Ist das Erhitzen von Kunststoff in der Mikrowelle sicher?

Viele Menschen erhitzen Kunststoff in der Mikrowelle, ohne sich weitere Gedanken darüber zu machen. Allerdings kann diese Praxis schädlich sein, wenn du nicht das richtige Material verwendest. In unserem heutigen Artikel erfährst du alles Wissenswerte rund um das Thema Kunststoff und dessen Eignung für die Mikrowelle.
Ist das Erhitzen von Kunststoff in der Mikrowelle sicher?

Geschrieben von Ana Núñez

Letzte Aktualisierung: 11. November 2022

Verpackungen aus synthetischem Material organischen Ursprungs, das aus Polymeren besteht, umgeben und erleichtern das häusliche Leben. Kunststoff in der Mikrowelle zu erhitzen, ist also etwas, das viele Menschen regelmäßig tun. Aber ist das gesund?

Sicherlich weißt du, dass das Erhitzen von Lebensmitteln in der Mikrowelle molekulare Schwingungen verursacht, die die chemische Zusammensetzung der Lebensmittel verändern. Infolgedessen können Mikrowellen auch die chemische Zusammensetzung der dafür verwendeten Behälter verändern. Ist Kunststoff in der Mikrowelle schädlich oder nicht?

Die Debatte ist breit gefächert und es gibt zahlreiche Argumente für und gegen den Einsatz von Mikrowellen. Einige Menschen argumentieren, dass es mit dem richtigen Kunststoff und bei Kenntnis der Eigenschaften der Lebensmittel unbedenklich ist, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) feststellt.

In unserem heutigen Artikel erfährst du, welche Kunststoffe für den Einsatz in der Mikrowelle geeignet sind und welche Risiken bei der Verwendung der Mikrowelle bestehen.

Welche Kunststoffarten gibt es?

Wir klassifizieren Kunststoffe als natürlich oder synthetisch. Zu den synthetischen Kunststoffen gehören Thermoplaste, Duroplaste und Elastomere. Nach der etablierten Codierung sind sie mit einem dreieckigen Recycling-Symbol gekennzeichnet.

Dies ist das internationale Symbol für Recycling und darin befindet sich eine Zahl von 1 bis 7:

  • PET (Polyethylenterephthalat): Zu den zahlreichen Eigenschaften gehören unter anderem Transparenz und Farbstoffakzeptanz. Zudem ist PET stabil, leicht und einfach zu recyceln. Daher verwenden viele Hersteller diesen Kunststoff für die Verpackung von Getränken.
  • HDPE (hochdichtes Polyethylen): Obwohl es flexibel ist, hat es dennoch eine gewisse Steife und Festigkeit. Darüber hinaus ist es beständig gegen chemische Einflüsse und hohe und niedrige Temperaturen. Des Weiteren ist es farblos, fast undurchsichtig und lässt sich leicht bedrucken, bemalen oder bekleben. Es wird häufig für Verpackungen von Lebensmitteln, Reinigungsmitteln oder Motorenöl verwendet.
  • PVC (Polyvinylchlorid): Dies ist ein sehr flexibler und transparenter Kunststoff, der von vielen Unternehmen für Taschen, Laborbehälter oder Tiefkühlkost verwendet wird. Außerdem kann PVC zu Behältern, Mülltonnen und Rohren recycelt werden.
  • LDPE (Polyethylen niedriger Dichte): Dieser Kunststoff lässt sich nur in geringem Maße recyceln und wird am wenigsten in der Nahrungskette verwendet, da er leicht Giftstoffe freisetzt. Zudem ist er resistent gegen Säuren. Aufgrund seiner Härte wird er für Rohre, Sanitäranlagen, medizinische Geräte, Waschmittelflaschen und andere Anwendungen verwendet.

Weitere Kunststoffarten

  • PP (Polypropylen): Dieser Kunststoff ist ebenfalls zäh, thermisch stabil und leicht zu formen und einzufärben. Du findest ihn in Flaschendeckeln, Brotdosen und Windeln. Zudem ist er beständig gegen Chemikalien, kochendes Wasser und Reinigungsmittel. Außerdem ist Polypropylen der einzige Kunststoff, der von der Weltgesundheitsorganisation für den Kontakt mit Lebensmitteln empfohlen wird.
  • PS (Polystyrol): Polystyrol ist auch als Plastikglas bekannt. Dieser Kunststoff ist hart und wird für Lebensmittel, Spielzeug und in Laboratorien verwendet.
  • Andere (Mischkunststoffe): Da diese Produkte aus mehreren Materialien bestehen, sind sie schwer zu recyceln. Dennoch kommen sie in unzähligen Gegenständen zum Einsatz. Beispielsweise in Babyflaschen, Trinkbechern, medizinischen Behältern, Autoteilen und Compact Discs.
Kunststoff in der Mikrowelle - Plastik Recycling
Das Dreieck mit den Verbindungspfeilen ist das Recyclingsymbol und zeigt bei Kunststoffen an, dass sie für das Recycling geeignet sind.

Welche Kunststoffe sind für die Mikrowelle geeignet?

Laut geltender Vorschriften und Identifikationscodes haben mikrowellengeeignete Behälter die Nummern 1, 2 und 5. Oder sie tragen die Aufschrift “mikrowellengeeignet”. Nur diese Behälter sind für eine Nutzung in der Mikrowelle konzipiert und haben eine Zusammensetzung, die sicherstellt, dass sich ihre physikochemische Stabilität nicht verändert. Darüber hinaus erfolgt auch keine toxische Migration von Partikeln.

Bei Babyflaschen ist Vorsicht geboten, da die Hersteller sie jahrzehntelang aus Polycarbonat hergestellt haben. Dieses Material setzt in der Mikrowelle Bisphenol-A, einen endokrinen Disruptor, frei. Da die Herstellung inzwischen verboten ist, ersetzen die Hersteller diesen Kunststoff durch Polypropylen oder Polyethersulfon, welche sicher in der Mikrowelle erhitzt werden können. Dennoch solltest du unbedingt weiterhin das Produktetikett überprüfen, um sicherzustellen, dass das von dir erworbene Produkt BPA-frei ist.

Wie du siehst, gibt es eine große Auswahl an Kunststoffen. Und fast jeder benutzt diese Materialen tagtäglich. Obwohl einige dieser Materialien gar nicht für diesen Zweck entwickelt wurden oder zumindest nicht für die dauerhafte Nutzung geeignet sind, verwenden viele Menschen derartige Behälter zur Aufbewahrung von Lebensmitteln oder Getränken. Darüber hinaus wird auch häufig angenommen, dass es kein Problem ist, ein Gefäß aus Kunststoff in der Mikrowelle zu erhitzen, da dies nur eine relativ kurze Zeit dort verbleibt.

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Welche Risiken bestehen?

Bestimmte Kunststoffe sind weit davon entfernt, inert (nicht reaktiv) zu sein. Stattdessen setzen sie Dioxine, giftige und krebserregende Substanzen frei, wenn sie Hitze oder Kälte ausgesetzt werden. Infolgedessen gehen sie in einem chemischen Prozess, der als Migration bekannt ist, in Lebensmittel über.

Obwohl einige Analysen darauf hinweisen, dass der Migrationsprozess überschätzt wird, gibt es verschiedene wissenschaftliche Argumente, die zur Vorsicht mahnen. Schauen wir uns einige Beispiele an:

  • Wenn die Verpackung die Nummer 7 trägt, bedeutet dies, dass sie Bisphenol enthält. In großen Mengen kann diese Substanz für den Körper schädlich sein. Es handelt sich um eine exogene Substanz, die laut Studien zu Fettleibigkeit, endokrinen Veränderungen und chronischen degenerativen Erkrankungen beitragen kann.
  • Wenn die Verpackung die Nummer 3 und das Akronym PVC trägt, sind Phthalate enthalten. Das sind chemische Verbindungen, die als Weichmacher verwendet werden. Sie sind gesundheitsschädlich.
    Daher solltest du niemals Lebensmittel in der Mikrowelle in Kunststoffbehältern erhitzen, die mit der Nummer 4 oder PVC (Polyvinylchlorid) oder 6 oder PS (Polystyrol) bedruckt sind.

Eine andere Studie ergab, dass ein hoher Prozentsatz der Menschen, die häufig die Mikrowelle benutzen, nicht weiß, welcher Kunststoff in der Mikrowelle verwendet werden darf und welcher nicht. Aber es ist sogar noch schlimmer: Viele Menschen nutzen häufig ganz einfach jede beliebige Verpackung zum Erhitzen von Lebensmitteln. Wie du dir bereits denken kannst, erhöht dieses Vorgehen das Risiko, dass Fremdstoffe von der Oberfläche des Materials in die Lebensmittel wandern.

Hinzu kommt, dass Lebens- und Arbeitsgewohnheiten, die eine Überhitzung von fettreichen Lebensmitteln fördern, das Problem nur noch vergrößern. In der Tat nimmt die Migration zu, wenn Produkte mit diesen Eigenschaften erhitzt werden und die Kontaktzeit verlängert wird.

Weitere Möglichkeiten, um Kunststoff in der Mikrowelle zu vermeiden

Wenn du keinen mikrowellengeeigneten Kunststoff hast, kannst du stattdessen problemlos Glas- oder Keramikbehälter verwenden, die den Temperaturen beim Erhitzen von Lebensmitteln standhalten. Wenn das Erhitzen nur einige Sekunden dauert, kannst du sogar auf Papier oder Pappe, vorzugsweise weiß, zurückgreifen, ohne ein Risiko dabei einzugehen.

Zu den besten Optionen gehören Silikon- und Pyrexglas, das du sowohl in Mikrowellen als auch in herkömmlichen Öfen verwenden kannst.

Allerdings solltest du niemals Metall in die Mikrowelle stellen. Nach den Empfehlungen der Hersteller ist heutzutage jedoch Aluminiumfolie zulässig. Heute sind sogar mikrowellengeeignete Aluminiumfolienbehälter erhältlich.

Kunststoff in der Mikrowelle - Frau stellt Glasbehälter in Mikrowelle
Die technologische Entwicklung ermöglicht es dir, dass du heute auch andere Materialien als Kunststoff in der Mikrowelle verwenden kannst.

Bevor du Kunststoff in der Mikrowelle erhitzt, solltest du überprüfen, ob sich das Behältnis dafür eignet

Wir empfehlen die Verwendung von Behältern, die von den Herstellern als sicher für die Erwärmung in der Mikrowelle deklariert wurden. Gemäß den Normen müssen die Hersteller die Spezifikationen der Kunststoffart auf den Behältern angeben. Daher liegt es also an jedem Verbraucher, die Informationen zu kennen und entsprechend zu handhaben.

Wenn du Schwierigkeiten damit hast, den Kunststoff zu identifizieren, der für die Nutzung in der Mikrowelle sicher ist, solltest du dich vorsichtshalber für die Verwendung von Glas oder Keramik entscheiden.

Außerdem musst du entscheiden, ob du deine Speisen garen oder nur aufwärmen willst. Beim Aufwärmen ist die Zeit in der Mikrowelle wesentlich kürzer. Daher dürfte die Belastung weniger stark sein und der Unterschied zwischen Kunststoff und Glas ist vermutlich nicht ganz so relevant.

Wenn du aber Lebensmittel in der Mikrowelle kochen möchtest, musst du wesentlich sorgfältiger vorgehen. In diesem Fall darfst du keinesfalls einen Behälter aus Kunststoff in die Mikrowelle geben, auf dem nicht ausdrücklich angegeben ist, dass er für die Verwendung in der Mikrowelle sicher und geeignet ist. Außerdem solltest du Behälter nicht mehr verwenden, die verformt oder stark abgenutzt sind. Denn hier ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie Chemikalien freisetzen könnten.


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