Können schwangere Frauen SARS-CoV-2 auf ihr Baby übertragen?

Es gibt nur wenige Studien über die Auswirkungen von Covid-19 in der Schwangerschaft, die jedoch nahelegen, dass die werdende Mutter das neue Coronavirus nicht auf ihr Kind überträgt. Erfahre mehr zu diesem Thema in unserem heutigen Artikel.
Können schwangere Frauen SARS-CoV-2 auf ihr Baby übertragen?
Leonardo Biolatto

Geschrieben und geprüft von dem Facharzt Leonardo Biolatto.

Letzte Aktualisierung: 27. Mai 2022

Bei dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 konnten bereits spezifische Eigenschaften beobachtet werden, die jedoch noch besser untersucht werden müssen. Heute gehen wir der Frage nach, ob Covid-19 von werdenden Müttern auf ihre Babys übertragen werden kann. Denn viele s chwangere Frauen machen Sorgen, dass sie ihrem Kind damit schaden könnten.

Die Erfahrungen bei anderen Epidemien und Pandemien haben die Wissenschaftsgemeinschaft von Anfang an alarmiert. Denn viele virale Erkrankungen, die zu Atemwegsbeschwerden führen, wirken sich auf schwangere Frauen und ihre Babys schwerer aus als auf andere Bevölkerungsgruppen.

Bei den zwei früheren Ausbrüchen anderer Coronavirus-Stämme in den Jahren 2002-2003 und 2012-2013 kam es nicht zu einer Übertragung der Krankheit schwangerer Mütter auf ihre Babys. Allerdings verursachten diese Viruserkrankungen Komplikationen. So war beispielsweise das Risiko für eine Fehlgeburt bei infizierten Müttern höher. 

Auch bei der H1N1-Grippe (Schweinegrippe) im Jahre 2009 zählten schwangere Frauen zur Risikogruppe. Sie mussten sofort in die Quarantäne und auch andere Maßnahmen ergreifen, so zum Beispiel eine Kaiserschnittgeburt, um die Infektion des Kindes zu verhindern. 

Auf diesen Erfahrungen aufbauend untersuchten chinesische Wissenschaftler, ob das neue Coronavirus von schwangeren Frauen auf ihre Babys übertragen werden kann. Die ersten Ergebnisse, die jedoch aus sehr begrenzten Studien resultieren, weisen darauf hin, dass keine vertikale Übertragung stattfindet.

Vertikale Übertragung: Was ist das?

Um besser verstehen zu können, ob SARS-Co-V-2 von werdenden Müttern auf ihre Babys übertragen werden kann, erinnern wir kurz daran, wie die Kommunikation zwischen Mutter und Kind während der Schwangerschaft erfolgt. Denn bei dieser eng verbundenen Kommunikation könnte es zu einer Übertragung des Virus kommen. 

Der Fötus ist mit der Mutter über die Nabelschnur und die Plazenta verbunden. Diese anatomische und physiologische Einheit versorgt das sich entwickelnde Kind mit Nährstoffen über das Blut der Mutter. Darin können jedoch auch Krankheitserreger vorkommen.

Von einer vertikalen Übertragung spricht man, wenn ein Krankheitserreger von der Mutter auf das Baby über diese fetoplazentare Einheit während der Schwangerschaft übertragen wird. Ein aktuelles und verbreitetes Beispiel dafür ist die Infektion des Kindes mit HIV (Humanes Immundeffizienz-Virus).

Doch die vertikale Transmission ist nicht die einzige Ansteckungsmöglichkeit zwischen Mutter und Kind. Auch während der Geburt könnte sich das Kind durch den Kontakt mit den Schleimhäuten des Fortpflanzungssystems anstecken. Diese Form der Infektion bezeichnet man in der Fachsprache als perinatale Transmission.

Nach der Geburt des Kindes könnte es außerdem über die Muttermilch zu einer Übertragung einer Infektionskrankheit kommen. Doch dies ist nicht bei allen Krankheitserregern der Fall. Wenn jedoch eine Gefahr besteht, ist den Müttern zu raten, das Neugeborene nicht zu stillen, sondern mit Formelmilch zu nähren.

Können schwangere Frauen das Coronavirus auf ihr Kind übertragen?
Die vertikale Übertragung erfolgt von der Mutter auf den Fötus über die fetoplazentare Einheit.

Können schwangere Frauen das Coronavirus auf ihre Kinder übertragen? Wissenswertes über die erste Studie

In Wuhan, der chinesischen Großstadt, in der die Ausbreitung des SARS-CoV-2 ihren Anfang nahm, führten Wissenschaftler auch die ersten Studien durch. Daran nahmen infizierte schwangere Frauen teil, die im Union Hospital gepflegt wurden. Die Wissenschaftler untersuchten die Frauen und ihre Kinder auf SARS-CoV-2. 

Die neugeborenen Kinder dieser Mütter hatten keine Symptome im Zusammenhang mit dem neuen CoronavirusSie litten weder an Fieber, noch an Husten.

Das Protokoll sah jedoch vor, die Säuglinge ab der Geburt von ihren Müttern zu trennen. Ihre Entwicklung wurde während der Studie beobachtet. Die Covid-19-Tests verliefern bei allen Babys negativ. 

Eines der Neugeborenen hatte Atembeschwerden und andere hatten während des Krankenhausaufenthalts Hautausschläge. Da jedoch die Testergebnisse negativ waren, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass diese Symptome nicht auf das SARS-CoV-2 zurückzuführen sind. Allerdings sind weitere, umfassendere Studien erforderlich, um diese Resultate zu bestätigen oder zu widerrufen.

Können schwangere Frauen das Coronavirus auf ihr Kind übertragen?
In der in China durchgeführten Studie wurden die Mütter vorsichtshalber von ihren neugeborenen Babys getrennt.

Schwangere Frauen und Vorsorgemaßnahmen in Zeiten des Coronavirus

Zwar legen Studien nahe, dass es nicht zu einer vertikalen Übertragung des SARS-CoV-2 von der Mutter auf ihr Baby kommen kann, doch trotzdem sind präventive Maßnahmen grundlegend. Die werdende Mutter muss die Quarantäne und die soziale Isolierung auf jeden Fall respektieren.

In manchen Ländern wurden die Maßnahmen für schwangere Frauen zusätzlich verstärkt, um ihre Sicherheit zu garantieren. So können sie zum Beispiel früher mit dem Mutterschutz beginnen und dürfen sich nicht an Orten mit vielen Menschen aufhalten. 

Sehr wichtig ist, dass werdende Mütter Kontakt zu der betreuenden Ärztin oder dem Arzt haben und diese telematische Fragen auf Distanz beantworten können. So muss die schwangere Frau nicht in ein Gesundheitszentrum oder Krankenhaus, wo sie sich mit dem neuen Coronavirus infizieren könnte. 

Auch wenn eine vertikale Transmission nicht bestätigt werden konnte, kann eine schwangere Frau an einem schweren Verlauf der Krankheit Covid-19 leiden, was sich auf die Schwangerschaft auswirken kann. Aus diesem Grund ist die Vorsorge besonders wichtig, insbesondere wenn die werdende Mutter bereits zuvor an Atembeschwerden, wie etwa Asthma, leidet.


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