Was genau ist Puttering und wie wende ich es im Leben an?

Jeff Bezos und Stephen King sagen, dass sie Puttering für ihr Wohlbefinden und ihre Kreativität nutzen. Lerne die Technik kennen, die große Persönlichkeiten anwenden, um Dinge zu erledigen, ohne sich dabei abzuhetzen.
Was genau ist Puttering und wie wende ich es im Leben an?
Macarena Liliana Nuñez

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Macarena Liliana Nuñez.

Geschrieben von Gabriela Matamoros

Letzte Aktualisierung: 03. Dezember 2024

Beim Puttering geht es darum, kleine Aktivitäten oder einfache Aufgaben auf entspannte und spontane Weise zu erledigen.

Das Umräumen eines Regals, das Gießen der Pflanzen oder die Zubereitung eines gemütlichen Frühstücks sind Beispiele dafür, wie diese Tätigkeit es uns ermöglicht, die Gegenwart zu genießen und unseren Alltag zu entschleunigen. Puttering kann man als eine “programmierte Leere” verstehen, in der wir die Anforderungen der Produktivität beiseiteschieben, um dem geistigen und emotionalen Wohlbefinden den Vorrang zu geben.

Obwohl es einfach ist, hat Puttering eine große Wirkung. Es bietet einen Raum, in dem wir uns vom Stress erholen, neue Energie tanken und zu uns selbst finden können. So macht es beispielsweise Amazon-Gründer Jeff Bezos, der jeden Morgen eine Stunde damit verbringt, einfach nur in seinem Haus herumzulaufen. Oder der U.S.-amerikanische Schriftsteller Stephen King, der Pausen einlegt, um seinen Schreibtisch aufzuräumen.

Welche Vorteile hat Puttering?

Kleine Aufgaben entspannt zu erledigen, fördert das Gleichgewicht zwischen Körper und Geist. Puttering wird mit einer Verbesserung der mentalen Gesundheit, Kreativität und Entscheidungsfähigkeit in Verbindung gebracht.

Reduziert Stress

Die Konzentration auf kleine, entspannte Aufgaben reduziert Stress. Sie aktivieren den Parasympathikus, der für Ruhe sorgt, und reduzieren die Aktivierung des Sympathikus.

Pausen senken den Cortisolspiegel. Sie geben dir auch die Möglichkeit, dich von äußeren Anforderungen zu lösen und dich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren. So sagst du deinem Verstand, dass nicht alles dringend sein muss.

Fördert die Kreativität

Wenn du deinen Geist schweifen lässt, während dein Körper sich mit leichten Aufgaben beschäftigt, entsteht eine Ruhe, die die Kreativität fördert. Dieser Zustand wird “kreative Inkubation” genannt und ist ideal, um innovative Lösungen und originelle Konzepte zu entwickeln.

Viele Menschen stellen fest, dass “langweilige” oder sich wiederholende Tätigkeiten wie Wäsche zusammenlegen oder Geschirr spülen kreative Momente hervorrufen. Die Gedanken lösen sich von den gewohnten Tätigkeiten und werden frei.

Was genau ist Puttering und wie wende ich es im Leben an?

Stimuliert das Gehirn

Puttering hilft nicht nur, den Geist zu entspannen, sondern wirkt sich auch positiv auf das Gehirn aus. Leichte Tätigkeiten, die keine hohe Konzentration erfordern, aktivieren das Ruhezustandsnetzwerk oder Default Mode Network (DMN). Das ist ein Schaltkreis im Gehirn, der mit Gedächtnis, Selbstbeobachtung und Problemlösung zu tun hat.

Außerdem tragen Pausen dazu bei, das Selbstvertrauen zu stärken. Geistige Klarheit kann durch eine objektivere Sichtweise zu besseren Entscheidungen führen.

Aufladen der Emotionen

Wer sich Zeit für einfache Tätigkeiten ohne Druck nimmt, kann sich von den Alltagszwängen lösen und seine “Batterien wieder aufladen”. Entschleunigung schafft Raum für die Verarbeitung von Gedanken und Gefühlen und bereitet dich darauf vor, Herausforderungen mit einer positiveren und ausgeglicheneren Einstellung zu begegnen. Im Prozess der Entschleunigung wird das Gefühl emotionaler Erschöpfung weniger letztlich ist Puttering also eine Form der Selbstfürsorge.

Wie kannst ich Puttering in meinen Alltag integrieren?

Es mag am Anfang schwierig erscheinen, Puttering in den Alltag zu integrieren. Vor allem, wenn man sich an einen schnellen “Rhythmus” gewöhnt hat.

Es geht jedoch nicht darum, deinen Lebensstil radikal zu ändern, sondern darum, kleine Momente der Ruhe einzuführen, die dir helfen, Stress abzubauen, deine Konzentration zu verbessern und den Alltag mehr zu genießen. Hier sind einige praktische Tipps, wie du das erreichen kannst.

1. Jeden Morgen entspannt beginnen

Ein paar ruhige Momente in deiner Morgenroutine können einen großen Unterschied für dein Wohlbefinden machen. Bevor du mit den geplanten Aktivitäten beginnst, nimm dir etwa 30 Minuten Zeit, um etwas zu tun, das dir Spaß macht.

Mach dir eine Tasse Kaffee, lies etwas in einem Buch oder mache einen Tagebucheintrag, auch Journaling genannt. Du kannst diese Zeit auch nutzen, um Vorsätze zu fassen oder darüber nachzudenken, was du erreichen willst, ohne dass es zu einer Liste von unliebsamen Verpflichtungen wird.

Was genau ist Puttering und wie wende ich es im Leben an?

2. Nimm dir Zeit ohne konkrete Ziele

In einer Welt voller vollgepackter Terminkalender mag es seltsam erscheinen, sich Zeit für Aktivitäten ohne konkrete Ziele zu nehmen, aber es ist wichtig. Nimm dir täglich oder wöchentlich ein Zeitfenster, in dem du nichts Bestimmtes planst. Vermeide die Versuchung, diese Zeit zu strukturieren oder mit Verpflichtungen zu füllen.

Wichtig ist, dass diese Zeit eine Oase der Ruhe ist. Wenn du das morgens machst, kann es zu einem Ritual werden, um gelassen in den Tag zu starten. Am Nachmittag hilft es dir, dich von den Verpflichtungen kurz zu “lösen” und die Batterien wieder aufzuladen.

Die Gewohnheit verstärkt die Idee, dass nicht alles im Leben ein Ziel oder ein greifbares Ergebnis braucht, um wertvoll zu sein.

3. Digitale Ablenkungen beseitigen

Die Technologie ist eines der größten Hindernisse, wenn es darum geht, Momente der vollen Entspannung zu genießen. Wenn du ständig mit Benachrichtigungen, E-Mails und Nachrichten konfrontiert wirst, kann das ein Gefühl der Übersättigung hervorrufen.

Um das Beste aus deinen ruhigen Momenten herauszuholen, solltest du die Nutzung von Geräten wie deinem Handy, Computer oder Fernseher während dieser Zeit auf ein Minimum reduzieren. Schalte Benachrichtigungen aus und lege dein Mobiltelefon außer Reichweite.

Du kannst auch regelmäßige digitale Pausen einlegen. Lege zum Beispiel bestimmte Zeiten fest, in denen du offline bist, zum Beispiel gleich am Morgen oder vor dem Schlafengehen.

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4. Gehe manuellen Tätigkeiten nach

Einfache Tätigkeiten wie Putzen, Stricken, Kochen oder Pflanzen gießen haben eine therapeutische Wirkung. Bei diesen Tätigkeiten kannst du dich auf die körperliche Bewegung konzentrieren und Sorgen und Gedanken loslassen, die sich sonst aufstauen. Man kommt in einen Zustand der Achtsamkeit, der Ruhe und geistige Klarheit fördert.

Manuelle Tätigkeiten regen auch die Kreativität an. Kochen zum Beispiel hält dich nicht nur auf Trab, sondern lädt auch zum Experimentieren mit Aromen und Texturen ein. Bei der Pflege von Pflanzen geht es darum, ihr Wachstum zu beobachten und sich auf ihre Bedürfnisse einzustellen.

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5, Höre entspannende Musik

Wenn es darum geht, einen “Raum der Ruhe” zu schaffen, kann entspannende Musik dein bester Verbündeter sein. Begleite deine Momente des Abschaltens mit Naturgeräuschen oder sanften Melodien.

6. Verurteile dich nicht dafür

Wenn du mit Puttering anfängst, ist es normal, dass du das Gefühl hast, wertvolle Zeit zu verschwenden. Dieses Gefühl entsteht oft durch den gesellschaftlichen Druck, immer produktiv sein zu müssen.

Es ist jedoch wichtig, sich daran zu erinnern, dass diese Minuten des Abschaltens wichtig für dein Wohlbefinden sind. Sie sind keine Verschwendung, sondern eine Investition in deine psychische Gesundheit.

Wenn du merkst, dass selbstkritische Gedanken aufkommen, ersetze sie durch positive Affirmationen. Du könntest dir zum Beispiel sagen, dass dir diese Pause helfen wird, Stress abzubauen, neue Energie zu tanken und deine Aufgaben mit einer besseren Einstellung anzugehen. Du kannst auch eine Liste mit den Vorteilen von Pausen in deinem Leben aufstellen und sie im Zweifelsfall überprüfen.

7. Mache Puttering zu einem Teil deiner wöchentlichen “Ruhetage”

Das Wochenende ist die ideale Zeit, um sich von angesammeltem Stress zu erholen und neue Energie zu tanken.

Nutze Samstage und Sonntage für einfache, ruhige Aktivitäten wie einen Einkaufsbummel, einen gemütlichen Spaziergang oder ein Hobby, das dich begeistert.
Anstatt das Gefühl zu haben, jede Sekunde des Wochenendes nutzen zu müssen, gibst du dir die Möglichkeit, deine Freizeit bewusst zu genießen.

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8. Gönn dir kurze Pausen während der Arbeit

Lange Tage vor dem Computer oder endlose Besprechungen können deinen Geist ermüden und deine Produktivität verringern. Kurze Pausen zwischen diesen Tätigkeiten verbessern deine Konzentration.

Steh nach einer intensiven Arbeitssitzung auf und gehe in deinem Büro umher, räume einen Stapel Papiere weg oder ordne deinen Schreibtisch neu. Das ist, als ob du den “Refresh”-Knopf deines Gehirns drückst, damit es sich von der Überlastung erholen kann.

Pausen müssen nicht lange dauern, um effektiv zu sein. Schon fünf Minuten, die du mit einer anderen Tätigkeit verbringst, können einen Unterschied machen. Wichtig ist, dass du nicht zu lange untätig bleibst.

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9. Erledige kleine Dinge, bevor du ins Bett gehst

15-20 Minuten für kleinere Aufgaben können ein guter Weg sein, den Tag entspannt zu beenden. Den Geschirrspüler auszuräumen, die Sachen für den nächsten Tag wegzuräumen oder ein Regal aufzuräumen erfordert keine große geistige Anstrengung, kann aber ein Gefühl von Ordnung und Ruhe vermitteln.

In unserer schnelllebigen Welt ist Puttering ein notwendiger Ausgleich

In einer Zeit, in der Burnout und Arbeitsstress fast unvermeidlich geworden sind, erinnert Puttering daran, dass sich nicht alles im Leben um Produktivität drehen muss. Kleine Pausen sind alles andere als unbedeutend – sie sind kraftvolle Akte der Selbstfürsorge, die dich dazu einladen, den Wert der Einfachheit wiederzuentdecken.

Sie zu praktizieren ist viel mehr als weniger zu tun. Du gibst deinem Geist und deinem Körper die Ruhe, die sie so dringend brauchen, um ausgeglichen zu funktionieren.

Atme tief durch, denke nach und finde Befriedigung in alltäglichen Dingen, wie z. B. dem Aufräumen einer Ecke in deiner Wohnung, der Pflege deiner Pflanzen oder einem ziellosen Spaziergang. Jeder Moment sendet eine klare Botschaft an dein Gehirn: Entschleunigung ist gesund.


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