Zytokinsturm bei schweren COVID-19-Infektionen

In seltenen Fällen kommt es durch COVID-19 zu einem Zytokinsturm. Wir erklären heute, was das ist, auch wenn es nur in Ausnahmefällen dazu kommt.
Zytokinsturm bei schweren COVID-19-Infektionen
Samuel Antonio Sánchez Amador

Geschrieben und geprüft von dem Biologen Samuel Antonio Sánchez Amador.

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Während der Corona-Krise haben wir Vieles über Infektionskrankheiten gelernt und müssen uns auch mit neuer Terminologie vertraut machen. Heute erklären wir, was ein Zytokinsturm ist, der bei schwerwiegenden Fällen auftreten kann. Lies weiter, um mehr darüber zu erfahren.

Einige Daten über COVID-19

Im März wurde die Sterblichkeitsrate durch COVID-19 auf 3,7 Prozent der Infizierten geschätzt. Im Spanien sollen neueren Berechnungen zufolge 49,21 Menschen pro 100.000 Einwohner (gesunde und infizierte) gestorben sein.

Die Gefahr, an dieser Krankheit zu sterben, hängt allerdings sehr stark vom Alter ab. Bis zu einem Alter von 40 Jahren liegt die Sterblichkeitsrate bei unter 0,2 Prozent, bei Menschen über 80 Jahren steigt sie jedoch auf 15 Prozent an.

Es ist wichtig, sich diese Daten vor Augen zu halten, denn zu einem Zytokinsturm kommt es nur bei einem sehr geringen Prozentsatz an infizierten Patienten. Deshalb sollte man sich darum keine Sorgen machen. Trotzdem möchten wir darüber informieren, was genau ein Zytokinsturm ist.

Was ist ein Zytokinsturm

Zytokinsturm: Wenn uns unser Immunsystem schadet

Krankheiten wie COVID-19 oder Influenza können bei einem ernsten Krankheitsverlauf zu einer Hyperaktivierung des Immunsystems führen. Dieser Prozess wird auch als Zytokinsturm bezeichnet. 

In Folge einer Immunreaktion des Organismus, setzen bestimmte Zellen Zytokine frei, um weitere Immunzellen in den Bereich der Entzündung zu entsenden und die Reaktion zu verstärken. Die Zytokine lassen Zellen wie T-Lymphozyten oder Makrophagen an den Ort der Entzündung wandern. 

Dieser Prozess ist retroaktiv, denn die Freisetzung von Zytokinen fördert gleichzeitig die weitere Produktion dieser kleinen Proteine durch die Immunzellen.

Dieses Schutzsystem ist so effizient, dass es zu stark sein und schädliche Auswirkungen haben kann. Wenn zum Beispiel das Virus SARS-CoV-2 in die Lungen eindringt, leiten die Zytokine die Antikörper in diesen Körperbereich, wo sie gegen die Krankheitserreger kämpfen, indem sie eine örtliche Entzündung auslösen.

Eine unkontrollierte Freisetzung von Zytokinen oder die zu starke Retroaktivierung kann eine Hyperinflammation des Lungengewebes auslösen. Dies kann dem Patienten ernsten Schaden zufügen oder auch tödlich verlaufen.

Zytonkinstürme treten häufig bei älteren Menschen auf, nicht nur im Zusammenhang mit COVID-19. Sie können zum Beispiel auch durch andere virale Infektionen wie Grippe, SARS, MERS sowie durch Krankheiten wie Multiple Sklerose oder Pankreatitis entstehen.

Was tun bei einem Zyktokinsturm?

Was tun bei einem Zyktokinsturm?

Die medizinische Erklärung dieses Phänomens erfordert Terminologie, die verwirrend sein kann. Um diese Frage einfach und verständlich zu beantworten, können wir kurz resümieren, dass es in diesen Fällen nötig ist, die Effizienz des Immunsystems zu reduzieren. 

Steroide sind Hormone, die bei diesen Prozessen zum Einsatz kommen. Denn wir wissen, dass sie kurzfristig die Intensität der Immunantwort mindern. Allerdings wurde ihre Effizienz bei Patienten mit COVID-19 noch nicht ausreichend untersucht.

Besonders schwierig ist, ein Gleichgewicht zu finden, damit das Immunsystem ausreichend stark ist, um den Krankheitserreger zu bekämpfen, jedoch das Leben des Patienten nicht in Gefahr bringt.

Es gibt gute Neuigkeiten zu diesem Thema. Eine chinesische Studie verwendete einen Antikörper,  der die Immunantwort bis zu einem gewissen Grad hemmt. Dieser kommt zum Beispiel bei Patienten mit Arthritis oder Krebs zum Einsatz, wenn sie an einem Zytokinsturm leiden.

Im Rahmen dieser Studie wurde 21 Patienten mit einer ernsten COVID-19-Erkrankung der Antikörper Tocilizumab – Actemra – verabreichtIn wenigen Tagen konnten die Ärzte damit das Fieber und andere Symptome deutlich senken. Von diesen 21 behandelten Patienten überlebten 19 und konnten nach zwei Wochen aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Dieser und ähnliche Antikörper werden auch in anderen Ländern, wie Italien, untersucht. Doch die Versuchsgruppen sind bislang zu klein, um zu sicheren Ergebnissen zu kommen. 

Resümee: Ist ein Zytokinsturm besorgniserregend?

Wir haben heute eine der schlimmsten Situationen betrachtet: Bei einem Zytokinsturm reagiert das eigene Immunsystem so stark, dass es kontraproduktiv ist und gegen den Patienten wirkt. Dies bedeutet jedoch noch lange nicht, dass eine Infektion mit SARS-CoV-2 tödlich verlaufen muss, denn zu einem Zytokinsturm kommt es nur in Ausnahmefällen. 

Trotzdem ist es wichtig, Sicherheitsmaßnahmen wie Social Distancing einzuhalten und verantwortlich zu handeln. Denn wir wissen, dass es bei COVID-19 zu Komplikationen kommen kann, die insbesondere für die Risikogruppen ernst sein können. 


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