Verringert die PDA das Risiko für postnatale Depression?

Die so genannte Periduralanästhesie (PDA) kann zur Linderung der Schmerzen während der Geburt sehr hilfreich sein. Aber kann sie auch dazu beitragen, das Risiko einer postpartalen Depression zu reduzieren?
Verringert die PDA das Risiko für postnatale Depression?

Geschrieben von Virginia Martínez

Letzte Aktualisierung: 27. Mai 2022

Die so genannte Periduralanästhesie (PDA) kann zur Linderung der Schmerzen während der Geburt sehr hilfreich sein. Aber kann sie auch dazu beitragen, das Risiko einer postpartalen Depression zu reduzieren?

Verringert eine PDA das Risiko einer postpartalen Depression?

Eine im Jahr 2014 veröffentlichte Studie beschäftigte sich mit der Periduralanästhesie (PDA) und der postpartalen Depression. Tatsächlich zeigte sich Folgendes: Nur 14 % der an der Studie teilnehmenden Frauen, die eine PDA erhalten hatten, litten nach der Entbindung an Depressionen. Umgekehrt hatten 35 % der Frauen, die keine PDA bekommen hatten, in der Folge Probleme mit postpartalen Stimmungskrisen.

Es scheint also möglich, dass die Anwendung der PDA ein Faktor sein könnte, der das Risiko einer postpartalen Depression verringert. Allerdings darf man dabei eins nicht außer Acht lassen: An dieser Studie waren nur 214 Freiwillige beteiligt. Daher handelt es sich also um eine wirklich kleine Stichprobe. Dadurch sind keine definitiven Schlussfolgerungen möglich.

Zusammenhang zwischen Schmerzen und Depression

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2016 zeigte, dass es einen Zusammenhang zwischen den Schmerzen bei der Geburt und Depressionen geben kann. Allerdings war auch hier die Teilnehmerzahl an der Studie nicht sehr groß: Nur etwa zweihundert Frauen waren beteiligt. Dennoch kommen die Forscher zu dem Schluss, dass «die PDA ein wichtiger Prädiktor in Bezug auf die Entwicklung von Symptomen der postpartalen Depression sein kann.»

Junge Mutter mit Baby auf dem Arm

Studien haben eine bessere Lebensqualität nach der Geburt seit der Einführung der PDA festgestellt.

Doch in keinem dieser Fälle lassen die Studien eindeutige Schlussfolgerungen bezüglich eines direkten Zusammenhangs zwischen PDA und Depression zu. Tatsächlich ergeben sie nur, dass eine Periduralanästhesie in Kombination mit anderen Faktoren helfen könnte, eine postnatale Stimmungskrise vorherzusagen. Darüber hinaus geht es nicht nur um die PDA. Sondern vielmehr auch ganz allgemein um den Umstand, dass man versucht, die Schmerzen bei der Geburt zu verringern.

Noch eine weitere Studie aus dem Jahr 2018 berichtet schließlich, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Anwendung von PDA und Depressionen zu geben scheint. Jedoch heißt es hier, dass dadurch die Stimmungskrise nach der Geburt durchaus gemindert werden kann.

Daher scheint es zunächst also nicht möglich zu sein, einen direkten Zusammenhang zwischen der PDA und dem Auftreten einer postpartalen Depression herzustellen. Aber man kann offenbar durchaus diese Stimmungskrisen mit den Schmerzen während der Entbindung in Verbindung bringen.

Die Verringerung von Schmerzen kann das Risiko einer postpartalen Depression mindern

Wie du bisher also sehen konntest: Es scheint ein Zusammenhang zwischen der Verringerung der Schmerzen während der Geburt und einem geringeren Risiko für eine postpartale Depression zu bestehen. Also gilt demzufolge dasselbe für jede weitere Methode, die dazu beiträgt, Schmerzen zu verringern. Auch sie könnten demnach zu einem geringeren Risiko einer postnatalen Stimmungskrise führen.

Jedoch muss man bedenken: Es gibt noch viele andere Faktoren, die damit zusammenhängen. Tatsächlich scheinen einige Frauen häufiger als andere an einer postpartalen Depression zu leiden. So zum Beispiel, wenn:

  • …sie schon einmal eine postpartale Depression hatten.
  • …bereits eine Vorgeschichte von Depressionen besteht.
  • …es zu Stresssituation nach der Geburt kommt (zum Beispiel zum Tod eines geliebten Menschen, zum Verlust des Arbeitsplatzes etc.)
  • …medizinische Komplikationen auftreten (z.B. Frühgeburt).
  • …die Frau keine emotionale Unterstützung erhält.
  • Drogen- und Alkoholmissbrauch im Spiel ist.
  • …die Frau widersprüchliche Gefühle nach der Geburt empfindet.

Fazit: kein direkter Zusammenhang zwischen PDA und postpartaler Depression

PDA gegen Schmerzen: Schwangere Frau lehnt an der Wand

Bisher stellten die Studien nur fest, dass Geburtsschmerzen ein zusätzlicher Faktor bei der Entwicklung einer postpartalen Depression sein können.

Daraus kann man folgende Schlussfolgerung ziehen: Es gibt nicht genügend Studien, um einen direkten Zusammenhang zwischen einer PDA und dem Auftreten von postpartaler Depression herzustellen. Außerdem gibt es zahlreiche andere Faktoren, die Einfluss darauf haben.

Was dagegen eher sicher zu sein scheint: Es besteht ein Zusammenhang zwischen den Schmerzen bei der Geburt und der anschließenden Depression. Jedoch handelt es sich auch dabei nur um einen der vielen Faktoren, die eine postnatale Stimmungskrise auslösen können. Also lässt sich sagen, dass die PDA sowie andere Methoden der Schmerzlinderung dazu beitragen können, das Risiko einer postpartalen Depression zu reduzieren. Aber sie können diese nicht per se verhindern.

Dazu erläutert Dr. Lim, Leiter der Abteilung für geburtshilfliche Anästhesie am Universitätskrankenhaus in Pittsburgh Magee Women:

«Wir haben durchaus festgestellt, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Frauen, die weniger Schmerzen während der Geburt haben und die ein geringeres Risiko für postpartale Depressionen aufweisen. Jedoch wissen wir nicht, ob tatsächlich die Anwendung einer PDA zur Linderung der Schmerzen garantiert, dass dieser depressive Zustand nach der Entbindung vermieden werden kann.»

Tatsächlich, so der Forscher weiter, «kann sich die postpartale Depression aus einer Reihe von Faktoren heraus entwickeln. Dazu zählen hormonelle Veränderungen. Auch psychologische Anpassungen an die Mutterschaft und die Unterstützung durch die Menschen in der nächsten Umgebung. Ebenso eine Vorgeschichte psychiatrischer Störungen.»

Abschließende Bemerkungen

In jedem Fall ist zu bedenken, dass es bei einer postpartalen Depression wichtig ist, sich aktiv mit ihr auseinanderzusetzen. Dabei sollten Ärzte und andere Experten der frisch gebackenen Mutter beratend zur Seite stehen. Denn sie können ihr am besten helfen, dieses Problem zu überwinden. Auf diese Weise wird sich ihr psychischer Zustand verbessern und damit einhergehend auch der des Babys sowie der ganzen Familie.


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  • Lim G et al. “Labor Analgesia as a Predictor for Reduced Postpartum Depression Scores: A Retrospective Observational Study”, Anesth Analg. 2018 May;126(5):1598-1605. doi: 10.1213/ANE.0000000000002720.
  • Oksana V. Riazanova et al. “The relationship between labor pain management, cortisol level and risk of postpartum depression development: a prospective nonrandomized observational monocentric trial”, Romanian Journal of Anaesthesia and Intensive Care 2018 Vol 25 No 2, 123-130
  • Ding, Ting et al. “Epidural Labor Analgesia Is Associated with a Decreased Risk of Postpartum Depression. A Prospective Cohort Study”, Anesthesia & Analgesia: August 2014 – Volume 119 – Issue 2 – p 383–392 doi: 10.1213/ANE.0000000000000107

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