Der essentielle Tremor: Ursachen und Symptome
Ein Zittern der oberen und unteren Gliedmaßen kann auf verschiedene Erkrankungen hinweisen. Dazu zählt beispielsweise der sogenannte essentielle Tremor. Was es mit dieser Störung auf sich hat, erklären wir in diesem Artikel.
Der essentielle Tremor ist im Allgemeinen weit verbreitet. Unter den Bewegungsstörungen kommt er am häufigsten vor – noch vor Parkinson. Laut Statistiken ist sein Auftreten bei Erwachsenen zwanzigmal wahrscheinlicher als die Parkinson-Krankheit.
Am stärksten sind Personen über 65 betroffen. Jedoch wird angenommen, dass zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr bereits die ersten Symptome auftreten können. Auch bei Kindern wurden derartige Fälle verzeichnet.
Der essentielle Tremor zeichnet sich durch unkontrollierte Bewegungen in Form anhaltender Zuckungen aus. Dies gilt vor allem für die oberen Gliedmaßen, also Arme und Hände. Typisch ist weiterhin, dass die Episoden symmetrisch und mit Pausen verlaufen.
Auch wenn es sich hierbei um eine chronische Störung handelt, die mit der Zeit zunimmt, ist sie nicht während des gesamten Tages und manchmal auch für einige Tage nicht präsent.
Der essentielle Tremor ist nicht tödlich und wird weder mit einem kognitiven Verfall noch mit einer Degeneration des Nervensystems assoziiert. Auch wenn er als gutartig gilt, stellt er für die Betroffenen eine Beeinträchtigung dar. Tägliche Aktivitäten wie das Schreiben, Halten einer Tasse oder Binden der Schuhe können nicht ausgeführt werden.
Der essentielle Tremor: Ursachen
Derzeit existieren nicht ausreichend Untersuchungen, um eine eindeutige Ursache für die Störung zu bestimmen. Dies liegt daran, dass diese gutartig ist und von Pausen unterbrochen wird.
Jedoch weiß man, dass sie auf eine Veränderung in den Verbindungen des Nervensystems zurückzuführen ist, die mit dem Bewegungsapparat in Verbindung stehen. Der Thalamus, die nigrostriatale Bahn und das Kleinhirn sind Bereiche des Nervensystems, die für die Bewegungsabläufe zuständig sind.
Die wissenschaftliche Hypothese hierbei lautet, dass einer dieser Bereiche im Falle des essentiellen Tremors eine anormale Veränderung unterläuft, die die unwillkürlichen Bewegungen zur Folge haben kann.
Fälle, in denen sowohl die Eltern als auch deren Kinder am essentiellen Tremor litten, beweisten, dass diese Veränderung mit einer genetischen Ursache zusammenhängt. Aus diesem Grund wird die Störung oftmals auch als familiärer Tremor bezeichnet.
Wissenswert: Athetose: Wissenswertes über diese Bewegungsstörung
Der essentielle Tremor: Symptome
Zur Bestimmung der Symptome ist der essentielle Tremor zunächst von der Parkinson-Krankheit zu unterscheiden. Bei Ersterem erfolgen die unwillkürlichen Zuckungen, wenn die betroffene Person eine bestimmte Bewegung ausführen will oder versucht, eine gewisse Haltung aufrechtzuerhalten. Bei Parkinson treten diese im Ruhezustand auf.
Neben dem auffälligsten Anzeichen, dass insbesondere die oberen Gliedmaßen betroffen sind, können auch die folgenden Symptome hinzukommen:
- Veränderte Stimme: Der essentielle Tremor kann sich auf den Kehlkopf auswirken, indem er die Stimmproduktion in den Stimmbändern verändert.
- Nicken und Kopfschütteln: Der oder die Betroffene nickt oder schüttelt mit dem Kopf, dies aber unwillkürlich.
- Schwierigkeiten beim Ausführen alltäglicher Aktivitäten: Manchmal ist der essentielle Tremor nicht besonders auffällig. Jedoch fällt es der jeweiligen Person schwer, etwas zu greifen, einen Gegenstand zu benutzen oder zu schreiben.
Erfolgt keine Behandlung, können sich die Symptome mit dem Alter verstärken. Es wurde festgestellt, dass diese häufiger bei einem hohen Koffeinkonsum auftreten. Dies gilt ebenfalls für Stress oder schlechten Schlaf.
Zwar zeigt sich, dass kleine Mengen an Alkohol die Symptome verbessern können. Dennoch stellt dies keine allgemeine Empfehlung dar.
Behandlungsmöglichkeiten
Der essentielle Tremor kann nicht geheilt werden. Gemäß der hygienisch-diätetischen Methode sollte auf Koffein verzichtet werden. Im Falle von Stress ist es ratsam, beispielsweise auf eine Psychotherapie oder Schlafmittel zurückzugreifen.
Manche Patienten erzielen eine Verbesserung durch eine sogenannte Kinesi- oder Physiotherapie, die darauf abzielt, die Muskelkontrolle zu verbessern und das Gleichgewicht zu kontrollieren.
Sollten Medikamente verabreicht werden, sind die nachfolgenden zu erwähnen, die häufig zum Einsatz kommen und sich als vorteilhaft erweisen:
- Propanolol: Hierbei handelt es sich um einen Betablocker, möglicherweise der effektivste zur Reduzierung der Symptome. Bei Patienten mit Herzerkrankungen ist er unter Vorsicht einzunehmen; insbesondere, wenn dieser mit verstopften Gefäßen vorbelastet ist. Daher erfordert die Verabreichung immer eine Beobachtung des behandelnden Arztes.
- Primidon: Primidon ist ein Antikonvulsivum.
- Antidepressiva: Diese können bei zugrunde liegendem Stress wirksam sein.
- Anxiolytika: Sie dienen der Stressbewältigung und der Schlafregulierung.
- Botulinumtoxin: Botulinumtoxin wird als Injektion an bestimmten Stellen des Körpers verabreicht, überwiegend am Kopf und den Händen.
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Sind diese Medikamente nicht effektiv, werden komplexere Behandlungsmethoden eingesetzt. Diese sind für Patienten gedacht, die wenig auf die zuvor genannten Arzneistoffe ansprechen und ein ungültiges Krankheitsbild aufweisen. Zu derartigen therapeutischen Maßnahmen zählen:
- Stereotaktische Radiotherapie: Mithilfe einer präzisen Bestrahlung wird ein bestimmter Bereich des Nervensystems behandelt.
- Hochintensiver fokussierter Ultraschall (HIFU): Diese Anwendung entspricht der vorigen. Jedoch kommt hier ein Ultraschall zum Einsatz.
- Implantat eines Stimulators: Es wird ein Gerät platziert, das elektrische Stimuli an den Thalamus sendet.
- Thalamotomie: Die Thalamotomie meint die chirurgische Ablösung von Teilen des Thalamus. Heutzutage wird dieser traditionelle Eingriff durch die Radiochirurgie oder den HIFU ersetzt.
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