Micra: der mini Herzschrittmacher

Je kleiner der Herzschrittmacher, desto angenehmer das Einsetzen und desto geringer die Operationsrisiken
Micra: der mini Herzschrittmacher
Valeria Sabater

Geprüft und freigegeben von der Psychologin Valeria Sabater.

Geschrieben von Valeria Sabater

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Das Einsetzen von einem Herzschrittmacher ist mittlerweile ein Routineeingriff, der oft nur bei lokaler Betäubung durchgeführt wird.

Einzig das Eindrücken des Schrittmachers in die vorgesehene Position wird oft als unangenehm beschrieben. Doch dies sollte nun mit dem kleinsten Herzschrittmacher der Welt der Vergangenheit angehören.

Was macht ein Herzschrittmacher?

Der Herzschrittmacher gibt dem Herzen durch elektrische Impulse den Anreiz, den Herzmuskel zu kontrahieren und somit zu pumpen.

Stimmt die Herzfrequenz nicht mehr und ist der Puls beispielsweise viel zu niedrig, normalisiert das Gerät wieder die Funktion des Herzens.

Moderne Schrittmacher greifen erst dann ein, wenn sie erkennen, dass das Herz zu langsam oder unregelmäßig schlägt.

Er hat eine Batterie, die man regelmäßig, etwa alle 15 Jahre, austauschen muss. Das herzunterstützende Gerät implantiert man meist unter dem rechten Schlüsselbein und es sitzt dort entweder unter dem Brustmuskel oder direkt unter der Haut.

Ist die Operation gefährlich?

Es ist gefährlicher, ohne die Operation weiter zu leben als die Operation an sich. In den meisten Fällen ist noch nicht einmal eine Vollnarkose fällig.

Der operierende Arzt schiebt dabei mit einem kleinen Schnitt durch Sonden zwei Elektroden in Blutgefäße, die direkt zum Herzen führen. Der richtige Sitz wird während des Eingriffs mehrmals durch Röntgen kontrolliert. Sitzt alles perfekt, wird der Herzschrittmacher angeschlossen.

Nach einem Probelauf verstaut man dann das kleine lebensrettende Gerät in einer körpereigenen Tasche unter dem rechten Schlüsselbein.

Je nach Ausbildung der Muskulatur ist dann dazu etwas Druck nötig. Das ist meist das einzige, was der Patient spürt, der während der gesamten Operation bei Bewusstsein ist und nur eine lokale Betäubung bekommt, um den Hautschnitt schmerzfrei zu gestalten.

Die kleine Schnittwunde wird dann geklammert oder vernäht und verheilt innerhalb von 10 Tagen.

Der Schrittmacher funktioniert sofort und wird anfangs noch ein oder zwei Mal auf eine korrekte Einstellung kontrolliert. Die meisten Patienten vergessen schon nach wenigen Wochen das „Einbaugerät“ in ihrer Brust.

Risiken und Nebenwirkungen

Wie bei jeder Operation können natürlich auch hier Probleme entstehen, die jedoch sehr selten auftreten.

Auch Ärzte sind Menschen und machen daher Fehler und so können umliegende Gefäße beispielsweise verletzt werden.

Auch die Technik kann ihre Tücken haben und wie bei allen Geräten kann es auch hier zu fehlerhaften Bauteilen kommen.

Meist sind die Elektroden das Problem, diese können aber unkompliziert ausgetauscht werden. Meist fallen fehlerhafte Teile schon während des Eingriffs auf.

Eine lustige aber für Betroffene unangenehme Nebenwirkung kann Schluckauf sein, wenn das Gerät zufällig nicht nur der Herzmuskel, sondern auch das Zwerchfell zur Kontraktion reizt.

Dies geschieht durch eine etwas ungünstige Platzierung der Sonden, die aber auch schnell und komplikationslos verändert werden kann, damit der Schluckauf aufhört.

Wie groß sind die Geräte?

Der allererste Herzschrittmacher wog ca. 300g und wurde 1958 in Schweden eingesetzt. Erst 1961 wurde das erste, ebenfalls 300g schwere Gerät in Deutschland implantiert.

Heutzutage existieren verschiedene Typen der Geräte, jeweils abhängig vom Einsatzzweck und der Beschwerden des Patienten.

Auch die Größe ist heute wesentlich geschrumpft, ein durchschnittlicher Schrittmacher ist nur noch etwa 3x5cm groß und fügt sich flach in das Gewebe ein. Doch 2015 wurde der kleinste Herzschrittmacher der Welt vorgestellt.

herzschrittmacher-einbau


Der kleinste Herzschrittmacher der Welt: Micra

Er ist nur so groß wie eine Tablette: 2,6cm lang und nur 67mm im Durchmesser ist die kleine Kapsel, die Großes leistet.

Im Vergleich zu den ersten Geräten ist ihr Gewicht ein Witz: 1,75g bringt das kleine Wunderwerk der Technik auf die Waage! Und weil die kleine Kapsel so winzig ist, wird sie auch direkt ins Herz eingesetzt und verrichtet dort ihre Arbeit.

Dabei kommt es natürlich nicht zu einer Operation am offenen Herzen, sondern die kleine Kapsel wird über die Leiste durch die Vene bis ins Herz geschoben, sodass nur ein kleiner Einschnitt erforderlich ist.

Sitzt das Gerät dort an der richtigen Stelle, klappen Haken aus und verankern den Schrittmacher sicher an Ort und Stelle.

Die Batterie hält mit 10 Jahren etwa 5 Jahre kürzer als die im konventionellen Schrittmacher, jedoch ist ein Austausch nicht vorgesehen.

Weil die lebensrettende Kapsel so klein ist, kann man nach Ablauf der Batterielebenszeit ganz einfach eine zweite Kapsel im Herzen platzieren und sie übernimmt die Funktion der ersten.

Noch ist das alles Zukunftsmusik: in Düsseldorf wurde der erste Patient damit ausgestattet. Die Kosten sind mit etwa 10.000€ noch zu teuer, um damit herkömmliche Geräte zu ersetzen.


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