Die kognitive Reserve kann vor Schädigungen des Gehirns schützen
Was wäre, wenn man dir jetzt sagen würde, dass du es in der Hand hast, deine Zukunft zu “gestalten” und deine Lebensqualität zu wählen? Das mag unvorstellbar erscheinen. Das Konzept der kognitiven Reserve ist mit der Idee verbunden, dass Menschen auf proaktive Weise für die Gesundheit ihres Gehirns sorgen können. Aber was ist die die kognitive Reserve und welchen Einfluss hat sie auf das Gehirn?
Wie in der Fachzeitschrift Neuropsychology veröffentlichte Forschungsergebnisse zeigen, legt dieses Konzept nahe, dass die kognitive Reserve eine Schlüsselrolle bei der Vorbeugung von Hirnerkrankungen wie Alzheimer spielt. Darüber hinaus beeinflusst sie auch das Fortschreiten der Krankheit und mögliche Komplikationen. Werfen wir einen Blick darauf, was es damit auf sich hat.
Die kognitive Reserve und ihre Rolle bei Hirnschäden
Das Konzept der “kognitiven Reserve” versucht zu erklären, warum zwei Personen mit der gleichen Neuropathologie unterschiedlich starke klinische Anzeichen zeigen. Tatsache ist, dass die Person mit einer besseren Reserve weniger – oder mildere – Demenzsymptome aufweist als jemand mit einer “verarmten” Reserve.
Die Bedeutung dieser Erklärungshypothese liegt in der Tatsache, dass die kognitive Reserve, wenn sie das ihr zugeschriebene Potenzial als Schutzfaktor besitzt, auch zur Vorbeugung von Krankheiten wie Alzheimer, Demenz, Schlaganfall, Parkinson und anderen beitragen kann.
In diesem Fall würden diejenigen, die über eine optimale kognitive Reserve verfügen, die Symptome später zeigen und die Entwicklung der Krankheit würde langsamer verlaufen. Natürlich darf man nicht naiv sein und die Fähigkeit der kognitiven Reserve überschätzen, um sie zu einem “Allheilmittel” zu machen, das jede Krankheit oder Hirnschädigung verhindern kann.
Darüber hinaus darf man nicht vergessen, dass es nicht dasselbe ist, mit einem gepflegten, gesunden und trainierten Körper zu altern, wie mit einem vollkommen vernachlässigten. Angesichts von Widrigkeiten werden beide unterschiedlich reagieren und mehr oder weniger Regenerationsmaßnahmen benötigen. Das Gleiche gilt für das Gehirn.
Dieses lebensbestimmende Hauptorgan stärkt, wenn es stimuliert und gepflegt wird, auch seine neuronalen Schaltkreise, seine Funktionsfähigkeit, bleibt aktiv und in Form. Infolgedessen ist es besser auf verschiedene Umstände vorbereitet.
Die kognitive Reserve – verschiedene Erklärungsmodelle
Wie jede wissenschaftliche Theorie wurde auch die kognitive Reserve aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Es gibt sowohl Befürworter/innen als auch Kritiker/innen, die der Meinung sind, dass es sich nur um ein Konzept zur Erklärung bereits bekannter Tatsachen handelt.
Einige Expert/innen verweisen zum Beispiel auf die bekannte “Plastizität des Gehirns”. Neuroplastizität bezieht sich auf die Fähigkeit des Gehirns, sich anzupassen, flexibel zu sein und neue Wege zu finden, Dinge zu tun.
Außerdem gibt es gewisse methodische Schwierigkeiten bei der Bestätigung der Hypothese, da retrospektive Studien und Querschnittsstudien erforderlich sind. Im Allgemeinen konzentrieren sich die Erklärungsmodelle auf zwei Vorschläge.
Passive Modelle
Dies bezieht sich auf die Aktivität bereits bestehender Netzwerke, so dass das Gehirn oder seine geschädigten Bereiche nach der Schädigung weiter funktionieren.
Aktive Modelle
Manchmal auch als Kompensationsmodelle bezeichnet. Sie besagen, dass das Gehirn nach einer Schädigung der Nerven verschiedene neuronale Schaltkreise reorganisiert, auswählt und einsetzt, um das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten und die vorhandenen Schäden zu kompensieren.
Mit anderen Worten: Das Gehirn geht andere Wege, um das gleiche Ergebnis zu erreichen, wenn der ursprüngliche Weg versperrt ist.
Bei diesem Modell spricht man von Kompensation, weil die Mechanismen oder Strategien, die ins Spiel kommen, die Leistung nicht optimieren oder verbessern, sondern sie erst möglich machen. Mit anderen Worten: Ohne Kompensation würde die Leistung oder die Gehirnfunktion abnehmen.
Für Fachleute schließen sich diese Modelle nicht unbedingt gegenseitig aus.
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Wie kann man die kognitive Reserve stärken?
Es gibt verschiedene Aktivitäten, um ein “widerstandsfähiges Gehirn” zu entwickeln. Da die kognitive Reserve Dynamik und Aktivität impliziert, umfasst sie auch kulturelle, soziale, physische und andere Faktoren.
Zu den kulturellen Faktoren gehören zum Beispiel die Rolle der Bildung und der Lese- und Schreibfähigkeit. Man geht davon aus, dass Menschen mit höherem Bildungsniveau, die viel Zeit mit Lernen, Lesen und Schreiben verbringen oder zwei oder mehr Sprachen sprechen, über eine wertvolle kognitive Reserve verfügen.
Schauen wir uns einige Aktivitäten an, die die kognitive Reserve stärken:
- Aufbau und Pflege sozialer Beziehungen, Gespräche über verschiedene Themen und Kontakte zu andersdenkenden Menschen
- Bewegung und Sport
- Ausüben eines Hobby
- Ausreichend Ruhe und Schlaf
- Auf eine gesunde Ernährung achten
- Verzicht auf Drogen, Tabak und Alkohol
- Erlernen neuer Dinge, z. B. einer Sprache, eines Musikinstruments, einer Sportart usw.
- Ausführen derselben Tätigkeit auf eine andere Art und Weise. Wenn du zum Beispiel immer deine rechte Hand benutzt, um ein Getränk zu servieren, benutze die linke Hand.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die vorgeschlagenen Aktivitäten zur Festigung der kognitiven Reserve einfach und vielfältig sind.
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Die kognitive Reserve ist ein komplexes Thema
Abgesehen von den Erklärungsmodellen und ihren Positionen kann die kognitive Reserve uns eines lehren: die Idee der Komplexität, der Vernetzung und der Verbindungen. Von den Teilen, die das Ganze ausmachen.
Auch hier geht es nicht darum, Ansätze zu reduzieren oder zu vereinfachen, die mehrere Faktoren umfassen und sehr komplex sind. Wenn also ein höheres Bildungsniveau mit einer größeren kognitiven Reserve in Verbindung gebracht wird, müssen auch kontextuelle Aspekte berücksichtigt werden.
In diesem Sinne setzt der Zugang zu höherer Bildung und einem Studium bestimmte materielle Bedingungen und einen bestimmten sozioökonomischen Status voraus. Dies wiederum verringert die Exposition gegenüber anderen Risiko- oder Schadfaktoren.
Mit anderen Worten: Diese Menschen könnten von einem gesünderen Lebensstil profitieren, der sich auf die Pflege oder Erhaltung der kognitiven Reserve auswirkt. Daher spielt auch die Umwelt eine wichtige Rolle bei der “Gestaltung” der Lebensumstände.
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