Unsichtbare Zeichen von psychischem Missbrauch beachten

Bei Missbrauch denken wir meist an sexuelle Übergriffe, jedoch ist auch psychischer Missbrauch genauso verletzend.
Unsichtbare Zeichen von psychischem Missbrauch beachten

Geschrieben von Raquel Lemos Rodríguez

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Oft ist der psychische Missbrauch von Frauen schmerzhafter als der körperliche. Körperlicher Missbrauch von Frauen ist oft sichtbar, seelisch – psychischer Missbrauch jedoch nicht.

Oft hinterlässt letzterer tiefere Wunden, die besonders schwer verheilen und bei Frauen nachhaltigen Schaden an ihrer Psyche anrichten.

Missbrauch jeglicher Art ist nicht selten!

Die WHO schätzt, dass etwa 20% aller Frauen weltweit mindestens einmal im Leben Opfer von Missbrauch durch Männer wurden – auf körperlicher oder seelischer Ebene. Die Weltbank schätzt außerdem, dass im Jahre 1993 mehr Todesfälle oder Behinderungen bei Frauen durch Missbrauch entstanden, als durch andere Ursachen wie Krebs oder Verkehrsunfälle.

Wenn du nun denkst, dieses Problem beschränke sich hauptsächlich auf Staaten der sogenannten „dritten Welt“, dann irrst du gewaltig.

Auch in unseren Industrienationen ist Missbrauch von Frauen durch Männer ein ernst zu nehmendes Problem. Nicht nur, weil unzählige Frauen darunter schwer leiden, sondern auch, weil den Staaten dadurch wirtschaftlicher Schaden entsteht.

Je höher die Missbrauch-Rate, desto mehr wird die lokale Wirtschaft gehemmt.

Alleine in den USA schätzt man, dass Gewalt gegen Frauen die Wirtschaft 100 Millionen Dollar kostet, da diese Frauen durch Lohnausfall, Krankenstand und dadurch entstehenden Arbeitsausfall und geringere Produktivität verursachen.

Missbrauch ganz häufig innerhalb der Familie!

Alleine in Kanada weiß man, dass 62% aller Frauen, die 1987 ermordet wurden durch Gewalt ihres Partners oder nahen Verwandten starben. Jedes Jahr wurden in den USA 700.000 Frauen und Mädchen vergewaltigt!

In Jugoslawien wurden während des Krieges mindestens 20.000 Frauen und junge Mädchen Opfer solchen Missbrauchs. Eine Studie in der Schweiz unter 1200 Mädchen der neunten Klasse in Genf ergab, dass 20% von ihnen schon sexuelle Übergriffe erlebt haben!

Das Problem des Missbrauchs ist also kein Problem anderer Kulturen oder ferner Länder, sondern findet auch direkt vor unserer Haustür statt!

Das Thema häusliche Gewalt ist auch eines, was hinter den verschlossenen Türen unserer Nachbarn und Freunde auftritt. Frauen erleiden in ihrem Zuhause Schläge, Strangulierungen, Verbrennungen, die sie mit „Haushaltsunfällen“ zu erklären versuchen, wenn sie auf blaue Flecken oder Wunden angesprochen werden.

Auch sexueller Missbrauch und Vergewaltigung durch (Ehe-) Partner oder Inzest in der eigenen Familie sind keine seltenen Formen von Missbrauch. Oft wird solch körperliche Gewalt auch noch kombiniert mit psychischem Druck, anderen Familienmitgliedern ebenfalls Schaden zuzufügen oder Haustiere zu quälen, falls die Frau versucht, sich dagegen zu wehren oder darüber zu reden.

Stille Zeichen des Missbrauchs

Offensichtlich sind die körperlichen Verletzungen der Frauen in Missbrauchsfällen behandlungsbedürftig.

Oft werden Genitalien verstümmelt oder bei häuslicher Gewalt schwere Verletzungen zugeführt.

Doch oft viel schlimmer ist der psychische Schaden, den Missbrauch bei Frauen ausübt. In vielen Fällen führt dies zu schweren Depressionen, Selbstmordgedanken, Angst vor Fremden und anderen psychischen Störungen und Problemen.

Diese Wunden heilen nur langsam und erfordern langfristige Therapie.  Oft ergeben sich aus Missbrauch von Frauen und auch Kindern (!) große soziale und psychische Probleme. Diese können sein:

  • Gefühle der Wertlosigkeit, Scham, Schuld, Wut
  • Gefühle, außerhalb des eigenen Körpers zu sein (Dissoziation)
  • Ablehnung des eigenen Körpers, selbstzerstörerisches Verhalten, Selbstmord(versuche)
  • Alkohol – und Drogenmissbrauch
  • Angstzustände, Albträume, beängstigende Tagträume
  • Schlaf- und Essstörungen
  • Störung der Sexualfunktionen
  • emotionaler Rückzug und soziale Isolation, Misstrauen
  • Depression
  • Störungen der Sexualität und Partnerschaftsprobleme
  • Störungen in der Wahrnehmung eigener Gefühle
  • Sexualisierung von Beziehungen
  • psychosomatische Beschwerden (vor allem Haut- und Magenerkrankungen)
  • Prostitution

Was kannst du tun?

Viele Fälle von Missbrauch sind nur deshalb möglich, weil alle Menschen im sozialen Umfeld wegschauen, das Thema nicht ansprechen oder verheimlichen. Du trägst eine Mitschuld, wenn du nichts dagegen unternimmst!

  • Fällt dir auf, dass eine Freundin, Kollegin, Nachbarin oder Kundin oft blaue Flecken oder andere Verletzungen hat, die sie mit Haushaltsunfällen erklärt?
  • Fällt dir auf, dass eine Bekannte sich anders verhält, ausweichend auf Nachfragen reagiert, Ausreden erfindet oder seelisch – psychische Veränderungen zeigt?
  • Kommt dir das Verhalten eines Mannes in Gegenwart einer Frau, eines Kindes oder jungen Mädchens merkwürdig oder verdächtig vor?

Sprich das Thema direkt an und biete deine Hilfe an! Oft warten Betroffene nur darauf, dass ihr stummer Hilfeschrei gehört wird, dass ihnen jemand aus der Situation der psychischen Abhängigkeit hilft, in der sie gefangen sind, aus der sie sich selbst nicht befreien können!

Biete du diesen Menschen deine Hilfe an und sei ihr Anker! Auch in deiner Umgebung gibt es Einrichtungen, die dich dabei unterstützen können und in denen solchen Frauen geholfen wird!

Verstehe, dass viele Frauen Hilfe von außen benötigen, um den Schritt aus der Missbrauchssituation zu wagen! Reiche ihnen die Hand!

Sei aufmerksam und beobachte dein soziales Umfeld. Wie du nun weißt und an den Zahlen gesehen hast, betrifft das Problem auch Frauen in deiner direkten Umgebung!


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