Syphilis und andere Geschlechtskrankheiten sind auf dem Vormarsch - wie kann man sich schützen?

Warum nehmen die Fälle von Syphilis und anderen Geschlechtskrankheiten in den Vereinigten Staaten und weltweit zu? Die Wissenschaftler/innen haben verschiedene Erklärungen für dieses Problem der öffentlichen Gesundheit.
Syphilis und andere Geschlechtskrankheiten sind auf dem Vormarsch - wie kann man sich schützen?
Leonardo Biolatto

Geschrieben und geprüft von dem Facharzt Leonardo Biolatto.

Letzte Aktualisierung: 16. April 2023

Die Veröffentlichung des neuesten Berichts der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) über sexuell übertragbare Krankheiten ließ die Alarmglocken schrillen. Den Zahlen der Einrichtung zufolge nehmen die Fälle von Syphilis seit 2017 in besorgniserregendem Maße zu.

Aber nicht nur diese Pathologie steht im Mittelpunkt des Interesses. Auch andere Geschlechtskrankheiten, wie z. B. Gonorrhö, haben in den Vereinigten Staaten stark zugenommen. Warum? Was hat die COVID-19-Pandemie damit zu tun? Und was noch wichtiger ist: Was kann man tun, um sich selbst zu schützen?

Daten der CDC zeigen, dass die Fälle von Syphilis zunehmen

Der CDC-Bericht sammelt Daten von 2017 bis 2021 in den Vereinigten Staaten. Anhand dieser Daten konnten die Expert/innen Trends bei sexuell übertragbaren Krankheiten aufzeigen. Und dabei stellten sie einen sehr starken Anstieg fest.

Die auf der offiziellen Website der Einrichtung veröffentlichten Statistiken zeigen Folgendes:

  • Während es im Jahr 2017 101.590 bestätigte Syphilis-Fälle gab, stieg diese Zahl im Jahr 2021 auf 176.713 Patient/innen.
  • Die Gonorrhöe-Fälle stiegen von 555.608 im Jahr 2017 auf 710.151 im Jahr 2021.
  • Die Chlamydien-Infektionen stiegen im letzten Berichtsjahr von 1.579.885 Fällen im Jahr 2020 auf 1.644.416 im Jahr 2021.

Wenn man die Informationen in Prozentzahlen umrechnet, stellt man fest, dass die Syphilisfälle in den USA in den letzten 4 Jahren um 74 % zugenommen haben. Im gleichen Zeitraum verzeichnete die Gonorrhoe einen Anstieg von 28 %.

Die Interpretation, die die CDC-Fachleute in dem diesen Statistiken beigefügten Bericht vornehmen, deutet auf einen besorgniserregenden Trend hin. Er zeigt insbesondere, dass es bestimmte Gruppen gibt, die stärker betroffen sind, wie z. B. Männer, die Sex mit Männern haben. Bei ihnen war der Anstieg der Diagnosen signifikant.

Afroamerikaner/innen sind in etwa 30 % dieser gemeldeten Fälle vertreten. Und homosexuelle und bisexuelle Männer machen ein Drittel der Gonorrhoe-Fälle von 2021 aus.

Seit 2001 sind die Fälle von primärer und sekundärer Syphilis in den Vereinigten Staaten um 781 % gestiegen.

Nehmen die Syphilis-Fälle im Rest der Welt ebenfalls stark zu?

Für Mediziner/innen stehen wir im 21. Jahrhundert vor einer Syphilis-Pandemie. Ein Bericht aus dem Jahre 2016 warnte bereits davor, dass das Problem in Ländern mit geringerer wirtschaftlicher Entwicklung stärker ausgeprägt ist.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkranken jeden Tag 1 Million Menschen an einer sexuell übertragbaren Krankheit (STI), die mit der richtigen Behandlung geheilt werden kann. Jedes Jahr werden weltweit 376 Millionen neue Fälle von Syphilis, Gonorrhöe (Tripper), Chlamydien und Trichomoniasis diagnostiziert.

Die Panamerikanische Gesundheitsorganisation (PAHO) hat einen epidemiologischen Bericht über Syphilis in Nord- und Südamerika für das Jahr 2021 veröffentlicht. Darin heißt es, dass in Lateinamerika und der Karibik die Zahl der Fälle in den letzten 30 Jahren um 0,7 % gestiegen ist.

In Europa verlief die Entwicklung unterschiedlich, entspricht aber inzwischen der globalen Realität. In einer Veröffentlichung der University of Cambridge heißt es, dass zwischen 2000 und 2010 die Zahl der Syphilisfälle in Europa zurückging. Seit 2010 sind die Syphilisfälle jedoch von 4,4 Diagnosen pro 1.000.000 Menschen auf 6,1 Fälle für die gleiche Bezugsgröße gestiegen.

Welche Rolle spielte die Pandemie?

Der CDC-Bericht über die Zunahme von Geschlechtskrankheiten erklärt einen Teil dieses Prozesses anhand der COVID-19-Pandemie. Die Infektiologin Maria Alcaide hat es auf den Punkt gebracht:

Die COVID-19-Pandemie könnte zum Anstieg der STI-Fälle beigetragen haben, da es weniger Zugang zu Aufklärung, Tests und Behandlung gab.

-Dr. Maria Alcaide-

In einer in der Fachzeitschrift Sexually Transmitted Diseases veröffentlichten Notiz heißt es, dass die Syphilisfälle nach der Pandemie zunahmen, weil sie ein verstärkender Faktor war. Mit anderen Worten: Es gab bereits Situationen, die eine Ansteckung begünstigten, die durch die Lockdowns und alles, was sie mit sich brachten, noch verschärft wurden.

Darüber hinaus heben die Autor/innen die Situation der Frauen hervor. Bei schwangeren Frauen kam es bei der Entbindung zu einem bemerkenswerten Anstieg der Fälle, was zu mehr Babys mit kongenitaler Syphilis führte. Man geht davon aus, dass die Unmöglichkeit, sich frei zu bewegen, um rechtzeitig zu den Vorsorgeuntersuchungen zu gehen, das Problem verschärft hat.

Wie kann man sich schützen?

Die Vorbeugung von sexuell übertragbaren Krankheiten (STI) hat immer Priorität, auch wenn nun klar ist, dass die Zahl der Syphilis-Fälle stark ansteigt. Maßnahmen, die bereits wissenschaftlich erwiesen und zudem einfach umsetzbar sind, verringern das Infektionsrisiko. Hier sind einige von ihnen.

1. Benutze ein Kondom, um dich vor Syphilis und anderen Geschlechtskrankheiten zu schützen

Kondome sind die wirksamste Methode, um sexuell übertragbare Krankheiten zu verhindern. Allerdings beschränkt sich diese Vorbeugung auf den Bereich, den das Kondom bedeckt.

Deshalb solltest du zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, wenn du zum Beispiel Oralsex hast. Außerdem musst du wissen, wie du das Kondom richtig benutzt, um seine Wirksamkeit zu maximieren.

Expert/innen betonen immer wieder, dass Kondome im Mittelpunkt der Präventionsstrategien stehen. Der laxe Gebrauch von Kondomen ist eine der Erklärungen für die Zunahme der Syphilis-Fälle in den USA.

2. Lasse dich testen

Eine Syphilisinfektion kann unentdeckt bleiben. Die erste Läsion ist schmerzlos und verbirgt sich manchmal in den Genitalien oder wird von den Betroffenen ignoriert.

In Anbetracht dieser Tatsache sind Bluttests für diese Krankheit sehr nützlich. Es gibt Situationen, in denen ein Test empfohlen wird, z. B. bei schwangeren Frauen bei der Trimesteruntersuchung. Wenn du unsicher bist und Fragen hast, wendest du dich am besten an deine/n Arzt/Ärztin.

Mit einem einfachen Bluttest lässt sich ein biochemischer Test durchführen, der bei positivem Ergebnis eine frühzeitige Behandlung ermöglicht. Syphilis kann mit bekannten und wirksamen Antibiotika wie Penicillin geheilt werden.

3. Konsumiere keine Drogen

Auch wenn diese Themen weit voneinander entfernt zu sein scheinen, gibt es einen Zusammenhang. Studien zufolge gehören Freizeitdrogenkonsument/innen zu den Gruppen mit dem höchsten Risiko, an Syphilis zu erkranken. Die brasilianische Gesellschaft für Tropenmedizin weist darauf hin, dass Drogenabhängigkeit nach ihren Erkenntnissen ein Risikofaktor für sexuell übertragbare Krankheiten ist.

Auch die Expert/innen der CDC haben in ihrem Bericht festgestellt, dass die Zunahme des Opioid-Konsums in den Vereinigten Staaten teilweise für den Anstieg der Syphilis-Fälle verantwortlich ist. Ganz abgesehen von den anderen schädlichen Auswirkungen, die Drogen auf die körperliche und geistige Gesundheit haben.

Die Eindämmung von Syphilis und anderen Geschlechtskrankheiten ist eine gesellschaftliche Verantwortung

Es gibt keine Einzellösung, um die steigenden Fälle von Syphilis und anderer Geschlechtskrankheiten zu reduzieren. Daher ruft die CDC zum gemeinsamen Handeln auf:

Wir können den Trend umkehren, indem wir einen neuen Ansatz verfolgen, der eine ganzheitliche und koordinierte Versorgung vorsieht, um gemeinsam auftretende Epidemien und gesundheitliche Ungleichheiten zu bekämpfen.

-Leandro Mena, Direktor für STD-Prävention bei der CDC-

Informiere dich und achte auf dich und deine Sicherheit. Die Präventionsmaßnahmen sind einfach und verbessern deine Lebensqualität. Sexualität ist ein wichtiger gesundheitlicher Aspekt, den man mit Genuss und ohne Risiken leben kann.


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