Puerperale Infektion: Ein Risiko nach der Entbindung

Eine puerperale Infektion, auch Kindbettfieber genannt, tritt heutzutage immer seltener auf, da bei Geburten, bei denen ein erhöhtes Risiko dafür besteht, vorbeugende Antibiotikatherapien zum Einsatz kommen. In unserem heutigen Artikel erfährst du alles Wissenswerte über diese lebensbedrohliche Infektion.
Puerperale Infektion: Ein Risiko nach der Entbindung
Samuel Antonio Sánchez Amador

Geprüft und freigegeben von dem Biologen Samuel Antonio Sánchez Amador.

Letzte Aktualisierung: 11. November 2022

Eine puerperale Infektion, auch Puerperalsepsis, Kindbettfieber, Wochenbettfieber oder Puerperalinfektion genannt, ist eine polymikrobielle Infektion. Sie tritt bei der Mutter während des Wochenbettes auf, also einige Tage nach der Geburt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass bei 11 von 1.000 Geburten eine Puerperalsepsis entsteht, welche lebensbedrohlich ist und sogar tödlich enden kann.

Die Ursache für eine puerperale Infektion sind Kommensalbakterien-Kolonien oder Symbionten aus dem Vaginaltrakt, welche das innere Gewebe infiltrieren und sich aufgrund von physiologischem Stress während der Geburt ausbreiten. Wenn du mehr über diese sehr ernsthafte und schwerwiegende Erkrankung erfahren möchtest, solltest du unbedingt weiterlesen!

Puerperale Infektion und die dabei auftretenden Symptome

Das Kindbettfieber trat früher sehr häufig auf. Aber dank des wirksamen Einsatzes von Antibiotika und der Desinfektion der verwendeten medizinischen Geräte und Materialien, die während der Geburt zum Einsatz kommen, kommt es in entwickelten Industrieländern heutzutage glücklicherweise nur noch selten zu einer Puerperalsepsis. Einige der Anzeichen dafür sind folgende:

  • Schüttelfrost und allgemeines Unwohlsein
  • Schmerzen im Unterbauch
  • Schlecht riechender Vaginalausfluss
  • Vaginalblutungen
  • Schwindel und Ohnmacht

Wie dem MSD-Handbuch zu entnehmen ist, treten all diese klinischen Symptome normalerweise etwa 24 bis 48 Stunden nach der Geburt auf, begleitet von starkem Fieber, Kopfschmerzen und Anorexie. In schwereren Fällen können auch Tachykardie, Leukozytose (erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen im Blut) und Schwellung der Beckenwände auftreten.

Puerperale Infektion - schwangere Frau mit Gurt um den Bauch
Puerperale Infektionen stehen mit den besonderen Belastungen während einer Entbindung sowie mit den hygienischen Bedingungen in Zusammenhang.

Mögliche Komplikationen

Eine unkontrollierte und unbehandelte Puerperalsepsis kann dazu führen, dass Mikroorganismen das Blut der Mutter besiedeln und sich dann in verschiedenen Organen ausbreiten und vermehren. Dieser Zustand wird als Bakteriämie bezeichnet und es handelt sich um eine schwere und lebensbedrohliche Erkrankung.

Auf die systemische Infektion erfolgt normalerweise eine sogenannte Septikämie (eine unkontrollierte Immunantwort). Infolgedessen kommt es zu einem septischen Schock, der in 40 % der Fälle zum Tod führt.

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Ursachen für das Auftreten einer puerperalen Infektion

Eine puerperale Infektion tritt auf, wenn Bakterien aus dem Vaginaltrakt in die postpartalen Wunden der Mutter eindringen. In der Regel erfolgt eine polymikrobielle Infektion, das bedeutet, dass mehrere Bakterienarten vorhanden sind. Unter anderem folgende:

  • Grampositive Kokken: Streptokokken der Gruppe B, Streptokokken der Gruppe A (GAS), Staphylococcus epidermidis und Enterococcus.
  • Anaerobier: Wachsen ohne Sauerstoff. Beispielsweise Stämme der Gattungen Bacteroides und Prevotella.
  • Gramnegative Bakterien: Gardnerella vaginalis, Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae und Proteus mirabilis.

Bakterien können während der Entbindung über nicht ausreichend desinfizierte chirurgische Instrumente in den Körper der gebärenden Mutter gelangen und dabei in ihr tiefes Gewebe eindringen. Darüber hinaus könnten die Pathogene aber auch auf normalem Weg in den Körper der Mutter eingedrungen sein (über Mund oder Nase). Aufgrund des geschwächten Immunstatus der Mutter können sich diese dann ebenfalls vermehren.

Außerdem gibt es noch eine dritte Möglichkeit, wobei diese gleichzeitig auch am häufigsten vorkommt: Die im Vaginaltrakt vorhandene Bakterien gelangen durch Wunden, die während der Entbindung auftreten, in das innere Gewebe.

Prävalenz und Risikofaktoren

Wie Studien auf dem PubMed-Portal zeigen, gibt es in einkommensstarken Ländern nur 0,1 bis 0,6 Fälle von Wochenbettinfektionen pro 1.000 Geburten. Allerdings sind die Schätzungen weltweit mit 11 pro 1.000 wesentlich höher.

Darüber hinaus hängt die Wahrscheinlichkeit, eine puerperale Infektion zu erleiden, auch stark von der Art der Entbindung ab. Die Statistiken lauten wie folgt:

  • Natürliche Geburten (vaginale Entbindungen): Inzidenz von 1 bis 3 %
  • Geplanter Kaiserschnitt: 5 bis 15 %
  • Außerplanmäßige Kaiserschnitte: 15 bis 20 %

Aber dies bedeutet nicht, dass ein außerplanmäßiger Kaiserschnitt in jedem fünften Fall zwangsläufig zu einer Puerperalsepsis führt. Durch den Einsatz von Breitbandantibiotika kann die Ausbreitung von Bakterienkolonien in der Regel verhindert werden, wodurch dem Auftreten schwerwiegender klinischer Symptome vorgebeugt wird.

Zu den Risikofaktoren gehören unter anderem folgende:

  • Ein langer Geburtsvorgang
  • Komplizierte Kaiserschnitte
  • Postpartale Blutungen
  • Bakterielle Vaginosen
  • Junges Alter der werdenden Mutter
  • Retention von Plazentafragmenten in der Gebärmutter

Wie wird eine puerperale Infektion diagnostiziert?

In der Regel handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose. Nach den ersten 24 Stunden nach der Entbindung sollte der Arzt das Vorliegen einer Wochenbettinfektion in Betracht ziehen, wenn es keine offensichtliche Ursache für ein Fieber von mehr als 38 °C bei der Mutter gibt, das 2 Tage anhält.

Nachdem andere Pathologien ausgeschlossen wurden, wird der behandelnde Arzt die Untersuchung von Blut- und Urinkulturen veranlassen, um herauszufinden, wie weit die Bakterien sich ausgebreitet haben. Des Weiteren erfolgt nur selten eine Analyse von Gebärmutterhalsproben, da in der Regel davon ausgegangen wird, dass diese mit Mikroorganismen kontaminiert sind.

Puerperale Infektion: Wie wird sie behandelt?

Die Behandlung einer Puerperalsepsis erfolgt durch intravenöse Injektion von Breitbandantibiotika. Normalerweise kommen Medikamente wie Clindamycin plus Gentamicin mit oder ohne Ampicillin zum Einsatz. Wie aus wissenschaftlichen Studien hervorgeht, wird der intravenöse Ansatz empfohlen, bis die Frau jeweils 48 Stunden lang fieberfrei ist.

Bei Geweberesten in der Gebärmutter wird eine Kürettage durchgeführt, um die Rückstände aus der Gebärmutter zu entfernen. Dadurch wird verhindert, dass sich die Bakterien nach Abschluss der Antibiotikabehandlung wieder vermehren.

Puerperale Infektion - Kaiserschnitt im OP
Kaiserschnitte führen mit höherer Wahrscheinlichkeit zu einer puerperalen Infektion als natürliche vaginale Entbindungen.

Prävention

Die Verhinderung oder Minimierung prädisponierender Infektionsfaktoren ist unerlässlich. Laut Angaben des Gesundheitsportals der Regierung von New South Wales (NSW Government Health) ist eine angemessene Hygiene in dieser heiklen und sensiblen Phase für das Wohlbefinden der Mutter von entscheidender Bedeutung. Unter den Empfehlungen finden sich auch die folgenden:

  • Tägliche Duschen, um das Perineum (den Damm) sauber zu halten.
    Darüber hinaus sollte der Perinealbereich desinfiziert und gut getrocknet werden, damit sich Bakterien aus dem Rektum nicht auf den Vaginalbereich ausbreiten können.
  • Außerdem solltest du keine Tampons verwenden, außer dein Arzt empfiehlt dir deren Nutzung.
  • Wasche dir deine Hände mindestens 15 Sekunden lang mit Seife, bevor du mit Instrumenten für die Entbindung in Kontakt kommst.

Die puerperale Infektion ist ein geografisches Problem

Obwohl eine puerperale Infektion grundsätzlich eine sehr schwerwiegende Erkrankung ist, besteht heutzutage nur selten Anlass zur Sorge. Wenn Mediziner ein erhöhtes Risiko für eine Puerperalsepsis vermuten, werden sie die prophylaktische Antibiotikatherapie fortsetzen, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit um 75 % verringert.

Allerdings müssen wir auch darauf hinweisen, dass dies nicht für alle Teile der Welt gleichermaßen gilt. Insbesondere in Ländern mit weniger gut organisierten öffentlichen Gesundheitsstrukturen steigt die Sterblichkeitsrate von neu-gebärenden Müttern drastisch an, da aufgrund des Mangels an Ressourcen unkontrollierte Infektionen wesentlich häufiger auftreten.


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