Infektionsrisiko bei Gelenkersatz
Personen mit Gelenkprothesen sollten sich bei Verdacht auf eine Infektion oder Entzündung unbedingt ärztlich beraten lassen. Sie dürfen nicht vergessen, dass das Risiko für Infektionen bei einem Gelenkersatz auch noch Jahre nach der Operation vorhanden ist. Es handelt sich um eine Komplikation, die Aufmerksamkeit erfordert.
Hüft- und Knieprothesen gelten als sichere Maßnahme zur Wiederherstellung der Mobilität und Verbesserung der Lebensqualität. Im Jahr 2020 wurden in Deutschland pro 100.000 Einwohner 294,1 Implantationen künstlicher Hüftgelenke eingesetzt. 2021 erhielten deutschlandweit 172.011 Patienten künstliche Kniegelenke. Die meisten Interventionen sind erfolgreich, doch bei einem geringen Prozentsatz kommt es zu einer periprothetischer Infektion. Erfahre nachfolgend Wissenswertes über dieses Thema.
Infektionen bei Gelenkersatz
Periprothetische Infektionen (im Bereich der Gelenkprothese) können nach der Implantation jederzeit auftreten. Ein in der Fachzeitschrift Clinical Microbiology Reviews veröffentlichter Artikel weist darauf hin, dass es rund 2 bis 4 Prozent der Personen mit Endoprothese an einer Infektion leiden. In der Folge sind andere ernste Komplikationen möglich und natürlich verursacht dieses Problem auch hohe Kosten für das Gesundheitssystem.
Die Besiedlung mit schädlichen Bakterien kann während der Operation oder Wundheilung erfolgen. Eine Infektion kann aber auch zu einem späteren Zeitpunkt über den Blutweg ausgehend von anderen Infektionsherden entstehen. Der Verlauf ist mehrheitlich schleichend.
Besiedlung mit schädlichen Bakterien
Verschiedene Arten von Bakterien können im Bereich der Gelenkprothese eine Infektion verursachen, indem sie die Prothese mit einem Biofilm überziehen. Wenn sich mehrere Schichten bilden, ist die Resistenz gegen Antibiotika höher.
Die Prothese verändert außerdem die Funktion bestimmter Zellen des Immunsystems, wie z. B. der Makrophagen (Fresszellen). Diese Faktoren machen die Behandlung komplex.
Zu den häufigsten Bakterien, die zu einer periprothetischen Infektion führen, zählen die Staphylokokken (vorwiegend Staphylococcus aureus und Staphylococcus epidermidis). Weitere Krankheitserreger sind:
- Escherichia coli
- Pseudomonas aeruginosa
- Enterococcus spp
Wenn unterschiedliche Bakterien für die Infektion verantwortlich sind, sprechen Experten von einer polymikrobiellen Infektion. Pilzinfektionen sind in diesem Zusammenhang seltener zu beobachten.
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Periprothetische Infektionen
In der Regel werden periprothetische Infektionen nach dem Zeitpunkt der Entstehung eingeteilt. Verschiedene Autoren unterscheiden zwischen akuter und chronischer Infektion. Der Prioam-Leitfaden nimmt folgende Klassifikation vor:
- Frühinfektion
- Chronische Spätinfektion
- Akute hämatogene Infektion
Frühinfektion
Die Frühinfektion macht sich innerhalb des ersten Monats nach dem Einsetzen der Prothese bemerkbar. Zum Teil wird dieser Zeitraum auf drei Monate nach der Operation ausgeweitet. Verschiedene Kriterien ermöglichen die Diagnose dieser periprothetischen Infektion. In der Regel besteht eine Dehiszenz (Auseinanderweichen zweier benachbarter Gewebestrukturen) und Nässen der Operationswunde. Bei Entnahme von Flüssigkeit aus dem Gelenk werden oft Bakterien nachgewiesen.
Die frühzeitige Diagnose und Behandlung ist grundlegend, um Komplikationen zu vermeiden.
Akute hämatogene Infektion
Bei einer akuten hämatogenen Infektion ist ein Infektionsherd in einem anderen Körperbereich vorhanden. Die Bakterien können von einer Lungenentzündung, einer Harnwegsinfektion oder anderen Problemen über den Blutweg schließlich auch die Prothese besiedeln.
Chronische Spätinfektion
Wenn die Infektion mindestens drei Monate nach der chirurgischen Intervention auftritt, handelt es sich um eine Spätinfektion. Die Behandlung kann komplex sein, da der bakterielle Biofilm nicht entfernt werden kann. Anhaltende Schmerzen weisen darauf hin. Es kann außerdem zu Fieber oder auch zu Abszessen und Fisteln kommen. In diesen Fällen ist in der Regel ein Austausch der Prothese erforderlich.
Begleitende Symptome
Eine periprothetische Infektion verursacht unterschiedliche Symptome, wobei die Entzündungsschmerzen sehr intensiv sein können. Allerdings können Prothesen auch ohne eine Infektion Schmerzen auslösen, deshalb ist die Diagnose nicht immer einfach.
Zusätzlich zu den Schmerzen sind Bewegungseinschränkungen zu beobachten. Auch Fieber kann auftreten. Des Weiteren kann es bei der Wundheilung zu Problemen kommen: Die Wunde heilt nicht richtig oder es kommt zu Ausfluss, Eiter, Schwellungen oder Rötungen.
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Infektion bei Gelenkersatz: Diagnose
Eine frühzeitige Diagnose kann verhindern, dass die Infektion chronisch wird. Deshalb ist es wichtig, die Patienten nach der Intervention zu überwachen und mögliche Warnsignale zu erkennen.
Klassische Anzeichen für eine Infektion sind Ruhe- und Nachtschmerzen sowie Wundheilungsstörungen. Bei Verdacht auf eine Infektion ist eine Gelenkpunktion nötig. Außerdem muss eine Gewebeprobe histologisch und mikrobiologische untersucht werden, um die Entzündungswerte zu analysieren.
Die Sonikation (Ultraschall) kann den Biofilm aus residenten Keimen auf der Prothese feststellen, deshalb ist sie ein wichtiges Diagnoseinstrument. Für die Diagnose kann außerdem eine Positronen-Emissions-Tomographie nötig sein.
Behandlungsmöglichkeiten
Eine periprothetische Infektion erfordert eine multidisziplinäre Behandlung. In der Regel werden medizinische und chirurgische Maßnahmen in Kombination angewendet. Schmerzmittel und Antibiotika gehören zum Standard.
Bei einer akuten Infektion kann der Gelenkersatz erhalten werden, wenn keine Problemkeime vorliegen und die Prothese einwandfrei funktioniert. Führt jedoch ein Biofilm zu einer chronischen Infektion, muss die Prothese ausgetauscht werden. Wenn keine Problemkeime oder andere Komplikationen vorliegen, ist ein einzeitiger Wechsel möglich. Es kann jedoch auch ein zwei- oder mehrzeitiges Verfahren erforderlich sein. Die Behandlung kann bis zu sechs Monate lang dauern, es handelt sich um ein komplexes Verfahren.
Infektionen bei Gelenkersatz, eine komplexe Komplikation
Ein Gelenkersatz kann zu Komplikationen führen, auch wenn dies relativ selten der Fall ist. Wenn sich auf der Prothese ein Biofilm bildet, muss diese ausgetauscht werden. Deshalb ist es wichtig, bereits bei den ersten Anzeichen zu reagieren und sich ärztlich untersuchen zu lassen, um mögliche Infektionen möglichst schnell zu erkennen und das Risiko einer erneuten Operation zu reduzieren.
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