Bandscheibenvorfall? Praktische Tipps zur Entlastung des Rückens

Bei einem Bandscheibenvorfall können konservative Maßnahmen Symptome lindern und den natürlichen Heilungsprozess anregen.
Bandscheibenvorfall? Praktische Tipps zur Entlastung des Rückens

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 18. September 2023

Die Bandscheibe liegt zwischen den beiden Wirbelkörpern und funktioniert wie ein Stoßdämpfer. Wenn sich jedoch der äußere Faserring mittig oder seitlich verzieht, entsteht eine Vorwölbung (Protrusion). Bei einem Bandscheibenvorfall (Prolaps) drückt der innere Gallertkern der Bandscheibe stark auf den Faserring, der schließlich einreißt.

Tritt die Gallertmasse aus dem Faserring in den Wirbelkanal (sequestrierter Bandscheibenvorfall), entstehen starke Schmerzen, da er auf die Nervenwurzel drückt. Trotzdem ist nicht immer eine Operation notwendig, es gibt verschiedene Strategien, um die dadurch verursachten Schmerzen zu reduzieren.

Bandscheibenvorfall: konservative Therapien zur Entlastung des Rückens

Wir sprechen anschließend über allgemeine konservative Maßnahmen, die den natürlichen Heilungsprozess anregen, die Rückbildung der ausgetretenen Gallertmasse fördern und die Rückenmuskulatur stärken.

Du solltest dich jedoch unbedingt ärztlich untersuchen und beraten lassen, denn es gibt verschiedene Ursachen und Wege, die an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden müssen.

1. Physiotherapie

Eine auf dich abgestimmte Physiotherapie hilft dir, die Muskulatur der Wirbelsäule zu stabilisieren und deine Haltung zu verbessern. Eine ausgebildete Fachkraft erstellt zu diesem Zweck einen individuellen Therapieplan, wobei sie Kriterien wie klinischer Befund, Schmerzintensität, psychischer Zustand und Vorerkrankungen berücksichtigt.

In einer Rückenschule lernst du spezifische Bewegungsübungen, die du dann regelmäßig zu Hause praktizieren kannst.

In einer Physiotherapie kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz:

  • Massagen helfen, verspannte Muskeln zu lockern.
  • Wärmeanwendungen wie Infrarot-Bestrahlung, Wärmepackungen oder ein heißes Bad lösen Verspannungen ebenfalls. Sie lindern in akuten Situationen die Symptome.
  • Kältebehandlungen wie kalte Umschläge oder Gelkissen helfen hingegen, Nervenreizungen zu lindern.
  • Auch die Ultraschalltherapie kommt häufig zum Einsatz: Der Rücken wird mit Schallwellen behandelt, die das Gewebe lockern.
  • Des Weiteren kann Akupunktur durch die Behandlung bestimmter Punkte Schmerzen lindern.

In der akuten Phase kann eine Therapie mit Schmerzmitteln nötig sein. Sprich unbedingt mit deinem Arzt oder mit deiner Ärztin, von Selbstmedikation ist auf jeden Fall abzuraten. 

Massage bei einem Bandscheibenvorfall

2. Ergotherapie

In einer Ergotherapie lernst du, im Alltag mit schmerzbedingten Einschränkungen besser zurechtzukommen. Indem du etwa deine Bewegungsabläufe optimierst, kannst du Schmerzen lindern und Fehlhaltungen vermeiden, die das Problem zusätzlich verschlimmern könnten.

3. Psychotherapie

Wenn intensive Schmerzen die Psyche belasten, empfiehlt sich eine Verhaltenstherapie, die dir helfen kann, deine Situation besser zu verstehen und bewusste Veränderungen auszulösen, die deinen psychologischen Zustand positiv beeinflussen.

3. Die richtige Matratze

Die Wahl der Matratze ist bei Beschwerden im Zusammenhang mit der Wirbelsäule entscheidend, denn nur durch korrektes Liegen können die Schmerzen gelindert und der Heilungsprozess gefördert werden. Bei einem Bandscheibenvorfall solltest du unbedingt folgende Punkte berücksichtigen:

  • Die Matratze muss sich in jeder Schlafposition an deine individuelle Körperform anpassen und alle Körperbereiche sanft stützen.
  • Regeneratives Liegen bedeutet, dass die Wirbelsäule gerade in ihrer natürlichen Position liegt und keine Druckpunkte vorhanden sind, die Schmerzen verursachen oder verschlimmern könnten. Der Körper muss drucklos gestützt werden, denn so können sich Muskulatur, Sehnen, Bänder und Gelenke entspannen, während du einen gesunden, erholsamen Schlaf erreichst und sich dein Körper regeneriert.
  • Nicht allein der Härtegrad nach Körpergewicht ist entscheidend, sondern insbesondere die Körperform, an die sich die Matratze anpassen muss.
  • Eine „One fits all“-Matratze ist deshalb nicht die beste Wahl, da die individuellen Voraussetzungen bei jedem Menschen sehr verschieden sind. Matratzen mit Liegezonen können sich nicht in jeder Schlafposition optimal an jeden Körper – unabhängig von Größe und Gewicht – anpassen. Deshalb sind bei Rückenbeschwerden stufenlose Matratzen empfehlenswerter.
  • Auch ein einstellbarer Lattenrost ist nicht nötig, wenn du die richtige Matratze wählst. Empfehlenswert sind beispielsweise Luft-Schlafsysteme, die den Körper optimal stützen. Der Luft-Lamellen-Kern passt sich perfekt an die individuellen Bedürfnisse an.

Am besten, du suchst nach einer sogenannten “orthopädischen Matratze“. Lasse dich bei der Wahl der Matratze unbedingt von erfahrenen Experten beraten.

Weitere Informationen findest du hier: Welche Matratze ist bei Rückenschmerzen am besten?

Radfahren bei Bandscheibenvorfall

4. Bewegung und Entspannung

Bettruhe ist bei einem Bandscheibenvorfall kontraproduktiv, nur bei starken Schmerzen in der akuten Phase empfiehlt sich vorübergehend eine entlastende Haltung mit Ruhestellung, jedoch nicht länger als ein bis zwei Tage.

Im Allgemeinen heißt es, aktiv bleiben und sich täglich bewegen, um die Rumpfmuskulatur zu kräftigen und die Wirbelsäulenstabilität und -mobilität zu verbessern. Natürlich musst du geeignete Bewegungsformen wählen und vorsichtig sein. Doch welche Sportarten eignen sich bei einem Bandscheibenvorfall?

Zusätzlich zu den spezifischen Übungen, die du in der Physiotherapie lernst oder von deinem Arzt oder Ärztin empfohlen werden, ist grundsätzlich erlaubt, was keine Schmerzen bereitet. Ein dumpfer, chronischer Schmerz kann toleriert werden, solange er nicht intensiv ist und im Hintergrund bleibt. Durch die Bewegung dürfen jedoch keine neuen Schmerzen entstehen.

Folgende Sportarten eignen sich generell nach der akuten Phase:

  • Walken
  • Radfahren
  • Schwimmen (Rückenschwimmen oder Kraulen)

Besonders wichtig ist, auf die richtige Haltung zu achten und ein Hohlkreuz zu vermeiden. Haltungsfehler sollten unbedingt korrigiert werden. Auch andere Sportarten sind möglich – am besten nach fachärztlicher Rücksprache -, extreme Bewegungen sind jedoch belastend und sollten vermieden werden. Ballsportarten oder Badminton sind beispielsweise kontraproduktiv.

Zusätzlich empfehlen sich Entspannungsübungen, wie die progressive Muskelentspannung nach Jacobson.

Fazit

Bei einem Bandscheibenvorfall ist es wichtig, aktiv zu bleiben, Fehlhaltungen zu vermeiden, die Rückenmuskulatur zu stärken und die Wirbelsäulenstabilität und -beweglichkeit zu fördern. Zusätzlich können verschiedene physiotherapeutische Maßnahmen die Symptome lindern. Nicht zu vergessen ist die Wichtigkeit der Matratze: Die richtige Qualität ist entscheidend, um eine gesunde Position der Wirbelsäule zu garantieren und Schmerzen zu vermeiden oder zu reduzieren.

Denk daran: Wenn die Nervenschmerzen zunehmen oder wenn im betroffenen Bereich ein Taubheitsgefühl auftritt, ist es an der Zeit, deine Ärztin oder deinen Arzt aufzusuchen!


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.