ist die Wahrscheinlichkeit eines Sturzes höher.

Häufig kommt es bei Diabetes Typ 1 zu Brüchen der Hüfte und der Wirbelsäule. Dies ist besonders ausgeprägt, wenn eine kardiovaskuläre oder renale Komorbidität vorliegt.

Andererseits kommt es bei Diabetes Typ 2 häufig zu Brüchen des Vorderarms oder der Hüfte. Bei den meisten Patienten ist die Knochendichte nicht viel anders als bei der Restbevölkerung, allerdings gehen Forscher davon aus, dass der Zucker die Knochenmechanik beeinträchtigt.

Diabetes und Knochenbrüche
Ja nach der Art von Diabetes treten Knochenbrüche vorwiegend an unterschiedlichen Stellen auf. Vorsorgemaßnahmen sind grundlegend, um sie zu verhindern.

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Präventive Maßnahmen gegen Knochenbrüche

Zwar weisen Statistiken darauf hin, dass Knochenbrüche bei Diabetikern häufiger auftreten, doch jeder kann mit bestimmten präventiven Maßnahmen vorbeugen. Nicht nur die Kontrolle des Blutzuckerspiegels ist dabei wichtig, es empfehlen sich auch andere Schritte.

So sind zum Beispiel regelmäßige ärztliche Kontrollen sehr wichtig. Die vom Arzt verschriebene Medikation muss regelmäßig und konstant eingenommen werden, um Komplikationen zu vermeiden. 

Darüber hinaus ist physische Aktivität ebenfalls grundlegend. Das Risiko für Knochenbrüche ist bei Diabetikern mit einem sesshaften Lebensstil und geringerer Muskelmasse besonders hoch. Aus diesem Grund ist Sport sehr wichtig, um die Muskulatur aufzubauen und das Knochengewebe zu stärken.

Eine weitere präventive Maßnahme ist Vitamin D, das bei Sonneneinstrahlung vom Körper synthetisiert wird. Du solltest deshalb jeden Tag ein kurzes, verantwortungsvolles Sonnenbad nehmen. Falls nötig kann Vitamin D auch als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden. Der Arzt verschreibt dieses Vitamin, wenn die Werte niedrig sind oder wenn keine Möglichkeit besteht, an die Sonne zu gehen (zum Beispiel in nordländischen Ländern im Winter).

Des Weiteren ist grünblättriges Gemüse wichtig, um den Körper mit Vitaminen und Calcium zu versorgen. Dieses Mineral ist bekanntlich auch in Milchprodukten reichlich vorhanden. Wenn du diese Nahrungsmittel regelmäßig in deine Ernährung einbaust, pflegst du damit deine Knochen, was die Wahrscheinlichkeit eines Bruches reduziert.

Densitometrie zur Bestimmung der Knochengesundheit

Diabetiker sollten zusätzlich zu anderen präventiven Maßnahmen eine Densitometrie durchführen lassen. Mit dieser Technik misst der Arzt die Dichte der Knochen, um das Risiko für Knochenbrüche bewerten zu können.

Diabetiker müssen ganz besonders auf ihre Gesundheit achten und können selbst sehr viel dafür tun. Wenn sie außerdem die Ratschläge ihres Arztes befolgen und sich regelmäßig untersuchen lassen, können sie die Gefahr für Knochenschäden reduzieren.


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