Mythen über Psychotherapie, die widerlegt wurden
“Ich gehe nicht zu einem Psychologen, weil ich nicht verrückt bin.” Das ist vielleicht einer der am meisten verbreiteten Mythen über Psychotherapie. Man hört ihn oft, zum Beispiel, wenn du einem Freund oder einer Freundin rätst, sich psychologische Hilfe zu suchen. Allerdings ist dies nicht der einzige Irrglaube, der sich um psychologische Beratungen rankt.
Leider haben sich seit der Antike viele Mythen über dieses Thema in der Gesellschaft festgesetzt. Die Wahrheit ist, dass Therapie ein Raum der Bereicherung ist, der Begleitung und Strategien bietet, um das Wohlbefinden im Alltag zu steigern.
In unserem heutigen Artikel befassen wir uns mit 6 Mythen über Psychotherapie und zeigen dir auf, warum sie nicht stimmen. Lass uns ein wenig mehr darüber erfahren.
Verschiedene Mythen über Psychotherapie und die Wahrheit über sie
Heutzutage sind bereits viele falsche Vorstellungen und Mythen über Psychotherapie ausgeräumt worden. Dennoch halten sich einige Mythen über die Funktionsweise und die Auswirkungen sehr hartnäckig. Das führt dazu, dass viele Menschen diese Hilfe nicht in Anspruch nehmen, um ihre Probleme anzugehen und ihre psychische Gesundheit zu verbessern.
Welches sind die häufigsten Mythen über Psychotherapie?
Sehen wir uns das mal an.
1. “Psychotherapie ist für Verrückte.”
Hinter diesem Mythos verbergen sich zwei grundlegende Fehler. Einer davon hat mit der Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen zu tun. Aber in Wahrheit suchen einige Menschen einen Therapeuten/eine Therapeutin einfach wegen alltäglicher Probleme auf, z. B. weil sie Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen haben, weil sie unter Prüfungsangst oder Einschlafstörungen leiden.
Darüber hinaus herrscht die irrige Annahme, dass alle Menschen, die einen Therapeuten/eine Therapeutin aufsuchen, irgendein Problem haben, was aber nicht unbedingt stimmt. Einige Menschen tun dies, um an den positiven Aspekten zu arbeiten, die sie bereits haben, oder weil sie ihre Selbsterkenntnis vertiefen wollen.
Schließlich hört man auch häufig, dass Psychologen und Psychologinnen selber etwas “verrückt” oder psychisch krank sind und diesen Beruf wählen, um ihre eigenen Probleme zu lösen. Das entspricht natürlich ebenfalls nicht der Wahrheit! Was an dieser Annahme richtig ist, ist die Tatsache, dass auch Fachleute durch jahrelanges Studium und Lernen Werkzeuge und Ressourcen erlernen, die sie in ihrem eigenen Leben anwenden können.
2. Mythen über Psychotherapie: “Ein Fremder kann mir nicht helfen.”
Auch wenn der Therapeut anfangs ein Fremder ist, baut sich mit der Zeit eine therapeutische Beziehung auf, die auf Vertrauen, Einfühlungsvermögen, offenem Zuhören und Berufsethik beruht.
In diesem Kontext sollte auch darauf hingewiesen werden, dass dieser “Fremde” über einen theoretischen Hintergrund und Werkzeuge zu verschiedenen Themen verfügt. All dies kann dazu beitragen, den Grund für die Beratung oder das Unbehagen der Person, die zur Therapie kommt, zu verstehen.
3. “In einer Psychotherapie geht es immer nur um die Vergangenheit und deine Kindheit.”
Es ist wichtig zu verstehen, dass Therapeuten einen Rahmen und einen Kontext brauchen, um ihre Patienten zu verstehen und kennenzulernen. Dazu gehört es, Fragen zu stellen und Themen anzusprechen, die u.a. mit der Erziehung, der Kindheit und den Beziehungen zu tun haben.
Der Fokus liegt jedoch nicht immer auf diesem Lebensabschnitt. Tatsächlich sprechen viele Psychologie- und Therapieschulen dieses Thema nur im Erstgespräch an und zu einem anderen Zeitpunkt nur dann, wenn dies erforderlich ist.
4. Mythen über Psychotherapie: “In Psychotherapiesitzungen redet nur der Patient.”
Das stimmt nicht. Manche Strömungen ermutigen ihre Therapeuten mehr als andere, sich aktiv einzubringen. Jedes Mal, wenn die Therapeutin oder der Therapeut eingreift, tut sie oder er das nach dem Nutzen, den ihr oder sein Kommentar haben könnte.
Es geht also nicht darum, strikt der Prämisse zu folgen, ob man eingreift oder nicht. Vielmehr geht es darum, abzuwägen, was im Moment der Sitzung passiert und dann entsprechend darauf zu reagieren. In vielen Fällen werden je nach Patient verschiedene Techniken angewandt, wie z. B. die Methode des leeren Stuhls und Rollenspiele.
5. “In der Psychotherapie sagen sie dir, was du tun sollst.”
Die Patienten haben in der Therapie keine passive Rolle. Ganz im Gegenteil: Von ihnen wird erwartet, dass sie sich im therapeutischen Raum engagieren und auf Veränderungen hinarbeiten. Das bedeutet, dass sie eine aktive und verantwortungsvolle Rolle übernehmen und sich an dem beteiligen sollen, was gemeinsam mit dem Therapeuten/der Therapeutin besprochen und vereinbart wurde.
In diesem Fall geht es also nicht darum, dass Therapeuten den Patienten sagen, was sie tun sollten, sondern darum, ihnen einige Richtlinien, Empfehlungen oder eine neue Perspektive aufzuzeigen, damit die Patienten entscheiden können, was für sie am besten ist. Therapeuten versuchen nicht, ein Abhängigkeitsverhältnis zu schaffen. Ihr Handeln ist darauf ausgerichtet, dass die Person lernt, zu reflektieren, sich selbst zu beobachten und sich Strategien zur Bewältigung anzueignen.
6. Mythen über Psychotherapie: “Eine Therapie dauert Jahre.”
Das ist ein weiterer gängiger Mythos über Psychotherapie.
In Wirklichkeit ist das aber nicht unbedingt der Fall. Manche Therapien sind zielgerichteter als andere, und das bestimmt bestimmte therapeutische Ziele während der Sitzungen. Nach Erreichung der Zielsetzung sind die Konsultationen beendet.
Manche Psychotherapien sind tatsächlich etwas umfangreicher. Trotzdem kann die Person die Therapie wählen, die sie für am besten geeignet hält.
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Die Vorteile der Psychotherapie
Wie in einem Artikel in Neurotherapeutics veröffentlicht wurde, unterstützen evidenzbasierte Psychotherapien effektiv die Behandlung einer Vielzahl psychiatrischer Erkrankungen. Darüber hinaus bieten sie unter anderem folgende Vorteile:
- Vertiefung der eigenen Selbsterkenntnis
- Verbesserung des Selbstwertgefühls und des Selbstbewusstseins
- Erkenntnisgewinn über die Gründe bestimmter Verhaltensweisen
- Lernen, Konflikten auf gesunde Weise zu begegnen
- Verbesserung der eigenen Beziehungen
- Soziale Fähigkeiten entwickeln und lernen, Grenzen zu setzen
- Probleme aller Art angehen und lösen (Arbeit, Beruf, Beziehung, Familie etc.)
Letztendlich zielt die Psychotherapie darauf ab, das Wohlbefinden der Person zu fördern, um ihre Lebensqualität zu verbessern.
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In welchen Fällen kann eine Psychotherapie sinnvoll sein?
Eine Psychotherapie zu beginnen, muss nicht unbedingt mit einem Problem verbunden sein, ganz im Gegenteil! Oft ermöglicht eine frühzeitige Initiative ein rechtzeitiges Eingreifen, das verhindert, dass eine Situation eskaliert und sich zuspitzt.
Darüber hinaus lassen sich so auch alltägliche Probleme bewältigen, die im Moment unwichtig erscheinen. Daher solltest du diese Art der Therapie als einen nützlichen Raum für die eigene Selbstfürsorge betrachten.
Psychotherapie bedeutet nicht unbedingt, dass du schwerwiegende Probleme hast
Generell ist es am besten, wenn man eine positive Vorstellung von der Psychotherapie vermittelt. Zunächst einmal ist es nicht schlimm, Probleme oder Fragen zu haben und um Hilfe zu bitten, um diese lösen zu können. Das macht uns nicht schwach, sondern ganz im Gegenteil: Wir werden stärker, wenn wir erkennen, was wir brauchen.
Darüber hinaus kann der Gang zum Psychologen eine Entscheidung für einen Lebensstil sein, der es uns ermöglicht, mehr mit uns selbst in Kontakt zu sein. Es ist ein Raum, der es uns ermöglichen kann, uns persönlich weiterzuentwickeln und zu verwirklichen.
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