Was wirklich gegen Gicht helfen könnte
Im Mittelalter hieß die Gicht noch „Zipperlein“. Eine Bezeichnung, die heute eher für kleinere Beschwerden genutzt wird. Aber was hilft wirklich gegen Gicht?
Gicht kann äußerst schmerzhaft und deutlich mehr als ein „Zipperlein“ sein, weil sie die Lebensqualität Betroffener einschränkt.
Wie entsteht Gicht?
Gicht ist eine schon seit der Antike bekannte Form von Arthritis, die durch einen erhöhten Harnsäurespiegel im Organismus gekennzeichnet ist.
Mit steigendem Harnsäurespiegel im Blut können sich Kristalle in den Gelenken ablagern, dort Entzündungsprozesse auslösen und somit zu Gicht führen. Meist beginnt der erste Gichtanfall im großen Zeh, typischerweise mit starken Schmerzen und nachts.
In Deutschland sind etwa 5 von 100 Männern betroffen. Frauen erkranken praktisch nie vor dem 60. Lebensjahr, bei Männern tritt die Krankheit am häufigsten zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr auf. Dies hat unter anderem mit der Ernährung zu tun.
Wir zeigen dir, was du tun kannst, um deinen Harnsäurespiegel im Blut gering zu halten und Gicht vorzubeugen, beziehungsweise zu verbessern.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Die Pharma-Industrie hat natürlich mehrere Mittel entwickelt, um Gicht zu lindern und Gichtanfälle seltener werden zu lassen. Sie greifen in den Stoffwechsel unseres Körpers unter anderem so ein, dass die vermehrt gebildete Harnsäure ausgeschieden oder weniger gebildet wird.
Dabei wird, wie so oft, nur an den Symptomen herumgedoktert, statt die Ursache zu beseitigen. Die Ursache aller Gichtanfälle ist ja die Ansammlung von Harnsäure-Kristallen in den Gelenken. Und diese entstehen durch den übermäßigen Konsum purinhaltiger Lebensmittel.
Es ist also schlauer, bei der Ernährung unter anderem auf eine purinarme Kost zu achten, statt nur Tabletten zu schlucken. Wir erklären dir, was das bedeutet!
Sehr wenig Fleisch essen
Harnsäure entsteht überwiegend beim Abbau von Purinen. Purine sind Substanzen in Lebensmitteln, vor allem Fleisch. Daher sollte der Fleischkonsum stark eingeschränkt werden, um den Harnsäurespiegel im Blut zu senken.
Es ist ratsam, Fleisch-, Fisch- und Wurstverzehr auf höchstens drei Mal wöchentlich zu reduzieren oder komplett auf vegetarische Kost umzusteigen.
Lesetipp: 5 Ursachen für erhöhte Harnsäurewerte
Die empfohlene Portionsgröße von maximal 100 Gramm Fisch, Fleisch oder Geflügel beziehungsweise 50 Gramm Wurst, sollte eingehalten werden. Ein Steak, das so dick wie ein Daumen und so groß wie eine Spielkarte ist, hat etwa 100 Gramm. Das ist das absolute Maximum pro Mahlzeit!
Milchprodukte statt Fleisch!
Milch und alle daraus hergestellten Lebensmittel wie Käse, Joghurt Quark & Co sind purinarm und daher eine ideale Eiweißquelle für Gichtpatienten und alle, die ihren Harnsäurespiegel im Blut niedrig halten möchten oder müssen.
Wer auf Fleisch verzichtet, muss dem Körper trotzdem Eiweiß zuführen. Dabei sollte man aber unbedingt darauf achten, auf die fettarmen Varianten zurückzugreifen, damit kein zusätzliches Übergewicht entsteht.
Sehr wenig Alkohol trinken
Alkohol steigert die Harnsäureproduktion in der Leber und hemmt deren Ausscheidung. Eine wissenschaftliche Langzeitstudie hat gezeigt, dass alkoholische Getränke dadurch das Gichtrisiko erhöhen können.
Wer also auf Alkohol verzichtet, reduziert damit automatisch seinen Harnsäurespiegel im Blut.
Fruchtzucker meiden
Fruchtzucker ist der einzige Zucker, der nach seinem Abbau den Harnsäurespiegel steigen lassen kann. Studien haben bewiesen, dass fruchtzuckerhaltige Diätdrinks das Risiko, Gicht zu bekommen, um 45 Prozent steigern.
Auch fruchtzuckerreiche Früchte und Fruchtsäfte (zum Beispiel Traubensaft, Äpfel, Birnen, Beeren,…) und Honig scheinen das Risiko zu erhöhen, an Gicht zu erkranken. Als Faustformel kann man sich merken: je süßer das Obst, desto höher der Gehalt an Fruchtzucker.
Je saurer, das Obst, desto besser, um den Harnsäurespiegel im Blut gering zu halten. Fruchtzucker sollte daher gemieden werden, wenn man den Harnsäurespiegel im Blut senken möchte.
Da dieser auch in vielen industriell gefertigten Lebensmitteln steckt, ist es ratsam, die Zutatenliste auf der Verpackung gut durchzulesen.
Viel und kalorienfrei (!) trinken
Der Körper benötig ausreichend Flüssigkeit, um Harnsäure ausschwemmen zu können. Daher ist Trinken eine der einfachsten und effektivsten Maßnahmen, einem hohen Harnsäurespiegel vorzubeugen.
Wer genug trinkt, stellt sicher, dass die Nieren ausreichend gespült werden und Harnsäure optimal ausgeschieden werden kann.
Die tägliche Flüssigkeitszufuhr sollte aber aus kalorienfreien Getränken wie Mineralwasser oder Kräutertee bestehen, keinesfalls aus Saftschorlen, Diätgetränken oder Fruchtsaftgetränken.
Hülsenfrüchte meiden
Manch ein Veganer schwört darauf: Hülsenfrüchte als hochwertige Eiweißquelle.
Doch wer an Gicht oder zu hohem Harnsäurespiegel leidet, sollte auf Bohnen, Linsen, Erbsen und Produkte, die daraus hergestellt werden (zum Beispiel Sojamilch) verzichten, da diese Lebensmittel, obwohl pflanzlich, reich an Purinen sind.
Eine ovo-lakto-vegetarische Ernährung (also ohne Fleisch aber mit Milchprodukten und Ei) ist die gesündeste bei hohen Harnsäurewerten, vegane Ernährung ist kontraproduktiv.
Abnehmen!
Etwa zwei Drittel aller Gichtpatienten sind übergewichtig. Allein durch die Normalisierung des Körpergewichts lässt sich die Harnsäurekonzentration im Blut senken. Übergewichtige sollten daher unbedingt daran arbeiten, ihr Gewicht langfristig und allmählich zu reduzieren.Das reduziert nicht nur den Harnsäurespiegel im Blut, sondern schont auch die durch Gichtanfälle belasteten Gelenke und tut dem gesamten Körper in vielfacher Weise gut.
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