Bakterien im Urin - was tun?

Wenn das Labor Bakterien in deinem Urin gefunden hat, solltest du einen Arzt oder eine Ärztin konsultieren, um die Diagnose abzuklären. Harnwegsinfektionen sind zwar die häufigste Ursache, aber nicht die einzige.
Bakterien im Urin - was tun?
Leonardo Biolatto

Geprüft und freigegeben von dem Facharzt Leonardo Biolatto.

Letzte Aktualisierung: 16. Februar 2024

Bakterien im Urin sind ein Laborbefund, der als Bakteriurie bezeichnet wird. Obwohl Bakteriurie mit Harnwegsinfektionen in Verbindung gebracht wird, ist es nicht immer möglich, eine sichere Diagnose zu stellen. Manchmal werden die Mikroorganismen durch eine Kontamination der Probe eingebracht.

Die Bakteriurie ist nicht der einzige Laborbefund im Urin, der dem Arzt/der Ärztin Hinweise geben kann. Es können auch weiße Blutkörperchen (Leukozyten), rote Blutkörperchen (Erythrozyten), Epithelzellen, Pilze und Parasiten gefunden werden. Die Ergebnisse tragen zusammen mit den Symptomen zu einer korrekten Beurteilung des Einzelfalls bei.

Nachfolgend sind die häufigsten Ursachen für den Nachweis von Bakterien im Urin aufgeführt. Diese Informationen können nur als Anhaltspunkt dienen, da zur Bestätigung der Diagnose eine ärztliche Untersuchung erforderlich ist.

1. Verunreinigung der Probe

Bei der Entnahme der Urinprobe, die wir ins Labor mitnehmen, sollten wir einige einfache Regeln beachten. Sonst können Bakterien leichter in die Flüssigkeit gelangen und im Bericht des Biochemikers oder der Biochemikerin auftauchen.

Diese Mikroorganismen sind zwar nicht gefährlich, können aber den Test verfälschen. Sie können andere, schwerwiegendere Probleme verschleiern, und der Arzt oder die Ärztin kann im Verdachtsfall eine neue Probe verlangen. Wird das Ergebnis jedoch als Infektion interpretiert (obwohl keine vorliegt), werden unnötigerweise Antibiotika verschrieben.

Vor allem bei Kindern kommt es häufig zu einer Verunreinigung der Probe. Dies wirkt sich nicht nur auf die Keimzahl aus, sondern auch auf andere Parameter wie Proteinurie oder den Nitrittest.

Die Bakterien, die bei einer kontaminierten Urinprobe vorkommen, stammen aus der Bakterienflora der Haut. Wird dann eine Kultur angelegt, ist es daher sehr wahrscheinlich, dass sich Kolonien von Mikroorganismen bilden, die normalerweise als harmlose Hautbewohner betrachten würden.

Wie wird die Probe entnommen, um Verunreinigungen zu vermeiden?

Um genaue Testergebnisse zu erhalten, ist es wichtig, dass der Urin richtig aufgefangen wird. Beachte dazu die folgenden Hinweise:

  • Wasche dir vor Beginn die Hände. Wasche sie mit Wasser und Seife, antiseptische Mittel sind nicht erforderlich.
  • Reinige deinen Genitalbereich. Einige Labors stellen den Patient:innen ein sauberes, feuchtes Tuch für die Vorreinigung zur Verfügung. Du kannst das auch zu Hause tun, zum Beispiel mit Toilettenpapier. Bei Frauen ist es wichtig, dass die Reinigung von vorne nach hinten erfolgt, damit keine Bakterien aus dem Stuhl in die Harnröhre gelangen.
  • Benutze ein steriles Gefäß. Dieses wird dir normalerweise vom Labor ausgehändigt oder du kannst einen Behälter in der Apotheke kaufen. Öffne den Behälter erst bei der Probenentnahme und fasse ihn nur von außen an, ohne die Innenseite des Behälters mit den Händen zu berühren.
  • Fange den Mittelstrahl auf. Am besten fängst du an, in die Toilette zu urinieren, um den ersten Urinstrahl zu verwerfen. Dann hältst du kurz inne und führst den Behälter unter die Öffnung der Harnröhre, um eine Probe zu erhalten, bei der die Bakterien bereits von der Haut weggespült wurden. Schließlich hältst du wieder inne und lässt den restlichen Urin ins Becken laufen.
  • Fange nur die benötigte Menge auf. Oft kommt es zu Verunreinigungen, weil der Probenbehälter überläuft.

Was tun, wenn die Probe verunreinigt ist?

Bakterien, die durch eine Kontamination des Urins hervorgerufen werden, stellen kein Gesundheitsrisiko dar. Eine besondere Behandlung ist nicht erforderlich. Es besteht auch keine Gefahr, dass sich diese Mikroorganismen in Zukunft vermehren.

Ärzte und Ärztinnen empfehlen in der Regel, eine weitere Probe zur Verfügung zu stellen, wenn der Verdacht besteht, dass die Urinprobe kontaminiert wurde, wobei beim zweiten Mal Vorsichts- und Hygienemaßnahmen zu beachten sind.

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2. Asymptomatische Bakteriurie

Asymptomatische Bakteriurie ist das Vorhandensein von Bakterien im Urin, ohne dass die Person die charakteristischen Symptome einer Harnwegsinfektion aufweist, wie in einer Veröffentlichung in The American Journal of Medicine erläutert wird. Mit anderen Worten: Der Test ist positiv, aber der Patient oder die Patientin hat keine Schmerzen beim Wasserlassen, keinen Harndrang oder eine erhöhte Häufigkeit des Wasserlassens.

Dieses Phänomen tritt häufiger bei bestimmten Bevölkerungsgruppen auf, die gelegentlich im Rahmen von Routineuntersuchungen untersucht werden. Am häufigsten sind folgende Gruppen betroffen:

  • Ältere Erwachsene: Frauen und Personen, die in Pflegeheimen leben, sind anfälliger.
  • Patient:innen mit strukturellen Anomalien des Harntrakts: da angeborene Fehlbildungen eine Prädisposition darstellen.
  • Patient:innen mit Blasenkathetern: Instrumentelle Harnableitungen, sowohl ambulant als auch stationär, begünstigen die Migration von Bakterien in den Urin.
  • Menschen mit Diabetes: Bei mehr als 23 % der Patient:innen mit Typ-2-Diabetes wird irgendwann eine asymptomatische Bakteriurie diagnostiziert, wie aus einer in der Fachzeitschrift Endocrine veröffentlichten Statistik hervorgeht.
  • Schwangere Frauen: In vielen klinischen Leitlinien weltweit wird routinemäßig ein Screening auf Bakteriurie bei schwangeren Frauen empfohlen. Es wird jedoch diskutiert, ob dies sinnvoll ist, obwohl der Test in dieser Gruppe in der Regel positiv ausfällt.

Sollte eine asymptomatische Bakteriurie behandelt werden?

Auch wenn eine asymptomatische Bakteriurie keine unmittelbaren Gesundheitsprobleme verursacht, kann sie sich zu einem Harnwegsinfekt entwickeln. Daher kann sie in bestimmten klinischen Situationen, z. B. bei Schwangeren, mit Antibiotika behandelt werden, um Komplikationen zu vermeiden. Dieser Ansatz wird jedoch zunehmend infrage gestellt.

Eine Studie, die in der Cochrane Library veröffentlicht wurde, kommt zu dem Schluss, dass die Verschreibung von Antibiotika unter diesen Umständen für keinen Patienten oder keine Patientin von Nutzen ist. Es ist daher besser, in dieser Phase mit dem Arzt oder der Ärztin zu besprechen, ob die Einnahme von Medikamenten sinnvoll ist oder nicht.

3. Bestätigte Harnwegsinfektionen

Die am häufigsten mit Bakterien im Urin in Verbindung gebrachte Erkrankung ist die Harnwegsinfektion. Man schätzt, dass bis zu 60 % aller erwachsenen Frauen irgendwann in ihrem Leben an dieser Krankheit leiden.

Neben dem Urintest, der Bakterienkolonien anzeigt, werden bei der Analyse auch einige Leukozyten und Epithelzellen gefunden. Bei manchen Infektionen findet sich auch Blut im Urin, so dass der Laborbericht auch rote Blutkörperchen enthält.

Im Gegensatz zur asymptomatischen Bakteriurie treten hier folgende Symptome auf:

  • Trüber Urin
  • übel riechender Urin
  • Harndrang
  • Schwierigkeiten oder Brennen beim Wasserlassen
  • Häufigeres Wasserlassen
  • Schmerzen im Unterleib oder Becken

Escherichia coli ist das Bakterium, das die meisten Harnwegsinfektionen verursacht. Dieser Mikroorganismus kommt normalerweise im Darm vor, kann aber auch in die Harnwege gelangen.

Andere beteiligte Bakterien sind Staphylococcus saprophyticus, Proteus spp., Klebsiella spp. und Enterococcus spp. Pseudomonas aeruginosa ist eine ernste Ursache von Harnwegsinfektionen, die in der Regel einen Krankenhausaufenthalt und die Gabe von Breitbandantibiotika erfordern.

Wie wird behandelt?

Am besten ist es, eine Urinkultur anzulegen. So können die Bakterien, die die Bakteriurie verursachen, genau bestimmt werden. Mit diesen Informationen kann der Arzt oder die Ärztin die geeigneten Medikamente auswählen.

Antibiotika sind das wichtigste Mittel zur Behandlung von Harnwegsinfektionen. Zu den am häufigsten verschriebenen Wirkstoffen gehören laut dem American Journal of Obstetrics and Gynecology Amoxicillin, Trimethoprim-Sulfamethoxazol, Nitrofurantoin und Fosfomycin.

Die Dauer der Behandlung liegt zwischen 3 und 14 Tagen und wird vom Arzt oder der Ärztin festgelegt, da sie vom festgestellten Stamm und dem gewählten Antibiotikum abhängt. Zusätzlich können Schmerzmittel oder nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) verabreicht werden, um die Schmerzen zu lindern und das Fieber zu senken.

4. Tuberkulose

Tuberkulose ist eine Krankheit, die hauptsächlich die Lunge befällt und durch das Bakterium Mycobacterium tuberculosis verursacht wird. Obwohl die Affinität zur Lunge die allgemeine Regel ist, können auch andere Organe wie Nieren und Harnblase befallen werden.

Symptome der Urogenitaltuberkulose sind Schmerzen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang, Blut im Urin und Schmerzen im Lenden- und Beckenbereich. Bei manchen Patient:innen kann die Krankheit auch symptomlos verlaufen.

Die Diagnose ist schwierig, wie ein Fallbericht aus dem Jahr 2023 zeigt. Das bedeutet, dass Ärzt:innen ohne eine Bestätigung der Tuberkulose zunächst ratlos sein können, bis das Mykobakterium in einer Kultur gefunden wird.

Wie sieht die Behandlung aus?

Eine Person, bei der noch keine Tuberkulose diagnostiziert wurde, wird entsprechend ihrem Alter, ihrem Ausgangszustand und dem Land, in dem sie lebt, behandelt. Wurde jedoch bereits eine Lungentuberkulose diagnostiziert, wird das Behandlungsschema geändert oder die Dosis der Medikamente erhöht.

5. Sexuell übertragbare Infektionen

Sexuell übertragbare Krankheiten (STI) können zu einer indirekten Präsenz von Bakterien im Urin führen. Dabei handelt es sich weder um eine Harnwegsinfektion im eigentlichen Sinne noch um eine Vaginalinfektion.

Gonorrhoe zum Beispiel ist eine Geschlechtskrankheit, die durch das Bakterium Neisseria gonorrhoeae verursacht wird. Sie geht mit einer Entzündung der Harnröhre und Symptomen wie schmerzhaftem Wasserlassen und Ausfluss aus der Harnröhre einher.

Eine weitere Geschlechtskrankheit sind Chlamydien. Eine Ansteckung wird durch das Bakterium Chlamydia trachomatis verursacht und kann die Harnröhre infizieren.

Allerdings treten die Bakterien nicht immer gleichzeitig mit einer Geschlechtskrankheit im Urin auf. Manchmal ist der Laborbefund eine sterile Pyurie, d. h. Leukozyten in der Probe ohne Bakterien.

Es ist wichtig zu wissen, dass nicht alle sexuell übertragbaren Krankheiten direkt Bakterien im Urin verursachen. Harnwegsinfektionen können jedoch eine Komplikation bestimmter sexuell übertragbarer Krankheiten sein.

Die Diagnose und Behandlung von Geschlechtskrankheiten und Harnwegsinfektionen sollte von medizinischem Fachpersonal durchgeführt werden.

Wie wird behandelt?

Die Behandlung von Geschlechtskrankheiten hängt von dem Mikroorganismus ab, der als Ursache identifiziert wurde. Gonorrhoe wird in der Regel mit Ceftriaxon behandelt, Chlamydien in der Regel mit Azithromycin oder Doxycyclin.

Die Ärztin oder der Arzt wird aber auch prüfen, ob nicht zwei Infektionen gleichzeitig vorliegen: Harnwegsinfektionen und sexuell übertragbare Infektionen. In diesem Fall wird geprüft, ob das Antibiotikum beide Probleme gleichzeitig abdeckt oder ob eine Kombination von Medikamenten eingesetzt wird.

6. Bakterielle Prostatitis

Prostatitis ist eine Entzündung der Prostata, der Vorsteherdrüse des Mannes, die sich unterhalb der Harnblase befindet. Es gibt verschiedene Formen. Bei der akuten bakteriellen Form handelt es sich um eine aktive Infektion des Organs mit Symptomen wie Fieber, starken Schmerzen im Beckenbereich und Schwierigkeiten beim Wasserlassen. Die chronische bakterielle Form entwickelt sich dagegen schleichend über Monate.

Ein Mann mit infektiöser Prostatitis kann im Labor eine Bakteriurie aufweisen. Dies reicht jedoch für eine Diagnose nicht aus. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um die Diagnose zu bestätigen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Einige Fachleute schlagen vor, diese Erkrankung wie eine komplizierte Harnwegsinfektion zu behandeln. Dies erfordert eine Langzeitbehandlung mit Antibiotika, manchmal bis zu 1-3 Monaten, damit das Medikament in das Organ eindringen kann.

Zu den am häufigsten verwendeten Antibiotika gehören Fluorchinolone, Tetrazykline, Trimethoprim-Sulfamethoxazol und bestimmte Penicilline. Welches Antibiotikum geeignet ist, hängt von der Krankengeschichte des Patienten oder der Patientin und den als Erreger identifizierten Bakterien ab.

Wie werden Bakterien im Urin festgestellt?

Eine Bakteriurie kann mit einem einfachen Urintest diagnostiziert werden. Unter normalen Bedingungen sollte der Urin eine sterile Flüssigkeit ohne Mikroorganismen sein.

Labors haben verschiedene Möglichkeiten, Bakterien im Urin nachzuweisen, wobei die Kreuzprobe eine der am häufigsten verwendeten Methoden ist. Sie funktioniert wie folgt:

  • Bakterien abwesend: Der Bericht enthält ein negatives Vorzeichen (-) oder das Wort “fehlt”. Dies ist das erwartete Ergebnis und wird als normal angesehen.
  • Wenig Bakterien oder +: Das Vorhandensein eines einzigen positiven Vorzeichens entspricht einer Menge von weniger als oder gleich 10 Bakterien in insgesamt 10 beobachteten mikroskopischen Feldern. Dieses Ergebnis weist fast immer auf eine Kontamination der Probe hin.
  • Einige Bakterien oder ++: Das Ergebnis von 2 Kreuzen entspricht einer Anzahl von 10 bis 50 Bakterien in 10 mikroskopischen Feldern. Dieses Ergebnis lässt an einer Kontamination oder an einer Harnwegsinfektion als solcher zweifeln.
  • Häufige Bakterien oder +++: Dies entspricht mehr als 50 Bakterien auf 10 untersuchten Feldern. Es handelt sich mit ziemlicher Sicherheit um einen Harnwegsinfekt.
  • Zahlreiche Bakterien oder ++++: Vier Kreuze bedeuten eine schwere Form der Infektion, bei der Mikroorganismen in großer Zahl vorhanden sind.

Es muss klargestellt werden, dass es sich bei der Anwesenheit von + oder ++ und dem Fehlen von Symptomen oder anderen damit verbundenen Veränderungen um Bakterien handeln kann, die zur normalen Flora gehören. In diesem Sinne sollte der Arzt immer alle bei der Laboruntersuchung festgestellten Befunde berücksichtigen.

Bakterien im Urin sind nicht zu unterschätzen

Der Nachweis von Bakterien im Urin ist ein Hinweis auf eine mögliche Infektion. Daher ist die Unterstützung und Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin während des gesamten Prozesses von entscheidender Bedeutung. Klinische Untersuchungen, weitere Labortests und bildgebende Verfahren können helfen, die Ursache zu klären.

Aber auch nach Abschluss der Antibiotikabehandlung ist eine Nachsorge erforderlich. Fast immer ist nach einiger Zeit eine erneute Urinuntersuchung notwendig, um die Heilung zu bestätigen.

Und wenn eine Bakteriurie wieder auftritt, werden weitere Untersuchungen geplant, um nach möglichen Komplikationen zu suchen. So zum Beispiel eine Fehlbildung des Nierensystems oder eine Grunderkrankung, die die Immunität beeinträchtigt.


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