Woher weiß ich, ob ich androsexuell bin?

Eine androsexuelle Person kann sich zu gleichgeschlechtlichen Männern, Transmännern oder sogar zu nicht-binären männlichen Personen hingezogen fühlen.

1 . Die Anziehung zum Männlichen

Der Begriff Androsexualität kommt vom griechischen andro, was “Mann” oder “männlich” bedeutet, und bezieht sich auf Menschen, die sich zum Männlichen hingezogen fühlen.

Androsexualität bricht mit der Vorstellung, dass Anziehung an das biologische Geschlecht gebunden sein muss und konzentriert sich auf das Männliche als Hauptachse des Interesses, jenseits des Geschlechts, das einer Person bei der Geburt zugewiesen wird.

Diese sexuelle Orientierung ist Teil der LGTBIQ+-Community und hängt nicht vom Geschlecht der Person ab, die sich zu ihr hingezogen fühlt, oder vom Geschlecht der Menschen, die sie inspirieren. Das bedeutet, dass eine Person, die sich als androsexuell identifiziert, cisgender, transgender, nicht-binär oder intersexuell sein kann und sich zu Personen hingezogen fühlt, die ebenfalls cisgender, transgender, nicht-binär oder intersexuell sind, solange sie männliche Merkmale aufweisen, sei es physisch, emotional oder im Verhalten.

2. Fließende Orientierung und keine starren Etiketten

Im Gegensatz zu traditionellen sexuellen Orientierungen wie Heterosexualität, Homosexualität oder Bisexualität, die oft mit bestimmten sexuellen Identitäten verbunden sind und auf der Anziehung zu bestimmten Geschlechtern (männlich, weiblich oder beiden) basieren, ist Androsexualität flexibler und fließender.Eine Person, die androsexuell ist, muss sich nicht als heterosexuell, homosexuell oder bisexuell identifizieren (obwohl sie dies auch tun kann), da ihre Anziehung nicht durch das Geschlecht einer Person definiert wird, sondern durch den wahrgenommenen männlichen Ausdruck.

3. Flexibilität des Geschlechtsausdrucks

Androsexuelle Menschen können sich zu einer Vielzahl männlicher Ausdrucksformen hingezogen fühlen, die über ihre Geschlechtsidentität hinausgehen. Zum Beispiel können Stimme, Kleidungsstil, Körperhaltung, Einstellung oder sogar die Art und Weise, wie man kommuniziert, wie unhöflich oder selbstbewusst, Elemente sein, die das Männliche widerspiegeln und Anziehungskraft ausüben. Androsexualität ermöglicht somit eine Wertschätzung des Männlichen in seinen vielfältigen Formen und erkennt an, dass es nicht auf eine Kategorie von Männern oder auf cisgeschlechtliche Menschen beschränkt ist.

Eine androsexuelle Person kann sich zu einer Transfrau mit männlichen Merkmalen, zu einer nicht-binären Person, die Männlichkeit ausdrückt, oder zu einem cisgeschlechtlichen Mann hingezogen fühlen.

Es umfasst vielmehr eine Vielfalt von Menschen, die männliche Merkmale aufweisen, so wie sie sind, unabhängig davon, wie sie sich identifizieren.

4. Einbeziehung eines breiteren Spektrums von Identitäten

Traditionelle sexuelle Orientierungen wie Homosexualität und Heterosexualität wurden oft als binäre Geschlechterkonzepte (männlich oder weiblich) verstanden.

So wurde Homosexualität immer mit der Anziehung zwischen Männern oder Frauen und Heterosexualität mit der Anziehung zwischen Männern und Frauen in Verbindung gebracht. Diese Definitionen werden jedoch der Vielfalt des Erlebens nicht gerecht, insbesondere wenn es sich um Menschen handelt, die sich außerhalb dieser binären Kategorien identifizieren.

Denn manche Homosexuelle fühlen sich zu Transgender-Männern hingezogen und manche Heterosexuelle zu nicht-binären Menschen. Androsexualität hingegen geht über diese Kategorien hinaus und schließt auch nicht-binäre, intersexuelle oder Transgender-Personen ein, solange sie männliche Züge haben.
Dieser flexible Ansatz trägt der Vielfalt der Geschlechtsidentitäten und den verschiedenen Arten, wie sich Männlichkeit manifestieren kann, Rechnung.

5. Vielfalt der Erfahrungen

Im Gegensatz zu traditionelleren Orientierungen wie der Heterosexualität, die sich auf ein Geschlecht konzentrieren (Männer auf Frauen oder umgekehrt), haben androsexuelle Menschen die Möglichkeit, ein breiteres Spektrum von Beziehungen und Verbindungen zu erkunden, was zu reicheren und vielfältigeren Erfahrungen führt.

Was bedeutet die Hinwendung zum “Männlichen” in der Androsexualität?

Männlichkeit ist ein soziales Konstrukt, das sich je nach den Normen, Werten und Erwartungen der jeweiligen Gesellschaft verändert.

Was wir unter “Männlichkeit” verstehen (z.B. stark zu sein, eine Führungspersönlichkeit zu sein, ein Versorger zu sein usw.), variiert daher je nach kulturellem und sozialem Kontext. Für Androsexuelle beschränkt sich die Attraktivität von Männlichkeit nicht nur auf traditionelle physische Aspekte wie Muskeln, Körperbehaarung oder den Tonfall der Stimme, sondern umfasst auch emotionale und soziale Qualitäten wie Führungsqualitäten, den Ausdruck von Autorität oder Unabhängigkeit. Sie konzentrieren sich auf Eigenschaften, Einstellungen, Verhaltensweisen und Ausdrucksformen, die mit Männlichkeit assoziiert werden.

Auf diese Weise können sie ihre Möglichkeiten für Beziehungen und Zuneigung jenseits traditioneller Geschlechterkategorien hinaus erweitern.

Woher weiß man, ob man androsexuell ist?

Die eigene sexuelle Orientierung zu definieren, ist ein Prozess der Selbstfindung. Wenn du dich zu männlichen Merkmalen oder Eigenschaften hingezogen fühlst, unabhängig vom Geschlecht der Person, kannst du dich mit Androsexualität identifizieren. Hier sind einige wichtige Punkte, die dir helfen können, herauszufinden, ob das auf dich zutrifft:

• Du fühlst dich zu Männlichkeit hingezogen: Du fühlst dich zu Verhaltensweisen oder Eigenschaften hingezogen, die mit Männlichkeit assoziiert werden, wie Stimme, Körperbau, Kleidung oder der Ausdruck von Macht und Autorität.
• Du magst die Vielfalt von Geschlechtsidentitäten: Wenn du dich neben cisgeschlechtlichen Männern auch zu Menschen mit anderen Geschlechtsidentitäten hingezogen fühlst, z. B. zu Transmännern oder nicht-binären Menschen, die männliche Merkmale aufweisen, bist du vielleicht androsexuell.
• Du hast eine emotionale oder romantische Verbindung zu Männlichkeit: Diese Orientierung kann sich neben körperlicher Anziehung auch in romantischer oder emotionaler Anziehung ausdrücken. Wenn du die emotionalen oder affektiven Qualitäten magst, die mit Männlichkeit verbunden sind, wie Schutz, Stärke oder Führung, könnte Androsexualität zu dir passen.
• Deine bisherigen Erfahrungen: Es kann hilfreich sein, über deine bisherigen Erfahrungen nachzudenken. Wenn du dich zum Beispiel zu vielen Menschen hingezogen gefühlt hast, die Männlichkeit ausdrücken, oder wenn bestimmte männliche Eigenschaften einen großen Einfluss auf dein Gefühlsleben hatten, kann dir das mehr Klarheit verschaffen.

Denke daran, dass du bei der Erforschung deiner sexuellen Orientierung auch auf andere Identitäten als Androsexualität stoßen kannst.

Wenn du dich zum Beispiel zu Menschen aller Geschlechter hingezogen fühlst, könnte Pansexualität oder Omnisexualität für dich infrage kommen. Oder wenn du dich erst nach einer tiefen emotionalen Bindung zu Männern hingezogen fühlst, könnte Demisexualität deine Erfahrungen besser widerspiegeln.

Die androsexuelle Flagge: ein Identitätssymbol

Mit dieser Flagge soll die Vielfalt der Menschen gefeiert werden, die sich als andro-sexuell identifizieren. Die andro-sexuelle Flagge ist ein wichtiges Symbol innerhalb der LGBTQ+-Bewegung.

Obwohl ihr Schöpfer unbekannt ist, wurde das aktuelle Design 2016 auf dem Pride Flags Account auf DeviantArt veröffentlicht. Es zeichnet sich durch drei horizontale Streifen in den Farbtönen Blau, Braun und Violett aus. Das Himmelblau, das von der Transgender Flagge übernommen wurde, symbolisiert die Anziehung zu Männern bzw. das Männliche. Braun steht für Stabilität und Unterstützung.

Das Lila schließlich, das von der Genderqueer-Flagge inspiriert wurde, spiegelt die Anziehung unabhängig von der Geschlechtsidentität wider und unterstreicht den inklusiven und fließenden Charakter der Androsexualität. Die Farben der androsexuellen Flagge repräsentieren nicht nur für eine Gemeinschaft, sondern tragen auch zur Akzeptanz und zum Respektder Vielfalt von Identitäten und Liebesformen bei.

Als Symbol gibt sie denjenigen ein Zugehörigkeitsgefühl, die nach einer spezifischeren Darstellung ihrer Erfahrungen suchen, und fördert den Dialog und die Aufklärung über sexuelle Vielfalt.

Es ist wichtig, Androsexualität sichtbar zu machen

Das Sprechen über sexuelle Orientierungen wie Androsexualität ist entscheidend im Kampf gegen Stigmatisierung.

Indem wir ihre Existenz normalisieren und diesen Erfahrungen in den Medien, im Bildungswesen und in sozialen Netzwerken Raum geben, schaffen wir ein sichereres Umfeld, in dem Menschen ihre Identität erforschen und ausdrücken können, ohne Angst vor Verurteilung oder Diskriminierung haben zu müssen. Wenn du dich also als androsexuell identifizierst, zögere nicht, weiter nach Informationen zu suchen und denke daran, dass du nicht allein bist.