Oppositionelles Trotzverhalten bei Kindern: Was tun?
Hast du schon von dem so genannten oppositionellen Trotzverhalten bei Kindern gehört? Vielleicht weißt du nichts darüber, oder du bist gerade dabei, nach Informationen darüber zu suchen. Denn du möchtest herausfinden, ob dein Kind eventuell von dieser Verhaltensstörung betroffen ist. In diesem Artikel erfährst du mehr darüber. Wir erzählen dir, um was es sich hierbei genau handelt und auch, wie du dich diesem Problem gegenüber verhalten solltest.
Das oppositionelle Trotzverhalten (ODD, nach seiner Bezeichnung im Englischen: Oppositional defiant disorder) wird in der Regel im Kindesalter diagnostiziert. Wie der Name schon vermuten lässt: Es zeichnet sich durch sehr negative und herausfordernde oder aufsässige Verhaltensweisen aus. Dabei ist das Kind unkooperativ und gereizt. Außerdem wird es schnell ärgerlich. Dieser Ärger richtet sich vor allem auf die Menschen in seiner nächsten Umgebung: Also auf seine Eltern, Mitschüler, Lehrer und so weiter.
Störung mit oppositionellem Trotzverhalten: Ist mein Kind betroffen?
Diese Verhaltensstörung tritt bei 1 – 16 % der Kinder im schulpflichtigen Alter auf. Es sind mehr Jungen als Mädchen davon betroffen. Jedoch ist es aber wichtig, Folgendes zu unterscheiden: Nämlich ob die Symptome tatsächlich beunruhigend sind, oder ob sie nur vorübergehend auftreten. Also zum Beispiel, wenn das Kind hungrig ist, oder müde und erschöpft.
Denn bei Kindern im Alter zwischen 2 und 3 Jahren ist es normal, dass sie kurzzeitig ein solches Verhalten zeigen. Ein ernsthaftes Problem stellt sich erst dann ein, wenn sich diese herausfordernde und aufsässige Haltung immer häufiger wiederholt. Und auch, wenn durch dieses Trotzverhalten der Lernprozess, der Unterricht oder die Beziehungen zu den Mitschülern in Mitleidenschaft gezogen werden.
Häufige Symptome
Die Symptome dieser Verhaltensstörung können unterschiedlich sein. Aber oft zeigen die Kinder ein aggressives Verhalten. Ebenso Wutausbrüche und negative Einstellungen.
Die häufigsten Symptome bei dem oppositionellen Trotzverhalten bei Kindern sind die folgenden:
- Sie haben häufig und leicht Wutausbrüche.
- Außerdem streiten sie sich ständig mit den Menschen in ihrem Umfeld.
- Auch weigern sie sich, die Regeln der Erwachsenen zu befolgen, oder sie widersetzen sich den Anweisungen.
- Ebenso kommt es dazu, dass sie andere absichtlich verärgern. Gleichzeitig sind sie leicht reizbar und sie lassen sich schnell von anderen ärgern.
- Oft drücken sie sich auf kalte und respektlose Weise aus.
- Zudem neigen die betroffenen Kinder dazu, rachsüchtig und nachtragend zu sein.
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Was tun bei oppositionellem Trotzverhalten bei Kindern?
1. Die richtige Diagnose
Zunächst ist eine richtige Diagnose wichtig. Denn die Symptome vom oppositionellen Trotzverhalten kann man auch mit anderen Verhaltensstörungen verwechseln. Also solltest du, wenn diese Symptome wirklich wiederholt auftreten, zum Arzt gehen. Denn nur dieser kann eine korrekte Diagnose stellen. Auf diese Weise kann man dann über das weitere Vorgehen sprechen.
In den meisten Fällen sind es die Eltern und die Lehrkräfte, die diese Verhaltensstörung bei den Kindern erkennen. Jedoch ist es auf jeden Fall notwendig, dass ein Kinderpsychiater oder ein Psychotherapeut das Kind untersucht und so eine Diagnose auf Grundlage seiner Vorgeschichte und einigen spezifischen Tests erstellt.
2. Therapeutische Behandlung
Psychologische Therapien sind ein wichtiger Bestandteil der Behandlung dieser Erkrankung bei Kindern. Doch sollten auch Eltern und Familie einbezogen werden und die Behandlung unterstützen.
Auf der therapeutischen Ebene gibt es verschiedene mögliche Vorgehensweisen. Erstens kann das Kind eine Psychotherapie auf individueller Basis besuchen. Dabei setzt man häufig die kognitive Verhaltenstherapie ein. Denn so möchte man erreichen, die sozialen und zwischenmenschlichen Fähigkeiten des Kindes zu verbessern und ebenso zu einer besseren Kontrolle von Impulsen und Gefühlen zu gelangen.
Darüber hinaus ist auch eine weitere Sache wichtig: Die ganze Familie, insbesondere die Eltern, sollten in die Therapie einbezogen werden. Denn eine Familientherapie kann die Kommunikation fördern und zu einer besseren Konfliktlösung führen. Außerdem stellt sie auch eine emotionale und praktische Unterstützung für Eltern dar. Denn diese sind oft von der Situation überfordert.
Auf der anderen Seite versucht man in der Familientherapie auch, den Ursachen dieser Erkrankung auf die Spur zu kommen und dann eine Lösung dafür zu finden. Heutzutage nimmt man an, dass die Ursache für diese Störung meist diese ist: Das Problem ist ein bestimmtes Verhaltensmuster, das das Kind in den ersten Lebensjahren von den Bezugspersonen erlernt. Aber auch andere Faktoren können eine Rolle spielen. So zum Beispiel kann Disziplinlosigkeit damit zu tun haben und auch Misshandlung oder traumatische und belastende Erlebnisse. Auch mangelnde Harmonie in der Familie.
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3. Medikamentöse Behandlung
Medikamente sind nicht unbedingt die übliche Behandlungsmethode bei oppositionellem Trotzverhalten bei Kindern. Denn sie können auch gesundheitliche Nebenwirkungen haben. Doch in einigen Fällen kann der Arzt eine Behandlung mit Antipsychotika in Betracht ziehen.
Dazu kommt es vor allem, wenn das Kind aggressives Verhalten zeigt, oder eine signifikante Verschlechterung auftritt; auch, wenn keine andere Therapieversuche zu einem Ergebnis geführt haben, oder das Risiko besteht, dass das Kind nicht länger in seiner Familie oder in der Schule bleiben kann.
Manchmal kann es vorkommen, dass diese Erkrankung mit anderen Verhaltensproblemen einhergeht. Dann kann der Arzt auch andere Arten von Medikamenten verschreiben. Dazu zählen zum Beispiel Anregungsmittel bei ADHS, oder Antidepressiva, wenn das Kind unter Phasen von Depression und Angstzuständen leidet. Dabei ist das Ziel, die Lebensqualität des Kindes zu verbessern. Aber die Nebenwirkungen der Medikamente sollte man dabei immer berücksichtigen.
Schließlich sei noch dies gesagt: Ganz wichtig ist, dass sowohl das Kind als auch seine Familie und Freunde große Anstrengungen unternehmen müssen. Es braucht viel Geduld und auch viel Liebe und Zuneigung. Diese Art von psychischer Störung ist eine große Belastung für alle Beteiligten. Alle leiden darunter und fühlen sich verzweifelt. Außerdem herrscht ein ständiges Gefühl von Hilflosigkeit vor. Doch lass dir sagen: Mit der richtigen Behandlung und einer positiven Einstellung kann diese Erkrankung überwunden werden.
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