Ernährungspsychiatrie: Was ist das?

Die Ernährungspsychiatrie befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen Ernährung und psychischen Krankheiten.
Ernährungspsychiatrie: Was ist das?
Maria Patricia Pinero Corredor

Geprüft und freigegeben von der Ernährungswissenschaftlerin Maria Patricia Pinero Corredor.

Letzte Aktualisierung: 15. Juni 2023

Die Ernährungspsychiatrie befasst sich mit nährstoffbasierten Ansätzen, die psychischen Krankheiten vorbeugen oder die Behandlung unterstützen können. Es handelt sich um ein sehr junges Fach, das sich auf neue Forschungsergebnisse stützt, die den Zusammenhang von psychischen Erkrankungen und der Ernährung deutlich machen.

Die Rolle der Kost, der Kombination verschiedener Nahrungsmittel und der Nahrungsaufnahme sollte nicht unterschätzt werden, denn die Auswirkungen auf die Psyche können entscheidend sein.

Die Schulmedizin behandelt Depressionen oder andere psychische Störungen vorwiegend medikamentös, die Psychologie mit spezifischen Therapien, die das Verhalten, das Bewusstsein und die Einstellung der betroffenen Personen verändern. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass die Verbesserung der Ernährung ebenfalls sehr wirksam sein kann.

Studien zeigen unter anderem, dass die mediterrane Kost mit viel Gemüse, Obst, magerem Fleisch und Fisch nicht nur die körperliche, sondern auch die psychische Gesundheit fördert. Erfahre nachfolgend Wissenswertes über die Ernährungspsychiatrie und wie sie in der Prävention und Behandlung psychischer Probleme helfen kann.

Ernährung und psychische Gesundheit

Die Fachzeitschrift Nutrititon Journal weist darauf hin, dass psychische Störungen in den USA und anderen entwickelten Ländern zu den häufigsten Ursachen für Behinderungen zählen. In diesem Kontext ist oft ein Mangel an bestimmten Nährstoffen zu beobachten.

Verschiedene Studien deuten auf den Zusammenhang von psychischen Krankheiten und Entzündungsreaktionen im Darm hin, die häufig auf einen Mangel an Probiotika, Mikronährstoffen und Omega-3-Fettsäuren zurückzuführen sind. 

Eine anderes Experten-Team bekräftigt diese Erkenntnisse. So können Menschen mit Angstzuständen und Depressionen ihre Stimmung durch die Einnahme von Zink, Magnesium, Omega-3- und B-Vitaminen sowie D3 verbessern.

Außerdem hat sich gezeigt, dass die tägliche Einnahme von Magnesiumcitrat bei Depressionen und Angstzuständen zu einer deutlichen Verbesserung führen kann, und zwar unabhängig von Alter, Geschlecht oder Krankheitsgrad.

Omega-3-Fettsäuren sind einigen Studien zufolge entscheidend für die Entwicklung und Funktion des Gehirns. Niedrige Werte werden mit schlechter Stimmung, kognitiven Beeinträchtigungen und schlechter Auffassungsgabe in Verbindung gebracht.

Auch der Einsatz von Probiotika wurde in der Ernährungspsychiatrie untersucht. Verschiedene Studien haben ergeben, dass die tägliche Einnahme gesunder lebender Bakterien Depressionen und Angstzustände verringern kann. Manche Experten sprechen deshalb von “Psychobiotika” – Probiotika, die sich positiv auf die psychische Gesundheit auswirken.

Ernährungspsychiatrie: Was ist das?
Die Ernährung hat signifikante Auswirkungen auf die psychische Gesundheit.

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Was ist das Ziel der Ernährungspsychiatrie?

Eine Studie zur Ernährungspsychiatrie beschreibt die wichtigsten Herausforderungen der Ernährungspsychiatrie:

  • Vermehrte Aufmerksamkeit auf Ernährung in der klinischen Behandlung psychischer Störungen. 
  • Eindeutige Identifizierung der biologischen Zusammenhänge zwischen Ernährung und psychischen Störungen.
  • Wissenschaftliche Studien über die Wirkung von Nährstoffen und Psychobiotika auf die Psyche. Vorhersehbarkeit auf die Reaktion durch eine Behandlung.
  • Beobachtungen und experimentelle Studien über den Einfluss von Nährstoffen auf Psychosen.

Einige Erkenntnisse der Ernährungspsychiatrie

Dieses neue Forschungsgebiet empfiehlt den Verzehr von Gemüse, Vollkornprodukten, Nüssen, Fisch und Samen. Verarbeitete Lebensmittel sollten vermieden oder zumindest stark reduziert werden. Viele Studien zeigen, dass die besten Lebensmittel für das Gehirn diejenigen sind, die das Herz und die Blutgefäße schützen. Dazu gehören folgende Produkte:

  • Fettfisch: Lachs, Sardinen und andere Fettfische sind ausgezeichnete Quellen von Omega-3-Fettsäuren. Verschiedenen Studien  weisen darauf hin, dass sie den geistigen Verfall hinauszögern und der Alzheimer-Krankheit vorbeugen. Außerdem wirkten Omega-3-Fettsäuren gegen Depressionen.
  • Walnüsse: Ein Artikel in der Zeitschrift Hospital Nutrition erinnert daran, dass die in Walnüssen enthaltene Linolenfettsäure den Blutdruck senkt und die Arterien freihält. Das ist sowohl für das Herz als auch für das Gehirn wichtig.
  • Erdbeeren und Blaubeeren: Diese Beeren enthalten Anthocyane, die ihnen die charakteristische Farbe geben. Ein Expertenteam weist darauf hin, dass diese entzündungshemmenden Antioxidantien das Gehirn vor neurodegenerativen Krankheiten schützen.
  • Brokkoli und grünes Blattgemüse: Brokkoli, Spinat, Grünkohl und andere Kohlsorten sind reich an Vitamin K. Die Wissenschaft geht davon aus, dass dieses Vitamin dazu beiträgt, den kognitiven Abbau zu verlangsamen und das Gedächtnis zu verbessern.
  • Kaffee und Tee: Studien zeigen, dass Koffein die Ausschüttung von Serotonin (Glückshormon) anregt. Langfristig kann der Kaffeekonsum das Risiko von Alzheimer und Parkinson verringern.
  • Kurkuma: Der in dieser Wurzel enthaltene Wirkstoff Curcumin wirkt stark antioxidativ und entzündungshemmend. Zu dieser Pflanze gibt es zahlreiche Studien, die auch ihre positiven Auswirkungen auf das Gedächtnis bestätigen und darauf hinweisen, dass Kurkuma bei Depressionen vorteilhaft ist.

Die Bedeutung des Darmmikrobioms

Das Darmmikrobiom besteht aus einer Vielzahl von Bakterien und anderen Mikroorganismen, die sich in unserem Darm ansiedeln und für unsere Gesundheit maßgeblich sind. Experten gehen davon aus, dass es einen Zusammenhang zwischen der Gehirnfunktion und der Mikrobiota gibt, was bei neuropsychiatrischen Störungen eine wichtige Rolle spielen könnte.

Die guten Bakterien halten schädliche Mikroorganismen in Schach und wirken gegen Giftstoffe. Außerdem spielen sie eine bidirektionale Rolle zwischen dem Verdauungstrakt und dem zentralen Nervensystem, der sogenannten Darm-Hirn-Achse.  Verschiedene Experten betrachten diese Achse als Grundlage für zahlreiche schwerwiegende neurologische Störungen wie Alzheimer, Parkinson und Multiple Sklerose.

Ernährungspsychiatrie und Darm
Ein Teil der Ernährungspsychiatrie konzentriert sich auf die Untersuchung der Beziehung zwischen der Mikrobiota und der psychischen Gesundheit.

Ernährungspsychiatrie: ein vielversprechendes Forschungsgebiet

Es gibt bereits viele Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Ernährung und psychischen Krankheiten, viele beruhen jedoch auf Beobachten. Bislang gibt es allerdings nur wenige randomisierte, kontrollierte Studien, insbesondere im klinischen Bereich.

Die meisten Studien haben sich auf den Zusammenhang zwischen Ernährung und Depression konzentriert. Andere schwerwiegendere psychische Erkrankungen wie bipolare Störungen und Schizophrenie wurden nur in begrenztem Umfang untersucht.

Obwohl die Ernährungspsychiatrie ein sehr junges Forschungsgebiet ist, kommt die Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln zur Verbesserung der psychischen Gesundheit in allen Altersgruppen zum Einsatz.

Es ist auffallend, dass die medizinische Ausbildung den Bereich Ernährungswissen für die Behandlung psychischer Störungen immer noch nicht in die Berufsausbildung einbezieht. Wie ein Expertenteam feststellt, wird die medizinische Intervention immer noch von Medikamenten (wie Antidepressiva) und psychiatrischen Behandlungen dominiert. Eine spezifische Ernährung könnte jedoch vornehmlich in der Prävention sehr effektiv sein.

In diesem Zusammenhang schlägt eine Übersichtsarbeit vor, die Ergebnisse hochwertiger Studien zusammenzutragen und die Ernährungspsychiatrie in der klinischen Praxis umzusetzen. Dies ist eine wichtige Aufgabe für die Zukunft dieses Wissensgebiets.

Eine von der Nutrition Society veröffentlichte Publikation macht deutlich, dass Ernährungsinterventionen die Belastung durch psychische Erkrankungen deutlich verringern können. Zu den wichtigsten Zielen zählen die Erforschung der Ernährung im Zusammenhang mit dem Immunsystem, der oxidativen Biologie, der Gehirnplastizität und der Darm-Hirn-Achse.

Die Ernährung kann die psychische Gesundheit der Gesellschaft verbessern – und genau das ist das Ziel der Ernährungspsychiatrie.


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