Was ist vegane Rohkost?
Vegane Rohkost ist eine Abwandlung der veganen Ernährung, bei der nicht nur auf tierische Produkte, sondern auch auf erhitzte Produkte verzichtet wird. Wann genau ein Produkt „tierisch“ und wann es als „erhitzt“ gilt, erklären wir dir heute in diesem Beitrag.
Vegane Rohkost – nur eine Modeerscheinung?
Wer meint, vegane Rohkost sei nur eine Modeerscheinung, der liegt ziemlich daneben. Vegane Rohkost existiert schon lange, wird aber nur von wenigen Menschen praktiziert, sodass du vielleicht noch nicht davon gehört hast.
Vegane Rohkost ist extrem klimafreundlich, weil auf klimaschädliche Tierhaltung und auf jegliche Brennstoffe zum Erhitzen von Lebensmitteln verzichtet wird. Doch was bedeutet es genau? Was genau ist „Rohkost“, was ist wirklich „vegan“ und wie wird beides zu einer Ernährung als vegane Rohkost kombiniert?
Wir erklären zunächst die Begriffe.
Was genau ist Rohkost?
Rohkost begegnet uns als Obst oder Salat tagtäglich. Nur Rohkost zu essen ist jedoch eine Ernährungsform, die mit einem Beilagensalat oder Smoothie nur wenig gemeinsam hat. Seit 1996 gilt eine Definition von Rohkost, die im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie festgelegt wurde:
„Rohkost (…) ist eine Kostform, die weitgehend oder ausschließlich unerhitzte pflanzliche (teilweise auch tierische) Lebensmittel enthält. Es werden auch Lebensmittel einbezogen, die verfahrensbedingt erhöhten Temperaturen ausgesetzt sind (z.B. kaltgeschleuderter Honig und kaltgepresste Öle), ebenso Lebensmittel, bei deren Herstellung (…) Hitzezufuhr erforderlich ist (z.B. Trockenfrüchte, Trockenfleisch, Trockenfisch und (…) Nussarten). Außerdem können kaltgeräucherte Erzeugnisse (z.B. Fleisch und Fisch) sowie essig- und milchsaure Gemüse Bestandteil der Rohkost sein. (…).“
Darüber hinaus gibt es noch weitere Interpretationen dessen, was unter „Rohkost“ zu verstehen ist und dementsprechend abweichende Empfehlungen. Als „erhitzt“ gelten jedoch Lebensmittel, die eine Temperatur über 42°C, wenn auch nur kurz, überschritten haben.
Was ist vegane Ernährung?
Vegane Ernährung bedeutet, konsequent auf alle tierischen Produkte zu verzichten. Dazu gehören zum Beispiel auch Honig, Gelatine, Milchprodukte und Eier.
Viele Menschen, die sich vegan ernähren, leben auch vegan und verzichten in ihrem Alltag auf tierische Produkte oder Dinge, bei denen tierische Produkte zum Einsatz kommen.
Darunter fallen Lederprodukte, Naturhaarborsten, Seide und auch zum Beispiel Kunststoffprodukte, die in Formen gegossen oder gepresst wurden, die zuvor mit tierischem Talg ausgestreut wurden.
Die Philosophie dahinter ist meist die, dass Veganer nicht möchten, dass Tiere für sie leiden müssen. Ein weiterer Gesichtspunkt ist der Gesundheitseffekt: Veganer leiden wesentlich seltener an Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, erhöhten Blutfettwerten, Bluthochdruck und Co. Außerdem ist die Tierhaltung sehr klimaschädlich, weswegen vegan lebende Menschen aktiv zum Klimaschutz beitragen.
Was ist vegane Rohkost?
Diese Frage kannst du dir nun selbst beantworten: vegane Rohkost ist eine Kombination beider Ernährungsformen. Zum einen wird vegan gegessen und gerne auch vegan gelebt, zum anderen aber auch auf jegliche erhitzte Lebensmittel verzichtet. Je nach Auslegung und Interpretation lässt jedoch die Rohkost einen gewissen Spielraum, was „erlaubt“ ist und was nicht.
Wissenswert:
Ist vegane Ernährung gesund?
Vegane Ernährung klingt zunächst radikal und hochkompliziert, ist aber keine Wissenschaft. Man sollte nur wissen, was man tut und sich gut informiert haben, bevor man tierische Produkte ganz vom Speiseplan verbannt. Befolgt man einige wenige einfache Regeln, so ist es möglich, ganz ohne tierische Lebensmittel dem Körper all das zu geben, was er braucht.
Die vegane Ernährung ist somit keinesfalls eine Mangelernährung oder ungesund, nur in manchen Fällen sind Nahrungsergänzungmittel (Vitamin B12) nötig. Im Gegenteil: statistisch gesehen haben Veganer (wie auch Vegetarier) ein wesentlich niedrigeres Risiko, an Zivilisationskrankheiten zu erkranken und dadurch eine höhere Lebenserwartung!
Kann reine Rohkost gesund sein?
Ein Kerngedanke der Rohkost ist, dass Vitamine durch das Erhitzen der Lebensmittel zerfallen und die Nahrung somit „nährstoffarmer“ würde.
Es gibt jedoch einige Vitamine und Mineralstoffe, die durch Erhitzen erst optimal bioverfügbar, also für unseren Körper aufnahmefähig gemacht werden. Dazu zählen Vitamin A und Vitamin E.
Manche Lebensmittel führen bei rohem Verzehr sogar dazu, dass dem Körper Vitamine entzogen werden! Dies ist zum Beispiel bei Eiklar der Fall. Es enthält einen Stoff namens Avidin, der im menschlichen Körper Vitamin H/Biotin bindet, sodass es beim Verzehr von rohen Eiern zu Biotinmangel kommt.
Es ist daher nicht möglich, den kompletten Bedarf an Mineralien und Vitaminen über Rohkost zu decken.
Außerdem dürfen auch nicht alle Lebensmittel roh verzehrt werden, zum Beispiel Hülsenfrüchte und Kartoffeln. Hülsenfrüchte schützen sich vor Fressfeinden, indem sie Gifte produzieren, etwa Lektine, die in Bohnen enthalten sind und dazu führen, dass die roten Blutkörperchen verklumpen. Rohe Kartoffeln enthalten Solanin, ein Nervengift, das auch viele andere Nachtschattengewächse beinhalten.
Wie gesund ist dann vegane Rohkost?
Rohkost als alleinige Kost ist nicht dazu geeignet, den menschlichen Körper rundum mit allem in der Menge zu versorgen, die er braucht. Fallen dann noch tierische Produkte weg, weil die Rohkost zusätzlich auch noch vegan sein soll, so entsteht eine kritische Mangelernährung.
Es ist aber trotzdem gesund, sich mit einem hohen Rohkostanteil zu ernähren, denn Rohkost ist eine sinnvolle und gesundheitsfördernde Art der Zubereitung, die täglich etwa bis zur Hälfte unseren Speiseplan füllen sollte. Zum Beispiel als Smoothie, Beilagensalat oder Obstsalat, aber nicht als alleinige Kost.
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- Langan RC., Goodbred AJ., Vitamin B12 deficiency: recognition and management. Am Fam Physician, 2017. 96 (6): 384-389.
- Rojas Allende D., Figueras Díaz F., Durán Aguero S., Ventajas y desventajas nutricionales de ser vegano o vegetariano. Rev Chil Nutr, 2017.