Pregorexie: was ist es und was sind die Risiken?

Pregorexie erhöht das Risiko für Fehlgeburten, frühzeitiges Reißen der Fruchtblase und Komplikationen bei der Geburt. Wir erklären dir, was hinter dieser während der Schwangerschaft auftretenden Essstörung steckt.
Pregorexie: was ist es und was sind die Risiken?
Leonardo Biolatto

Geschrieben und geprüft von dem Facharzt Leonardo Biolatto.

Letzte Aktualisierung: 27. Mai 2022

Die Pregorexie ist eine Essstörung, die während der Schwangerschaft auftreten kann.  Dieses Wort kommt von dem englischen Wort pregnancy, was “Schwangerschaft” bedeutet und von “Anorexie”. Obwohl sie immer häufiger vorkommt, wurde sie noch nicht ausreichend erforscht und beschrieben.

Gemäß Daten des Nationalen Instituts für Statistik von Spanien ist der Index des Körpergewichts (BMI) von fast 294 von 1000 Frauen in fruchtbarem Alter niedriger als er sein sollte. Dies scheint auf ein Risiko hinzudeuten, aufgrund der beständigen Sorge um das Körpergewicht und das Körperbild während der Schwangerschaft an Pregorexie zu leiden.

Worin besteht die Pregorexie?

Wie bereits erwähnt, wird die Pregorexie zu den Essstörungen gezählt. Sie tritt während der Schwangerschaft auf und begründet sich auf der Angst, während dieser Zeit zuzunehmen. Frauen, die darunter leiden, wollen ihr Gewicht während der Schwangerschaft halten oder reduzieren, was sie durch eine Reihe an verschiedenen Praktiken zu erreichen versuchen.

So ist es beispielsweise häufig, dass sie in übertriebenem Maß Sport betreiben, ihren Lebensmittelkonsum reduzieren oder sich sogar zum Erbrechen bringen. Sie zählen üblicherweise auch zwangsartig die Kalorien, die sie konsumieren oder lassen Mahlzeiten ausfallen.

Am üblichsten ist es, dass sich diese Verhaltensweisen ab dem zweiten Trimester deutlicher zu zeigen beginnen. Das liegt zum Teil daran, dass viele Frauen im ersten Trimester wegen Übelkeit und Erbrechen Gewicht verlieren, was zu Verwechslungen führt.

Während der Schwangerschaft ist es zu erwarten, dass die Mutter an Gewicht zunimmt. Tatsächlich wird davon ausgegangen, dass es ideal ist, bis zu 12 Kilo zuzunehmen. Das ist abhängig von der Körpermasse, welche die Frau vor der Schwangerschaft hatte. Das Problem ist, dass diese positive Gewichtszunahme durch die Verhaltensweisen, welche die Pregorexie mit sich bringt, gefährdet wird, was Risiken für das Baby bedeutet.

Pregorexie - während der Schwangerschaft vom Gewicht besessen
Eine Gewichtszunahme während der Schwangerschaft ist normal, sollte sich jedoch ein gesundes Ausmaß nicht überschreiten.

Wie kommt es zu dieser Essstörung?

Nach dem Buch “Gesundheit und Pflege während der Entwicklungsphase” (Originaltitel Salud y cuidados durante el desarrollo), tritt die Pregorexie üblicherweise bei Frauen mit einer Vorgeschichte von Anorexie oder Bulimie auf.

Doch diese Krankheit kann auch ohne vorherige Essstörung auftreten. In einer Studie der Universität von Jaén wurde bestätigt, dass es noch andere Faktoren gibt, welche häufig mit Pregorexie in Verbindung gebracht werden. Einige davon sind folgende:

  • Ein niedriges Selbstwertgefühl oder Probleme mit Unsicherheit: Tatsächlich werden Angst und Depression auch mit Pregorexie in Verbindung gebracht.
  • Eine unerwünschte Schwangerschaft oder Zweifel darüber, Mutter zu werden.
  • Eine schlechte Beziehung zum Partner oder überhaupt keine Unterstützung vonseiten des anderen Elternteils.

Dennoch liegt der klarste Ursprung in den gesellschaftlichen Schönheitsidealen. Soziale Netzwerke, Zeitschriften und Werbeanzeigen tragen dazu bei, dass eine falsche Idee über das perfekte Aussehen entsteht. Viele Menschen glauben, dass ein Körper schlank sein muss, um schön zu sein.

Darum kommt es immer häufiger dazu, dass Frauen hinsichtlich Gewicht und Schönheit obsessiv reagieren. Das führt sogar dazu, dass viele während der Schwangerschaft in dieses Schönheitsmuster zu passen versuchen.

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Risiken der Pregorexie

Die gesunde Entwicklung des Babys hängt vom Gesundheits- und Ernährungszustand der Mutter ab. Wenn die Ernährung und das Körpergewicht nicht ausreichend sind, gefährdet das nicht nur das Leben der Frau, sondern es kann auch sehr negative Folgen für den Fötus haben.

Pregorexie führt zu Anämie und steht mit Endometriose und mit Atemwegserkrankungen der Schwangeren in Verbindung. Ebenso erhöht sich durch sie das Risiko einer Postpartumdepression, wenn man die Schwangerschaft übersteht.

Im Verlauf der Schwangerschaft selbst kann diese Erkrankung zu Fehlgeburten und einem erhöhten Risiko eines vorzeitigen Fruchtblasenrisses führen. Dadurch erleidet das Kind Schaden, da es mit größerer Wahrscheinlichkeit an Hypoglykämie und Infektionen leidet oder sogar stirbt.

Nach einer 2014 veröffentlichten Studie mussten manche pregorektische Mütter das Stillen aufgeben. Das lag daran, dass sie aufgrund ihrer ungenügenden Ernährung nicht über ausreichend Muttermilch verfügten.

Wie lässt sich dieses Problem lösen?

Um diese Essstörung zu behandeln, ist es am wichtigsten, sie möglichst früh zu entdecken. Bei jeder Schwangerschaft muss die Mutter genau untersucht werden, aber besonders, wenn ein Risikofaktor identifiziert wird.

Einer der wichtigsten Punkte ist es, während der Schwangerschaft das Gewicht zu überwachen. Außerdem muss die Frau wissen, dass es normal ist, während dieser Zeit zuzunehmen. Man sollte ihr dabei helfen, den passenden Wert zu berechnen und vermeiden, dass Angst vor der Gewichtszunahme entsteht.

Wenn Symptome der Pregorexie entdeckt werden, muss man mit einer personalisierten Psychotherapie beginnen. Der Gynäkologe wird auch sicherstellen, dass das Baby nicht in Gefahr ist. Es gibt jedoch keine spezifischen Medikamente. In manchen Extremfällen werden Nahrungsergänzungsmittel verabreicht.

Psychologische Unterstützung ist nötig

Die Pregorexie ist eine während der Schwangerschaft auftretende Essstörung. Die Mutter hat dabei große Angst, dick zu werden, weshalb sie Verhaltensweisen pflegt, welche die Entwicklung des Babys beeinträchtigen. Es ist wichtig, diese Störung frühzeitig zu behandeln und den betroffenen Frauen personalisierte Psychotherapie anzubieten.


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