LATE: Neue Demenzform entdeckt!

Forscher beschreiben die Demenzform mit der Bezeichnung LATE als Proteinfehlfaltungserkrankung, die zu ähnlichen klinischen Symptomen wie Alzheimer führt. Wie entwickelt sich diese Krankheit? Wer ist davon betroffen? Erfahre heute mehr zu diesem Thema. 
LATE: Neue Demenzform entdeckt!
Elisa Martin Cano

Geschrieben und geprüft von Der Ärztin Elisa Martin Cano.

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Zwischen 15 und 20 Prozent der mit Alzheimer diagnostizierten Patienten, leiden in Wirklichkeit an der Demenzform LATE. Diese Krankheit wurde bis vor Kurzem fälschlicherweise als Alzheimer diagnostiziert, da die klinischen Symptome sehr ähnlich sind. Voraussichtlich wird sich die Inzidenz in den nächsten Jahren erhöhen.

Diese Demenzform betrifft vor allem Menschen in sehr fortgeschrittenem Alter. Wie auch Alzheimer führt LATE zu einem Gedächtnisverlust und zur Unfähigkeit, tägliche Aktivitäten durchführen zu können. In unserem heutigen Artikel erfährst du Wissenswertes über die Unterschiede dieser Demenzform zu Alzheimer und die wichtigsten Eigenschaften.

LATE-Demenz: Was ist das?

LATE-Demenz: Was ist das?
Die Symptome der LATE-Demenz sind denen der Alzheimer-Krankheit sehr ähnlich. Doch in diesem Fall kommt es zu Veränderungen des Proteins TDP-43, die zu kognitiven Defiziten führen.

Die LATE-Demenz ist eine Proteinfehlfaltungserkrankung, was bedeutet, dass ihr eine Veränderung bestimmter Proteine zugrunde liegt. Dadurch entsteht eine Demenzform, die der von Alzheimer sehr ähnlich ist.

LATE ist die Kurzform von “Limbic-predominant Age-related TDP-43 Encephalopathy”. Daraus geht hervor, dass diese Krankheit vorwiegend zu altersbedingten Veränderungen im limbischen System führt. Die Anhäufung des Proteins TDP-43 in bestimmten Gehirnbereichen ist für diese Demenzform verantwortlich. Im Unterschied dazu, sind bei einer Alzheimer-Erkrankung TAU-Fibrillen und Beta-Amyloid-Plaques charakteristisch.

Das Protein TDP-43 ist für die Genexpression im Gehirn verantwortlich. Bein Proteinablagerungen im Gehirn, kommt es zu kognitiven Störungen. Die Anhäufung dieser Proteine führt nämlich zu einer Neurotoxizität und zum Verfall der Neuronen. Rund 25 Prozent der Menschen über 85 Jahren leiden an Proteinveränderungen, die ausreichend sind, um Symptome auszulösen.

Wer ist gefährdet, an der LATE-Demenz zu erkranken?

Ein weiterer Unterschied zu Alzheimer besteht darin, dass die Wahrscheinlichkeit daran zu erkranken mit zunehmendem Alter nicht auf unbestimmte Zeit zunimmt. Doch bei der Demenzform LATE ist dies der Fall: Das Risiko, daran zu erkranken, nimmt insbesondere ab einem Alter von 80 Jahren zu. 

Die Kurzform LATE wurde auch deshalb gewählt, da dieses englische Wort “spät” bedeutet und eine der wichtigsten Eigenschaften der Krankheit definiert. Frauen haben ein größeres Risiko, daran zu erkranken, denn ihre Lebenserwartung ist höher als die von Männern.

Da in den nächsten Jahren die Bevölkerungsgruppe von über 80-Jährigen stark zunehmen wird, ist auch mit einer größeren Inzidenz dieser Krankheit zu rechnen. Die LATE-Demenz kann deshalb in den nächsten Jahren zu einem Problem für die öffentliche Gesundheit werden.

Wie wird die Demenzform LATE diagnostiziert?

Mit forschrittlichen diagnostischen Methoden konnte das Protein TDP-43 präziser identifiziert werden.

Die besten Diagnosemethoden für Alzheimer basieren auf Biomarkern im Liquor cerebrospinalis (Zerebrospinalflüssigkeit). Wie bereits erwähnt, handelt es sich dabei um TAU-Proteine und Beta-Amyloid-Proteine. Eine andere Diagnosetechnik ist die Suche nach Ablagerungen dieser Proteine im Gehirn, was bildgebende Technologien wie PET ermöglichen.

Doch meist basiert die Diagnose von Alzheimer auf den Symptomen und dem Krankheitsbild. Nur selten werden biochemische Untersuchungen durchgeführt, um die Krankheit zu bestätigen. Deshalb leiden manche mit Alzheimer diagnostizierte Menschen eigentlich an der LATE-Demenz und gar nicht an Alzheimer.

Im Falle der LATE-Demenz ist das Ziel, dieselben Diagnosetechniken wie bei Alzheimer anzuwenden, doch dabei Veränderungen des Proteins TDP-43 zu suchen. Die Anhäufung dieses Proteins in seiner veränderten Form kann die Diagnose bestätigen. 

Symptome dieser Demenzform

Frau mit LATE Demenz
Die Symptome der LATE-Demenz entwickeln sich langsamer als bei anderen Demenzformen. Im letzten Stadium ist die Krankheit jedoch sehr ähnlich wie bei einer fortgeschrittenen Alzheimer-Erkrankung.

Die LATE-Demenz schreitet langsamer als andere Demenzformen fort. Aus neueren Studien geht hervor, dass diese Krankheit in drei Phasen verläuft. Diese drei Stadien basieren auf den davon betroffenen Gehirnbereichen und führen langsam zu vermehrten Beschwerden.

Die drei Stadien verlaufen wie folgt:

  • Stadium 1: Beeinträchtigung der Amygdala. In dieser Phase beginnen leichte Veränderungen des Gemütszustands. Es können Stimmungsschwankungen auftreten, die zu Nervosität und auch zu Aggressivität führen können.
  • Stadium 2: Beeinträchtigung des Hippocampus. Wenn dieses Gehirnareal beeinträchtigt ist, beginnen die Anzeichen für den Gedächtnisverlust. In dieser Phase suchen viele Patienten zum ersten Mal einen Arzt auf.
  • Stadium 3: Beeinträchtigung der mittleren Frontalwindung (Gyrus frontalis medius).  In dieser Phase verändert sich das Verhalten der Betroffenen. Die Patienten haben Schwierigkeiten, ein normales Leben zu führen. Die Auswirkungen sind sehr ähnlich wie bei Alzheimer in einem sehr fortgeschrittenen Stadium.

Hast du diesen Artikel bereits gelesen? Mädchen entwickelt App für Alzheimer Patienten

Abschließende Bemerkung

Die Entdeckung dieser neuen Demenzform hat derzeit keine Auswirkungen auf die Diagnose und Behandlung, die gleich wie bei anderen Demenzkrankheiten erfolgt. Doch neue Forschungen wurden initiiert, um diese Krankheit genauer zu untersuchen.

Sobald die Wissenschaftler mehr über die Ätiologie dieser Krankheit wissen, können zukünftig spezifische Behandlungen entwickelt werden. 

Derzeit gibt es keine effiziente Therapie für diese Art von Pathologien. Doch es wird immer wichtiger, Behandlungsmöglichkeiten zu finden, denn in Zukunft wird es immer mehr Menschen geben, die daran erkranken werden.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.



Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.