Augenkontakt: Geheimnisse und interessante Fakten
Der Augenkontakt ist ein Schlüsselelement in der menschlichen Interaktion. Zusammen mit den Bewegungen anderer Teile des Gesichts und der Hände ist er Teil der gestischen Kommunikation.
Wenn das Gespräch von Angesicht zu Angesicht stattfindet, sind Gesten oder Körpersprache für die Vermittlung von Bedeutung entscheidender als Worte.
Doch obwohl wir alle wissen, dass der Augenkontakt wichtig ist und unsere Gesprächspartner beeinflusst, wissen wir nicht immer, wie wir ihn richtig herstellen können.
Was ist Augenkontakt und warum ist er wichtig?
In der Kommunikation im Allgemeinen gibt es verschiedene Aspekte, Elemente und Komponenten. Die Körpersprache gilt als eines der wichtigsten Elemente. Man sagt sogar, dass sie etwa 55 % der kommunikativen Erfahrung ausmacht.
In diesem Sinne kann das, was wir mit unserem Gesicht, unseren Händen und dem Rest unseres Körpers tun, wichtiger sein als das, was wir explizit mit unserem Mund sagen.
Augenkontakt bedeutet, dass sich zwei Menschen beim Reden in die Augen schauen. Er kann sogar stattfinden, wenn sie schweigen.
Allerdings kann oder sollte der Augenkontakt nicht zu lange aufrechterhalten werden, da er für die andere Person oder für uns, wenn wir das Objekt des Blicks sind, unangenehm sein könnte.
Augenkontakt ist normalerweise der Ausgangspunkt und die Voraussetzung dafür, dass eine Kommunikation beginnt. Denn der beste Weg, einer Person mitzuteilen, dass wir mit ihr reden, ist, ihr in die Augen zu schauen.
Außerdem hilft er uns dabei, verschiedene Funktionen zu erfüllen, wie zum Beispiel die folgenden:
- Wir lassen die Person wissen, dass wir ihr Aufmerksamkeit schenken (oder erkennen, dass sie uns Aufmerksamkeit schenkt).
- Wir verleihen unseren Worten mehr Nachdruck.
- Augenkontakt hilft uns, Emotionen zu interpretieren oder zu erkennen und sie zu vermitteln.
- Wenn mehrere Personen an einem Gespräch beteiligt sind, ermöglicht er es uns, Redeanteile zu verteilen.
Forscher/innen sind sich einig, dass der Blickkontakt die Aktivität von Strukturen im sozialen Netzwerk des Gehirns moduliert. Die Art und Weise, wie wir Augenkontakt herstellen, kann also unsere Absichten verraten und bestimmte Reaktionen bei anderen hervorrufen.
8 Geheimnisse und lustige Fakten über den Augenkontakt
Wir alle schätzen den Blickkontakt als wichtigen Teil eines Gesprächs. Aber inwieweit beeinflusst er unseren Gesprächspartner oder verrät etwas über uns selbst? In den folgenden Zeilen beantworten wir diese Fragen und stützen uns dabei auf Studien von Experten auf diesem Gebiet. Außerdem haben wir ein paar kuriose Fakten und Geheimnisse über den Blickkontakt zusammengestellt, die dich vielleicht überraschen werden.
1. Augenkontakt kann andere davon abhalten, uns zu belügen
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Laut einer Studie, die 2018 in Consciousness and Cognition veröffentlicht wurde, kann der direkte Blick in die Augen das unehrliche Verhalten unseres Gesprächspartners reduzieren. Das könnte erklären, warum die meisten Menschen es vorziehen, Augenkontakt zu vermeiden, wenn sie eine Lüge erzählen.
Bei polizeilichen Verhören ist es sehr wichtig, dass man Augenkontakt mit der befragten Person herstellt, um möglichst ehrliche Antworten zu erhalten (in Kombination mit anderen Techniken). Das kann man sich auch im Alltag zunutze machen, z. B. bei Vorstellungsgesprächen oder in Gesprächen mit Freunden, Familie oder dem Partner.
2. Augenkontakt ist ein Indikator für unser Selbstwertgefühl
Das belegt eine Studie, die 2011 in Self and Identity veröffentlicht wurde. Die Forscher/innen fanden heraus, dass Menschen mit einem größeren Selbstwertgefühl länger Blickkontakt halten, während Menschen mit einem niedrigeren Selbstwertgefühl dazu neigen, ihn häufiger zu unterbrechen.
Jemand mit einem geringen Selbstwertgefühl hat oft Angst, beurteilt zu werden, fühlt sich unsicher in Bezug auf seine Fähigkeiten, seinen Körperbau und seine Meinung und wertet sich vor anderen ab. All das führt dazu, dass diese Menschen im Vergleich zu Personen mit einem besseren Selbstwertgefühl einen kürzeren Blickkontakt bevorzugen.
3. Augenkontakt kann unsere Überzeugungskraft beeinträchtigen
Oft wird angenommen, dass es sehr wichtig ist, direkten Augenkontakt herzustellen, um jemanden zu überzeugen. Das stimmt mit dem überein, was wir bereits gesagt haben: Wer das tut, zeigt Selbstvertrauen und lügt seltener. Allerdings kann dies laut einer Studie , die 2013 in Psychological Science veröffentlicht wurde, in manchen Fällen aber auch den gegenteiligen Effekt haben.
Die Studie ergab, dass ein permanenter Blickkontakt die Überzeugungskraft verringert. Diese Aussage darf jedoch nicht missverstanden werden: Natürlich ist es wichtig, unseren Gesprächspartner anzuschauen, um ihn oder sie zu überzeugen. Wenn wir es mit dem Augenkontakt aber übertreiben, spielt er eher gegen uns, da sich die andere Person unwohl oder eingeschüchtert fühlen kann.
4. Augenkontakt bringt Fremde näher zusammen
Eine 2011 in der Zeitschrift Biology Letters veröffentlichte Studie fand heraus, dass die Häufigkeit und die Art des Blicks zwei Menschen, die sich gerade erst kennengelernt haben, einander näher bringen können. Forscher glauben, dass der Augenkontakt die Mimikry zwischen Fremden erhöht.
Das heißt, er verbessert die Fähigkeit, die Gestik und Mimik des anderen nachzuahmen, was wiederum zu mehr Vertrautheit führt. Wenn wir jemandem vor uns haben, der sich wie wir ausdrückt, handelt und verhält, fühlen wir uns wahrscheinlich wohler. Das wirkt sich aus, wenn wir uns zum ersten Mal verabreden oder wenn wir versuchen, neue Freundschaften zu schließen.
5. Er ist ein wichtiger Bestandteil einer Beziehung
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Wir alle wissen, dass Blicke eine wesentliche Zutat für Romantik sind. Das haben wir nicht nur mehr als einmal selbst erlebt, sondern es ist auch wissenschaftlich untermauert. Eine Studie, die 2002 in der Zeitschrift Computers in Human Behavior veröffentlicht wurde, ergab, dass Blickkontakt in frühen romantischen Interaktionen die Unsicherheit verringert und die Intimität erhöht.
Wenn dieser Augenkontakt fehlt, neigt unser Gesprächspartner zu mehr Unsicherheit, die er oder sie durch Fragen auszugleichen versucht, um mehr Intimität und Wohlbefinden zu erreichen. Darüber hinaus spielt der Blickkontakt nachweislich eine direkte Rolle bei der körperlichen Erregung.
6. Augenkontakt erhöht die Zuneigung unseres Gesprächspartners/unserer Gesprächspartnerin
Wie die Forscher/innen betonen, erhöht ein direkter Blick die positive Zuneigung, die das Gegenüber für uns empfindet. Wenn wir unsere Gesprächspartner ansehen, sind sie freundlicher zu uns, zeigen uns mehr Vertrauen und sind im Allgemeinen liebenswürdiger.
Das gilt auch für den/die Sprecher/in, d.h. wenn wir mit jemandem Blickkontakt aufnehmen, neigen wir dazu, Zuneigung für ihn/sie zu empfinden. Wenn wir dagegen mit Menschen zusammen sind, die wir nicht mögen, neigen wir dazu, diesen Augenkontakt zu vermeiden oder auf das Nötigste zu reduzieren.
7. Nicht alle Blicke sind gleich
Wenn wir angeschaut werden oder wenn wir jemanden anschauen, kann das auf verschiedene Arten geschehen:
- Ein fester Blick: Der Augenkontakt ist langanhaltend. Er zeigt an, dass wir der Person oder dem, was sie sagt, Aufmerksamkeit schenken. Wenn er jedoch zu starr ist, kann er Aggressivität oder Verärgerung signalisieren.
- Ein flüchtiger Blick: Eine Person kann es aus verschiedenen Gründen vermeiden, einer anderen Person in die Augen zu schauen: Unsicherheit, Verlegenheit, Schüchternheit, Angst usw.
- Zusammengekniffene Augen: Zusammengekniffene Augen können Misstrauen oder Uneinigkeit bedeuten oder ein Anzeichen dafür sein, dass die Person nicht gut sieht.
- Unregelmäßiges Blinzeln: Dies kann aufgrund von Nervosität oder Überraschung auftreten. Es gibt aber auch Menschen, die einen Tick haben, der sie ständig blinzeln lässt.
- Weit aufgerissene Augen: Das passiert, wenn uns etwas überrascht. Wenn sich die Pupillen weiten, ist das vielleicht ein Zeichen dafür, dass wir uns zu der Person hingezogen fühlen.
8. Fehlender Augenkontakt kann auf eine zugrunde liegende Störung hinweisen
Wir können diese Auswahl an Kuriositäten nicht abschließen, ohne die Bedingungen zu erwähnen, die eine Person daran hindern können, Augenkontakt herzustellen. Obwohl es hierfür mehrere Erklärungen gibt, findest du nachfolgend zwei der häufigsten:
- Soziale Phobie: Experten weisen darauf hin, dass das Vermeiden des Blickkontakts mit Menschen eines der charakteristischsten Symptome der sozialen Angststörung ist. Diese Menschen vermeiden den Augenkontakt, um sich der Kontrolle zu entziehen und aus Angst, beurteilt zu werden.
- Autismus-Spektrum-Störung (ASS): Zudem gibt es auch Hinweise darauf, dass abnormale Augenkontaktmuster bei Autismus häufig sind. Diese können sich in einem übermäßig direkten Blick oder in der Vermeidung von Blickkontakten mit anderen äußern.
Natürlich leidet nicht jede Person, die abnorme Muster aufweist, an einer dieser Störungen. Manche Menschen vermeiden es einfach, anderen beim Sprechen in die Augen zu schauen, weil sie schüchtern sind.
Sprich mit deinen Augen!
Die meisten Menschen nehmen automatisch Augenkontakt auf. Während du kommunizierst, denkst du oft nicht darüber nach, ihn zu verstärken oder zu verringern, du tust es einfach ganz natürlich, um deine Worte zu begleiten.
In jedem Fall bleibt der Blick nie unbemerkt, das haben wir gerade wissenschaftlich bewiesen. Wenn du das nächste Mal mit jemandem sprichst, achte darauf, wie sein Blickverhalten auf dich wirkt und umgekehrt. Du wirst feststellen, dass der Blick viel mehr aussagt, als du dachtest!
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