Kunstherz für Patienten, die keinen Organspender finden
Ein multidisziplinäres Forscherteam der Universität Oregon Health and Science University (OHSU) hat ein Kunstherz entwickelt, das in Zukunft eine Alternative zu einer Herztransplantation sein könnte. Wie funktioniert dieses Pumpsystem? Erfahre heute mehr über diese interessante Entwicklung, die für viele Patienten eine Lösung ihrer Herzprobleme darstellen könnte.
Herztransplantation
Bei einer Herztransplantation wird im Rahmen einer chirurgischen Operation das geschwächte Herz des Patienten, das seine Funktionen nicht mehr erfüllen kann, durch ein gesundes Organ eines Spenders ersetzt.
Es handelt sich um eine sehr komplexe Operation, die mit verschiedenen Risiken einhergeht, da es um ein lebenswichtiges Organ geht. Aus diesem Grund und auch, weil es wenige Organspender gibt, führt man eine Herztransplantation nur dann aus, wenn es gar keine anderen Möglichkeiten mehr gibt.
Das heißt, dass nur schwer kranke Patienten ein neues Herz erhalten, bei denen andere Behandlungen, zum Beispiel mit bestimmten Arzneimitteln oder weniger drastischen Operationen, keinen Erfolg erzielen konnten.
Herzkrankheiten haben leider eine sehr hohe Prävalenz und zählen in vielen Ländern zu den häufigsten Todesursachen. Viele dieser Erkrankungen können mit der Zeit eine Herztransplantation erforderlich machen. Dazu gehören beispielsweise folgende:
- Kornare Herzerkrankheiten
- Ventrikuläre Arrhythmien
- Angeborene Herzdefekte
- Herzklappenerkrankungen
- Schwächung der Herzmuskulatur
All diese Krankheiten schwächen das Herz und führen mit der Zeit zu einer Herzinsuffizienz. Das Herz pumpt das Blut zwar weiterhin durch den Körper, doch es ist schwächer und nicht mehr fähig, das nötige Blutvolumen in alle Bereiche des Organismus zu transportieren.
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Faktoren, die bei einer Herztransplantation berücksichtigt werden müssen
Da es nur wenige Organspender gibt, wird die Auswahl eines möglichen Kandidaten für eine Herztransplantation sehr sorgfältig geprüft, wobei bestimmte Faktoren berücksichtigt werden, um den idealen Patienten zu wählen.
Einige der negativen Faktoren, die eine Transplantation verhindern könnten, sind beispielsweise das fortgeschrittene Alter, andere mögliche Krankheiten, Alkoholismus oder Tabaksucht. In vielen Fällen besteht dann für den Patienten keine Behandlungsmöglichkeit mehr.
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Künstliche Herzklappen
Für Patienten, die keine Möglichkeit für eine Herztransplantation haben, ist die Entwicklung künstlicher Herzunterstützungssysteme eine ausgezeichnete Option.
Es handelt sich um mechanische Pumpen, die im Thorax implantiert und mit dem Herz verbunden werden. Ihre Aufgabe ist es, die elektrischen Impulse an das Herz weiterzuleiten, um die Pumpleistung dieses Organs zu verbessern.
Doch meist handelt es sich nur um eine zeitlich begrenzte Behandlung, die zum Einsatz kommt, während der Patient auf eine Herztransplantation wartet.
Kunstherz
Für all jene, für die eine Herztransplantation nicht in Frage kommt, könnte ein künstliches Herz das kranke Herz ersetzen. Die Hoffnungen, die auf künstliche Pumpsysteme gesetzt werden, sind groß.
Forscher der Oregon Health and Science University (OHSU) haben gezeigt, dass diese optimistische Zukunft schneller zur Realität werden könnte, als erwartet.
Die OHSU war auch in der Entwicklung einer künstlichen Herzklappe federführend. Ein multidisziplinäres Forscherteam dieser Universität, das aus Ingenieuren, Ärzten und Wissenschaftlern besteht, hat ein Kunstherz entwickelt, das vielversprechend ist.
Kunstherz: Wie funktioniert das?
Das künstliche Herz soll zwei Herzkammern aus Titanium umfassen. Diese verfügen über einen Mechanismus, der das Blut pumpt und im Körper in Umlauf bringt. Das Kunstherz soll außerdem über einen Kontrollmechanismus und eine Batterie verfügen. Der Patient muss diese in einer Tasche immer dabei haben. Doch in Zukunft soll sich die Batterie unter der Haut befinden.
Das einfache Design des künstlichen Herzes ist der wichtigste Vorteil dieser mechanischen Pumpe. Da sie nur aus sehr wenigen Teilen besteht und keine Klappen enthält, gibt es weniger Elemente, die Schaden nehmen könnten oder bei denen es zu Störungen kommen könnte.
Die Forscher haben zwei Prototypen entwickelt. Das erste Modell ist für große Tiere, wie Kühe, gedacht. Das andere ist für kleinere Tiere, wie Schafe, geeignet. Diese Größe wäre auch für Menschen passend.
Außerdem haben die Forscher verschiedene klinische Versuche mit Tieren durchgeführt und dabei gute Resultate erzielt. Diese vielversprechenden Ergebnisse haben der Forschung einen wichtigen Impuls gegeben. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie das Kunstherz in Kürze einem Menschen einsetzen können.
Update: Das Programm der OHSU für künstliche Herztransplantationen wurde nach 30 Jahren suspendiert. Den Daten der Scientific Registry of Transplant zufolge, wurden im Rahmen dieses Programms zwischen 2015 und 2016 30 Herztransplantationen durchgeführt. Im Sommer 2019 hat das Forscherteam angekündigt, dass das Programm möglicherweise wieder aktiviert werden soll.
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