Was ist eine Kraniotomie und wann ist sie erforderlich?

Eine Kraniotomie ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem ein Teil des Gehirns vorübergehend freigelegt wird. Sie ermöglicht es den Chirurgen, mehrere Probleme zu lösen, die die Funktion dieses wichtigen Organs beeinträchtigen können. Hier erfährst du alles Wissenswerte!
Was ist eine Kraniotomie und wann ist sie erforderlich?

Letzte Aktualisierung: 04. August 2022

Verschiedene Erkrankungen können die Gehirnfunktionen beeinträchtigen und eine Kraniotomie ist oft die einzige mögliche Lösung. Dieser Eingriff ist wichtig, denn das Gehirn ist das Kontrollzentrum für alle Körperfunktionen.

Eine Kraniotomie ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem ein Teil des Schädelknochens entfernt wird, um das Gehirn partiell freizulegen. Die Entfernung des Knochens ist vorübergehend und der Chirurg setzt ihn wieder ein, bevor er die Operation beendet.

Natürlich muss der Eingriff von einem Neurochirurgen durchgeführt werden, der die Größe des Schnittes je nach Problem festlegt. Eine der wichtigsten Anwendungen dieses Verfahrens ist die Entfernung von Hirntumoren.

Was ist der Zweck einer Kraniotomie?

Dieser Eingriff ist für Patienten mit strukturellen und anderen Veränderungen geeignet, die die Funktion des Gehirns beeinträchtigen. Das Hauptziel ist es, eine bestehende Anomalie zu reparieren, ohne die kortikalen Funktionen zu beeinträchtigen.

Eine Kraniotomie verschafft also Zugang zum Gehirn, um etwas zu entfernen oder zu reparieren. Allerdings ist dies ein ziemlich komplexer und heikler Eingriff, vor dem einige Patienten große Angst haben. Die Erfolgsaussichten sind jedoch recht hoch.

Der Unterschied zwischen Kraniotomie und Kraniektomie

Die meisten Menschen verwechseln die “Kraniotomie” mit einem ähnlichen Eingriff, der “Kraniektomie”. Bei letzterem handelt es sich jedoch um die dauerhafte Entfernung des Schädeldachs. Das heißt, die Ärzte setzen den entfernten Knochen am Ende nicht wieder ein.

Das Hauptziel einer Kraniektomie besteht darin, mehr Platz für das Gehirn zu schaffen, wenn ein erheblicher Entzündungsprozess wie eine intrakranielle Hypertension vorliegt. Diese Veränderung kann verschiedene Ursachen haben, z. B. Blutungen, Infarkte und Schädel-Hirn-Traumata.

Kraniotomie - Aufnahmen des Gehirns
Verschiedene Erkrankungen des Gehirns erfordern einen chirurgischen Eingriff, um Zugang zu diesem Organ zu erhalten und es zu reparieren.

Erkrankungen, die eine Kraniotomie erfordern

Einer der Hauptgründe für die Durchführung dieser Operation ist das Vorhandensein eines Hirntumors. In diesen Fällen zeigen Studien, dass die Erhaltung bestimmter Hirnkerne während des Eingriffs dazu beiträgt, alle wichtigen Funktionen zu erhalten. Eine Kraniotomie kann auch die Lösung für die folgenden Erkrankungen sein:

  • Aneurysmen oder Erweiterungen von Hirnarterien
  • Subdurale, epidurale und intrazerebrale Hämatome
  • Hirnabszesse
  • Angeborene arteriovenöse Anomalien
  • Läsionen in den Hirnhäuten
  • Schädelfrakturen nach einem Trauma

Vor der Operation

Da es sich um einen ziemlich invasiven Eingriff handelt, ist eine sehr präzise und strenge Vorbereitung unerlässlich. Zunächst einmal sind verschiedenste Labortests erforderlich, um herauszufinden, ob der Eingriff erfolgreich durchgeführt werden kann.

In der Regel muss sich der/die Patient/in am Abend vor der Kraniotomie die Haare mit einem speziellen antiseptischen Shampoo waschen. So wird das Risiko einer Infektion verringert. Außerdem muss er/sie am Tag der Operation alle langsam verdaulichen Nahrungsmittel weglassen oder ganz auf Nahrung verzichten. In manchen Fällen empfehlen die Ärzte auch, den ganzen Kopf zu rasieren oder zumindest die Haare ganz kurz zu schneiden.

Je nach zugrunde liegender Erkrankung können die Fachärzte auch noch weitere Maßnahmen vor der Operation anordnen. Zum Beispiel kann es sein, dass eine Person bis zu einer Woche vor dem Eingriff die Einnahme bestimmter Medikamente einstellen muss. Außerdem sind der Konsum von Alkohol und das Rauchen nicht erlaubt.

Im Krankenhaus muss der/die Patient/in und wenn er/dies nicht kann, seine/ihre Familie, eine Reihe von Dokumenten unterschreiben, nachdem eine ärztliche Aufklärung über den gesamten Ablauf des Eingriffs erfolgte. Außerdem informiert der Anästhesist/die Anästhesistin über die Vollnarkose und ihre möglichen Nebenwirkungen.

Wie läuft der Eingriff ab?

Im Allgemeinen kann ein derartiger Eingriff zwischen drei und fünf Stunden dauern. Allerdings hängt die Dauer letztendlich von der zu behandelnden Erkrankung ab.

Im Operationssaal liegt der/die Patient/in auf einem OP-Tisch und das medizinische Personal legt einen intravenösen Zugang, einen Blasenkatheter zum Entleeren der Blase und eine Vollnarkose.

Nachdem die Narkose ihre Wirkung entfaltet hat, entfernt das medizinische Personal alle Haare an der Einschnittstelle und reinigt den Bereich. Dann schneidet der/die Arzt/Ärztin die Kopfhaut mit einem Skalpell ein und bohrt mit einem Spezialbohrer kleine Löcher. Schließlich schneidet er/sie das gewünschte Knochensegment mit einem Kraniotom heraus.

Die harte äußere Hirnhaut, die sogenannte Dura, wird sichtbar und muss durchtrennt werden, um das Gehirn nach der Entfernung des Knochens freizulegen. Der Arzt/die Ärztin verwendet dann eine Reihe von kleinen Instrumenten, um sich im Inneren zu bewegen. Außerdem benötigt er/sie Linsen mit spezieller Vergrößerung.

Nach der Reparatur der Hirnanomalie muss der/die Spezialist/in alle Instrumente vorsichtig entfernen und die Dura vernähen. Dann wird das entnommene Knochensegment wieder in seine ursprüngliche Position eingesetzt und mit Titanplatten und Schrauben am Schädel befestigt.

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Der Genesungsprozess nach einer Kraniotomie

Menschen, die sich einer Operation unterziehen, kommen in der Regel in einen Aufwachraum und werden dann vom medizinischen Personal auf die Intensivstation verlegt, nachdem sie aufgewacht sind und stabil erscheinen.

Das medizinische Personal muss sicherstellen, dass keine weiteren Erkrankungen des Gehirns vorliegen. Alle Menschen, die sich dieser Operation unterziehen, leiden in der Regel in den ersten Tagen an Halsschmerzen und Übelkeit, die sich medikamentös lindern lassen.

Mehrere Studien zeigen, dass auch Kopfschmerzen nach der Operation häufig auftreten, besonders in den ersten Tagen. Diese Kopfschmerzen treten auf der Seite des Eingriffs auf, bessern sich aber nach ein paar Wochen. Opioide, entzündungshemmende Medikamente und Schmerzmittel können die Beschwerden lindern.

Der Krankenhausaufenthalt beträgt zwischen zwei Tagen und zwei Wochen. Außerdem müssen die Patienten zwei Wochen nach der Operation zu einer Nachuntersuchung erscheinen. Die gesamte Genesungszeit variiert, sie liegt zwischen einer und vier Wochen.

Mögliche Risiken und Komplikationen

Eine Kraniotomie ist eine ziemlich heikle Operation, bei der verschiedene Komplikationen auftreten können. Zunächst einmal gibt es solche, die bei allen Operationen auftreten, wie Reaktionen auf Medikamente, Atemprobleme und Blutungen.

Darüber hinaus birgt diese Operation besondere Risiken und Komplikationen, von denen die häufigste eine Veränderung der Gehirnfunktion ist. So kann es zu Beeinträchtigungen der Sprache, des Gedächtnisses und der Koordination kommen.

All dies ist auf mögliche Hirn- und Nervenschäden zurückzuführen, die in der Regel bei der Entfernung eines Tumors auftreten. Weitere häufige Komplikationen sind:

  • Muskelschwäche
  • Konvulsionen
  • Zerebrale Gefäßerkrankung
  • Koma
  • Blutungen, Infektionen oder Hirnödeme
Kraniotomie - Patient im Krankenhaus
Die Dauer des Krankenhausaufenthalts variiert, wobei die Aufenthalte in der Regel nicht kurz sind.

Lebensweise und Empfehlungen

Die Ergebnisse und Prognosen nach einer Kraniotomie sind unterschiedlich. In den meisten Fällen sind sie jedoch günstig. Die Operation kann den Lebensstil einer Person beeinflussen, vor allem in den ersten Wochen nach dem Eingriff.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass du dich ausreichend ausruhst, dich nicht zu sehr anstrengst und bis zur vollständigen Genesung eine angemessene Physiotherapie machst. Jeder sollte jedoch seinen Lebensstil verbessern und gesündere Gewohnheiten annehmen.

Ein Verfahren mit einer hohen Erfolgsquote

Eine Kraniotomie verschafft Zugang zur Hirnmasse, wodurch sich mehrere Hirnerkrankungen behandeln lassen. Sie ist die beste Lösung für Aneurysmen und multiple Tumore, da sie es ermöglicht, die Veränderung zu reparieren und dabei den geringstmöglichen Schaden zu verursachen.

Obwohl bei diesem Eingriff verschiedenste Komplikationen auftreten können, überwiegt der Nutzen dennoch die Risiken. Wie immer ist es wichtig, dass du dich bei allen Fragen und Bedenken an deinen Arzt oder deine Ärztin wendest.


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