Was ist die Hemisphärektomie?
Als Hemisphärektomie (Gehirnamputation) bezeichnet man die neurochirurgische Entfernung einer Gehirnhälfte. Damit sollen schwere Fälle von Epilepsie mit unkontrollierbaren Krämpfen in einer Hemisphäre behandelt werden. Diese Operation wird nur dann durchgeführt, wenn alle anderen Möglichkeiten bereits erfolglos ausgeschöpft wurden.
Vermutlich wurde die erste Hemisphärektomie im Jahre 1888 durchgeführt. Die ersten Referenzen über dieses Verfahren an Menschen datieren aus dem Jahre 1923. In den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden mehrere Operationen dieser Art ausgeführt. Diese waren allerdings nicht sehr erfolgreich.
Inzwischen wird die konventionelle Hemisphärektomie häufig durch eine funktionelle ersetzt. Diese Art von Intervention ist präziser und weniger invasiv. Deshalb sind auch die Erfolgschancen weitaus höher als in der Vergangenheit.
Was ist eine Hemisphärektomie?
Wie bereits erwähnt, handelt es sich um ein neurochirurgisches Verfahren, bei dem eine Gehirnhälfte entfernt wird. Diese Art von Intervention wird meist bei Kindern zwischen 5 und 10 Jahren durchgeführt. Damit sollen starke Krapfanfälle, die meist durch Epilepsie ausgelöst werden, verhindert werden. Eine Hemisphärektomie kann jedoch auch bei Patienten mit neurologischän Schäden und in Ausnahmefällen bei einem schweren Schädel-Hirn-Trauma durchgeführt werden.
Meist wird dabei eine ganze Hemisphäre entfernt, in manchen Fällen kann jedoch auch nur ein bestimmter Gehirnbereich amputiert werden. In diesem Fall spricht man von einer funktionellen Hemisphärektomie. Doch wenn auch nur ein geringer Teil des geschädigten Gewebs zurückbleibt, können erneut Krämpfe auftreten.
Wann kommt eine Hemisphärektomie in Betracht?
Dieser Eingriff kommt in Frage, wenn Patienten kontinuierlich; das heißt praktisch jeden Tag an intensiven Krämpfen leiden, die nicht pharmakologisch oder durch andere, weniger invasive operative Eingriffe gelindert werden konnten.
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In Betracht kommt eine Hemisphärektomie in folgenden Fällen:
- Hemiplegie bei Kindern. Wenn Kinder über 4 Jahren krampfhafte Anfälle haben, die über einen Zeitraum von 2 Jahren bestehen bleiben und nicht durch pharmakologische Behandlungen gelindert werden können.
- Sturge-Weber-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine seltene neurokutane Störung, die durch fehlgebildete Kapillaren im Gesicht oder durch zerebrale und okuläre Gefäßfehlbildungen gekennzeichnet ist. Betroffene Kinder können unter anderem an epileptischen Anfällen leiden. Eine Hemisphärektomie kommt dann in Frage, wenn die Anfälle bereits in jungem Alter auftreten und dabei eine ganze Hemisphere des Gehirns betroffen ist.
- Rasmussen-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine progressive Entzündung bestimmter Bereiche der Großhirnrinde. In diesem Fall empfiehlt sich eine möglichst frühe Intervention.
- Hemimegalenzephalie. Hier handelt es sich um eine neurologische Entzündungskrankheit, die sehr selten auftritt und durch starke Krampfanfälle gekennzeichnet ist. Ob in diesem Fall eine Hemisphärektomie sinnvoll ist oder nicht, steht noch zur Debatte.
- Abweichungen in der kortikalen Entwicklung. Bei unilateralen Gehirnschäden in einer Hemisphäre, kann eine Gehirnamputation in Betracht gezogen werden.
Verschiedene Interventionsmöglichkeiten
Es gibt vier verschiedene Arten, diese Intervention durchzuführen, wobei der Erfolg grundlegend von der Hämostase (Blutstillung) abhängt:
- Anatomische Hemisphärektomie
- Hemidekortikation
- Funktionelle Hemisphärektomie
- Modifizierte funktionale Hemisphärektomie
Für diesen Eingriff ist normalerweise eine Vollnarkose notwendig. Nach der Rasuer des Kopfes kennzeichnet der Chirurg die Einschnittstellen. Danach erfolgt die operative Öffnung des Schädels. Die Dura mater (äußerste Hirnhaut) wird entfernt, um Zugang zum Gehirn zu erhalten. Danach markiert der Neurochirurg den zu entfernenden Bereich und beginnt mit der Gehirnamputation. Nach der Entfernung müssen die Blutgefäße kauterisiert werden und es ist auch eine Drainage notwendig.
Danach schließt der Chirurg die Öffnung und befestigt die Schädelknochen mit Klammern.
Nach der Hemisphärektomie
Die Genesungsphase ist sehr schmerzhaft. Die Drainage wird normalerweise nach der entsprechenden Bewertung nach 3 bis 4 Tagen entfernt. Davor müssen jedoch diagnostische Tests druchgeführt werden, um festzustellen, ob Blutungen vorhanden sind.
Die häufigsten Komplikationen, die unmittelbar auftreten, stehen im Zusammenhang mit einer unstabilen Hämodynamik, Unterkühlung und Hypo- oder Hyperkaliämie. Der Patient befindet sich in dieser Zeit normalerweise in der Intensivstation.
Wenn in der ersten Phase nach der Operation Krämpfe auftreten, handelt es sich um eine ernste Komplikation. Bei ungefähr der Hälfte der Patienten liegt ein Hydrocephalus (Wasserkopf) vor und fast alle Betroffenen entwickeln eine aseptische Meningitis. Die Sterblichkeitsrate liegt zwischen 4 und 6 %.
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70 bis 85 % der Patienten können nach der Intervention Krampfanfälle kontrollieren. Zwischen 10 und 20 % können ihre Lebensqualität deutlich verbessern. Nicht zu vergessen ist, dass gewisse Komplikationen auch erst viel später auftreten können.
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