Naegleria Fowleri - die hirnfressende Amöbe

Amöben sind Mikroben, die beim Menschen Infektionskrankheiten verursachen. Naegleria fowleri verursacht eine Infektion des zentralen Nervensystems, die frühzeitig diagnostiziert werden muss.
Naegleria Fowleri - die hirnfressende Amöbe
María Muñoz Navarro

Geschrieben und geprüft von der Biologin María Muñoz Navarro.

Letzte Aktualisierung: 25. August 2022

Mikroorganismen sind die Hauptursache für zahlreiche Krankheiten in der Welt. Unter allen Krankheitserregern, die es gibt und die den Menschen befallen können, findet sich auch Naegleria fowleri.

Wahrscheinlich assoziierst du mit dem Begriff Infektion Bakterien und Viren, die zu diesen Krankheitserregern gehören. Aber wusstest du, dass es Amöben gibt, die Infektionen im Gehirn verursachen? In diesem Artikel befassen wir uns mit dem kuriosen Fall einer Amöbe, die als hirnfressende Amöbe bekannt ist: Naegleria fowleri.

Was sind Amöben?

Amöben sind Protozoen, frei lebende eukaryotische Mikroorganismen, die beim Menschen schwere Infektionen verursachen. Die von ihnen verursachten Krankheiten zeichnen sich durch eine hohe Sterblichkeitsrate aus, was eine Herausforderung bei der Diagnose und Behandlung darstellt.

Von allen Gattungen, die in der Natur vorkommen, verursachen nur vier Arten Infektionen bei Mensch und Tier, darunter die folgenden:

  • Balamuthia mandrillaris (Gattung Balamuthia)
  • Naegleria fowleri (Gattung Naegleria)
  • Sapinia pedata (Gattung Sapinia)
  • Verschiedene Arten von Acanthamoeba

Diese Amöben können in verschiedenen Umgebungen vorkommen, im Wasser, im Boden und in der Luft. Aber insbesondere nisten sich Amöben an Orten mit stehendem Wasser ein, beispielsweise in Abwässern, Schwimmbädern, Aquarien und sogar in Kontaktlinsenflüssigkeit.

Amöben sind Protozoen, die ihren Lebenszyklus in einem Organismus vollenden müssen, der als Wirt dient. Daher gelten sie als Parasiten. Da sich Amöbeninfektionen direkt auf das zentrale Nervensystem auswirken, sind sie in den meisten Fällen tödlich.

Naegleria fowleri schwimmt im Wasser.
Der wissenschaftliche Name der hirnfressenden Amöbe lautet Naegleria fowleri.

Naegleria fowleri

Dieser Parasit, die so genannte hirnfressende Amöbe, verursacht eine primäre Amöben-Meningoenzephalitis (PAME), eine chronische Infektion, die einige Tage andauert. Und in den meisten Fällen führt die Infektion zum Tod des Wirts. Des Weiteren betrifft sie meist junge Erwachsene und gesunde Kinder, also immunkompetente Patienten.

Wenn man in verunreinigtem Süßwasser geschwommen oder damit in Berührung gekommen ist, besteht das Risiko einer derartigen Infektion. Verunreinigte Gewässer sind beispielsweise:

  • Beheizte Schwimmbäder
  • Teiche
  • Seen
  • Abwassersysteme

Die Übertragung erfolgt durch Inhalation von mit Naegleria fowleri verseuchtem Wasser. Dann dringt der Erreger durch die Nasenlöcher ein, bis er den Riechkolben erreicht, der in Kontakt mit dem Frontallappen des Gehirns steht.

Die Symptome dieser Krankheit treten zwischen dem 5. und 7. Tag nach der Infektion auf und entwickeln sich innerhalb von 24 Stunden rasch. Wenn der Mikroorganismus den Riechkolben erreicht, wird eine Entzündungsreaktion ausgelöst, und es kommt zu hämorrhagischen Bereichen in der Großhirnrinde.

Die Symptome, die in den ersten Stadien auftreten, sind die gleichen wie bei einer Meningitis: Kopfschmerzen, hohes Fieber über 38 °C, Nackensteife, Übelkeit, Erbrechen und abnormales Verhalten.

Daraufhin verstärken sich diese Symptome, so dass der Patient Krämpfe erleiden oder sogar ins Koma fallen kann. Letztendlich kommt es durch das Hirnödem zu einer Nervenlähmung und der erhöhte Hirndruck führt zum Tod.

Diagnose von Naegleria fowleri

Zur Frühdiagnose führen die Ärzte eine direkte Analyse des Liquors, bildgebende Verfahren und eine Magnetresonanztomographie durch. Darüber hinaus erfolgen mikroskopische Untersuchungen der Großhirnhälften, des Hirnstamms, des Kleinhirns und des oberen Teils des Rückenmarks.

Die Entwicklung von Echtzeit-PCR-Tests ermöglicht die spezifische Identifizierung von Amöben aus mikrobiologischen Kulturen.

Eine frühzeitige Diagnose ist der Schlüssel zur Eindämmung der Infektion. Denn nur weniger als 5 % der Erkrankten überleben, wenn die Infektion nicht im Frühstadium erkannt wird. Daher ist es wichtig, dass der Patient erwähnt, dass er mit Süßwasser in Kontakt gekommen ist.

Die Diagnose einer Amöben-Meningoenzephalitis ist aus folgenden Gründen oft schwierig:

  • Fehlen der notwendigen Werkzeuge, um sie zu erkennen
  • Mangelndes Wissen der medizinischen Fachkräfte
  • Antibiotikaresistenz
  • Risikofaktoren in Ländern, in denen ähnliche Symptome wie bei anderen Infektionen, etwa Meningitis, häufiger vorkommen
Eine junge Frau mit steifem Nacken.
Nackensteifigkeit ist ein Symptom, das im Verlauf einer primären Amöben-Meningoenzephalitis (PAME) auftreten kann.

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Behandlung

Leider gibt es nur wenige Fälle von Patienten, die eine primäre Amöben-Meningoenzephalitis (PAME) überlebt haben. Das Medikament, das zur Behandlung dieser Krankheit eingesetzt wird, ist das Antimykotikum Amphotericin.

Dieses Medikament ist sehr wirksam gegen Naegleria fowleri, sofern es in den frühesten Stadien der Infektion eingesetzt wird. In einer Studie zu einem ähnlichen Fall setzten die Ärzte verschiedene Antibiotika ein, wobei sich Amphotericin B als das wirksamste erwies, und der Patient erholte sich erfolgreich.

Darüber hinaus haben Studien gezeigt, dass Phenothiazin-Verbindungen (Chlorpromazin und Trifluoperazin) in der Lage sind, diese Protozoen zu eliminieren. Auch das Antibiotikum Azithromycin hat positive Auswirkungen. Außerdem ist die Verwendung von Miltefosin ebenfalls schädlich für frei lebende Amöben.

Eine frühzeitige Diagnose ist bei Naegleria fowleri von entscheidender Bedeutung

Wie bereits erwähnt, sind durch Amöben verursachte Infektionen relativ selten, was wahrscheinlich auf die Probleme bei der Diagnose zurückzuführen ist. Allerdings nehmen die Fälle in den vergangenen Jahren zu und stellen ein Problem für die öffentliche Gesundheit dar.

Daher ist es dringend erforderlich, dass sich die Wissenschaft mit der Erforschung dieser Krankheiten befassen, um die Diagnose und Behandlung zu verbessern. Eine rechtzeitige Verdachtsdiagnose könnte Leben retten und die tödliche Wirkung der hirnfressenden Amöbe verringern.


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