Neuer Bluttest zur Tumorerkennung vor dem Auftreten von Symptomen
Der letzte Kongress der Europäischen Gesellschaft für Onkologie brachte Hoffnung. Die Ergebnisse der PATHFINDER-Studie stellten einen Bluttest vor, mit dem sich Tumore durch eine Blutprobe aufspüren lassen. Dieser Bluttest zur Tumorerkennung könnte ganz neue Möglichkeiten eröffnen.
Dies wäre ein gewaltiger Durchbruch bei den Screening-Plänen. Zwar gibt es bereits verbesserte Techniken für die Frühdiagnose von Brust- und Darmtumoren, aber die Diagnose über eine Blutprobe würde einen Paradigmenwechsel bedeuten.
Die beteiligten Expert/innen und die wissenschaftliche Gemeinschaft deuten an, dass es Hoffnung gibt. Wenn die Forschung weiterhin die Empfindlichkeit der Methode bestätigt, könnte der Bluttest zur Tumorerkennung schon in wenigen Jahrzehnten in der klinischen Praxis zum Einsatz kommen.
Die vorgestellten Ergebnisse
Die PATHFINDER-Studie ist ein Forschungsprojekt mit einer mindestens 12-monatigen Nachbeobachtung von mehr als 6.000 Menschen, die sich freiwillig zur Teilnahme entschlossen haben. Ziel ist es, die Empfindlichkeit und Erkennungseffizienz eines Bluttests namens Galleri zu testen.
Das Interessante an diesem Projekt ist, dass es multizentrisch ist. Das heißt, es wird zur gleichen Zeit in verschiedenen Ländern durchgeführt, unter Beteiligung ganz unterschiedlicher Menschen und unter der Schirmherrschaft renommierter Gesundheitseinrichtungen. Zu letzteren gehören die Cleveland Clinic und die Mayo Clinic.
Die auf dem Onkologiekongress vorgestellten Ergebnisse stützen sich auf die Daten, die das Team in den vergangenen Monaten gesammelt hat. Bei den Blutproben von mehr als 6.600 Personen über 50 Jahren war der Galleri-Test bei 92 Personen positiv für Krebs, und nach weiteren Tests wurden nur 35 der 92 Personen als Krebspatient/innen bestätigt.
Obwohl die Zahlen niedrig erscheinen, ist der Mechanismus tatsächlich vielversprechend. Die 35 Personen, die Krebs hatten, hatten keine Symptome gezeigt. Der Bluttest entdeckte Tumore, die mit herkömmlichen Methoden vielleicht erst Jahre später gefunden worden wären.
Die grundlegende Bedeutung dieser Studie liegt darin, dass es sich um die erste Untersuchung bei Patient/innen mit Tumoren handelt, die noch nicht diagnostiziert wurden und bei denen kein Verdacht auf Krebs bestand.
– Mónica Granja, von der Spanischen Gesellschaft für Medizinische Onkologie –
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Ein Bluttest zur Tumorerkennung: Wie funktioniert das?
In unserem Blut befinden sich Teile und Fragmente der DNA, die von den Zellen abgestoßen werden. Diese Teile stammen sowohl aus normalen Stoffwechselprozessen als auch aus solchen, die in bösartigen Zellen stattfinden.
Der Punkt ist, dass Krebszellen bestimmte DNA-Fragmente produzieren. Diese werden als Tumor-DNA bezeichnet. Ihre Zirkulation im Blut ist seit langem Gegenstand von Untersuchungen.
Die PATHFINDER-Studie zielt darauf ab, Methoden zu validieren, die Tumor-DNA erkennen, wenn sie nur in geringen Anteilen vorhanden ist. Dies würde zu einer frühen Diagnose von Tumoren führen, die gerade erst begonnen haben, aber bereits biochemische Anzeichen verursachen. Dennoch haben sie noch nicht die Potenz, offensichtliche körperliche Symptome auszulösen.
Mit modernen Labortechniken verstärkt der Galleri-Test das Signal dieser Tumor-DNA und macht sie für den Biochemiker “sichtbarer”. Wenn sie vorhanden ist, deutet dies auf Krebs hin. Die Ärztinnen und Ärzte führen dann weitere Tests durch, um die bösartigen Zellen aufzuspüren und zu behandeln.
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Wo liegen die Grenzen dieses Fortschritts?
Bis zu einem effizienten Bluttest zur Tumorerkennung ist es noch ein weiter Weg. Die Versuche, die vor einigen Jahren mit Patient/innen durchgeführt wurden, bei denen bereits eine onkologische Diagnose gestellt wurde, haben jedoch Früchte getragen. Seit 2020 wissen wir, dass der Galleri-Test bis zu 50 verschiedene Krebsarten identifiziert.
Eines der größten Probleme ist die Empfindlichkeit. Die Methode muss noch perfektioniert werden, damit die von ihr angezeigten Positivbefunde auch wirklich positiv sind und die Negativbefunde zuverlässig aussortiert werden.
Die Methode muss noch perfektioniert werden, um den Punkt zu erreichen, an dem wir Patient/innen mit frühen Tumoren erkennen können, ohne diejenigen, die keine onkologischen Erkrankungen haben, unnötigen diagnostischen Tests zu unterziehen.
– Mónica Granja –
Die Forscher/innen selbst räumten ein, dass die positiven Ergebnisse für das, was sie eigentlich beabsichtigten, übertrieben waren. Bei weniger als der Hälfte der durch den Test erfassten Personen wurde der Krebs durch andere Methoden bestätigt. Ohne eine Verbesserung in diesem Bereich kann diese Methode daher nicht in großem Maßstab eingesetzt werden.
Wir stehen am Anfang einer neuen Art, Medizin zu betreiben, und alles muss mit Vorsicht betrachtet werden, denn dies sind sehr vorläufige Ergebnisse und können und sollten leider nicht auf den klinischen Alltag übertragen werden.
-Rafael López, Präsident der Fundación para la Excelencia y la Calidad de la Oncología–
Bluttest zur Tumorerkennung: Wie sieht die Zukunft aus?
Der Galleri-Test zur Früherkennung von Tumoren wird immer noch untersucht. Zurzeit ist er in den Vereinigten Staaten staatlich zugelassen.
Einige Ergebnisse werden bei einer größeren Anzahl von Teilnehmern erwartet, und wir könnten bald Neuigkeiten über die Durchführung bei mehr als 100.000 Freiwilligen haben. Die größere Zahl lässt bessere Erkenntnisse über die Sensitivität und Spezifität des Verfahrens erwarten.
Dahinter steht die Hoffnung, einen Bluttest zu finden, der als Screening-Test für Tumore dient, für die es keinen spezifischen Test gibt. Denn viele Patient/innen kommen mit fortgeschrittenem Krebs und geringen Chancen auf eine wirksame Behandlung zum Arzt oder ins Krankenhaus.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
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