Wann sollte man eine Familientherapie machen?

Hast du das Gefühl, dass deine Familiendynamik in einem Konflikt steht? In diesem Artikel erklären wir, was eine Familientherapie ist und wann sie notwendig ist.
Wann sollte man eine Familientherapie machen?
Andrés Carrillo

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Andrés Carrillo.

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Menschliche soziale Beziehungen sind komplex, auch unter den Familienmitgliedern selbst. Familientherapie ist ein psychotherapeutischer Ansatz, der versucht, die Defizite innerhalb dieses Beziehungssystems zu verbessern.

In diesem Artikel werden wir erläutern, wann es notwendig ist, eine Familientherapie zu machen. Darüber hinaus werden wir einige der grundlegenden Prinzipien besprechen und zeigen, in welchen Fällen eine Therapie effektiv sein kann.

Was ist Familientherapie?

Ziel einer Familientherapie ist es, die Hauptprobleme des von den Familienmitgliedern gebildeten Systems zu erkennen. Es handelt sich also um einen Prozess der therapeutischen Begleitung mit dem Ziel, das Zusammenleben innerhalb der Familie zu verbessern.

Es ist üblich, dass während einer Familientherapie Themen wie durchsetzungsfähige Kommunikation, Frustrationstoleranz, das Erkennen der eigenen Emotionen und die der anderen offen angesprochen werden. Dies geschieht, um die Anpassungsfähigkeit der einzelnen Familienmitglieder zu unterstützen.

Diese Art der Therapie führen Psychologen, lizenzierte Therapeuten und in einigen Fällen klinische Sozialarbeiter durch. Im Allgemeinen ist diese Therapie nur von kurzer Dauer, da das Hauptziel darin besteht, spezifische Probleme zu lösen.

Was sind die Vorteile einer Familientherapie?

Werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Vorteile eines Besuchs beim Familientherapeuten. Neben der Verbesserung der selbstbewussten Kommunikation gibt es noch weitere wichtige Vorteile.

Familientherapie
Manchmal brauchen Familien professionelle Hilfe, um ihre Kommunikation untereinander zu verbessern.

1. Nicht die gesamte Familie muss teilnehmen

Obwohl die Therapie auf eine Verbesserung des Familiensystems ausgerichtet ist, müssen nicht alle Familienmitglieder daran teilnehmen. Es müssen nur diejenigen teilnehmen, die auch das Bedürfnis dazu haben.

Der Therapeut ist in der Lage, denjenigen, die an der Therapie teilnehmen, die notwendigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, sodass sie selbst Veränderungen in ihrem Familiensystem bewirken können.

2. Den Kommunikationsprozess verbessern

Die Kommunikation ist für das Wohlbefinden der Familie unabdingbar. In vielen Fällen kommt es vor, dass Ausdrucksdefizite zu intensiven Konflikten in Familien führen. Aber sobald sich die Kommunikation verbessert, kann man auch die Probleme lösen.

Während der ersten Sitzungen sollte der Therapeut die Rolle des Übersetzers einnehmen, damit die Kommunikation zwischen den Teilnehmern effektiv sein kann. Es geht darum, zu verstehen, was die wahre Bedeutung hinter einem Verhalten oder einem Satz ist, und dann Werkzeuge an die Hand zu geben, um dies selbst ausdrücken zu können.

3. Stärkt das Vertrauen in der Familie

Ein weiterer Aspekt, der Konflikte innerhalb einer Familie erzeugt, ist Misstrauen. Wenn etwas passiert, das das Band des Vertrauens beschädigt, können sich Beziehungen intensiv verschlechtern.

Um also die Sicherheit innerhalb der Familie zu stärken, ist es notwendig zu verstehen, dass man manche Dinge nicht ändern kann. Es ist außerdem notwendig, sie so zu akzeptieren, wie sie sind. Denn sobald Menschen Dinge akzeptieren, fühlen sie sich oft erleichtert.

Irgendwann können sie wieder Vertrauen zu anderen Familienmitgliedern fassen. Natürlich läuft dieser Prozess nicht in allen Fällen gleich ab. In manchen Familien kann es länger dauern, bis sich die Beziehungen neu festigen.

4. Verhindert zukünftige Konflikte

In der Psychologie gibt es echte und scheinbare Motive. Normalerweise hat eine Person einen offensichtlichen Grund dafür, dass eine andere Person oder ein Familienmitglied an einer Beratung teilnimmt.

So kann der Therapeut im weiteren Verlauf des Prozesses die wahren Gründe für die Konflikte finden und verhindern, dass sie eskalieren oder neue Probleme entstehen.

5. Aggressionsniveau reduzieren

Aggressionen sind bei jedem Menschen etwas ganz Natürliches. Sie bestehen aus einem hohen Maß an Intensität, das auf die Bewältigung einer Situation ausgerichtet ist. Wenn wir also sagen, dass jemand aggressiv ist, meinen wir damit, dass er entschlossen ist. Das ist nicht dasselbe wie gewalttätig zu sein.

In Familienkonflikten kommt es häufig vor, dass schlecht kanalisierte Aggressionen in häuslicher Gewalt enden. Deshalb sollte eines der Hauptziele des Familientherapeuten darin bestehen, die Aggressivität zu reduzieren und sie in angemessenere Formen der Konfliktlösung umzuwandeln.

Wann sollte man zur Familientherapie gehen?

In Fällen, in denen sich die Familie in Situationen befindet, die ihre natürliche und kontinuierliche Entwicklung beeinträchtigen, ist es notwendig, einen Fachmann aufzusuchen. Es kommt oft vor, dass Menschen zuerst versuchen, individuelle Hilfe zu suchen; in diesem Fall sollte der Therapeut dann eine Familientherapie vorschlagen.

Wie bereits erwähnt, ist es eventuell nicht immer möglich, alle Familienmitglieder in den Prozess einzubeziehen. Im Idealfall tun die Teilnehmer dies jedoch freiwillig, mit der festen Überzeugung, therapeutische Ressourcen als Unterstützung in ihren Alltag einzubauen.

Keine Familie ist vor Problemen sicher, aber wenn die Konflikte wiederkehrend und intensiv werden, funktioniert das eigene System vielleicht nicht mehr. In diesem Fall können wir darüber nachdenken, einen Familientherapeuten zu konsultieren, insbesondere, wenn die Beschwerden längere Zeit anhalten und intensiv werden.

Aggression ist nicht dasselbe wie Gewalt in der Familie, aber es ist die Aufgabe des Therapeuten, diese Aggression zu kanalisieren, um größere Probleme zu vermeiden.

Erfahre mehr: Subtile verbale Aggressionen in einer Beziehung

Merkmale einer gesunden Familie

Eine gesunde Familie – wenn man diesen Ausdruck überhaupt verwenden kann – ist eine Familie, die sich ihren Konflikten auf funktionale Weise stellt, ohne die Beziehungen untereinander dauerhaft zu schädigen. Es gibt also eine Reihe von Eigenschaften, die wir bei gesunden Familien finden:

  • Respekt vor den individuellen Unterschieden eines jeden Mitglieds
  • Sorge und Pflege im richtigen Maß, ohne überfürsorglich oder vernachlässigend zu sein
  • Gemeinsame Vereinbarungen über das Zusammenleben treffen
  • Regeln, die nicht starr sind und bei Bedarf gelockert werden können
  • Natürliche Kommunikation ohne Angst, etwas anzusprechen

Was kann man tun, wenn die eigene Familie nicht an der Therapie teilnehmen möchte?

Bei genereller Ablehnung einer Familientherapie kannst du trotzdem individuell teilnehmen, um wichtige Kommunikationsressourcen zu erwerben. Im Verlauf kannst du dann versuchen, die anderen Familienmitglieder dazu zu bringen, sich dem Prozess freiwillig anzuschließen.

In einigen Fällen kann der Therapeut Familienmitglieder kontaktieren, um sie zu den Sitzungen einzuladen. Es spielt keine Rolle, ob du individuell teilnimmst. Den ersten Schritt zu machen ist bereits der Beginn zur Verbesserung der Gesamtsituation.


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