Verdauungsschnaps: Medizin oder Mythos?

Für viele gehört ein Verdauungsschnaps nach einer üppigen Mahlzeit einfach dazu. Doch in unserem heutigen Artikel zeigen wir auf, warum es keine gute Idee ist, daran festzuhalten. Verzichte lieber auf den Digestif, der dir nichts Gutes tut!
Verdauungsschnaps: Medizin oder Mythos?
Saúl Sánchez Arias

Geschrieben und geprüft von dem Ernährungsberater Saúl Sánchez Arias.

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

So manche Schnäpse oder Liköre werden als verdauungsfördernd eingestuft. Sie sollen die Fähigkeit haben, nach einer üppigen Mahlzeit die Verarbeitung der verspeisten Lebensmittel zu erleichtern. Dies wird vor allem auf den darin enthaltenen Alkohol zurückgeführt, der die Bildung von Magensekreten stimuliert. Doch in unserem heutigen Artikel erklären wir dir, warum ein Verdauungsschnaps keine gute Idee ist!

Die Wissenschaft konnte die Theorie, dass bestimmte Schnäpse verdauungsfördernd wirken, nicht beweisen. Es handelt sich definitiv um ein Mythos, denn es gibt keine Studien, die vorteilige Wirkungen von Alkohol auf den Verdauungsprozess belegen könnten.

Du solltest auf den Digestif also besser verzichten, unabhängig davon, ober er aus Kräutern, Kaffee oder Obst hergestellt wurde.

Alkohol empfiehlt sich nie

Für viele stellt ein alkoholischer Absacker nach einer reichhaltigen Speise ein gewisser Höhepunkt dar. Denn die Tradition geht davon aus, dass dieser gesundheitliche Vorteile für die Verdauung hat. 

Doch weder Wein, noch Schnaps oder andere alkoholische Getränke verbessern die Verdauung oder andere Körperprozesse. Ganz im Gegenteil: Wer immer wieder Alkohol trinkt, gefährdet seine Gesundheit!

Alkohol stresst die Leber, die für seine Verstoffwechselung zuständig ist. Außerdem erhöht er das Risiko für Mund- oder Magen-Darm-Krebs. Andererseits wird der Alkoholkonsum ebenfalls mit anderen Krebsarten außerhalb des Verdauungsapparats und mit verschiedenen komplexen Krankheiten in Verbindung gebracht.

Auch wenn Alkohol stark in unserer Kultur und Tradition verankert ist, müssen wir uns darüber bewusst werden, dass er sich in keiner Weise positiv auf unseren Organismus auswirkt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) klassifiziert Alkohol als schädliche Substanz, die als solche gehandhabt werden muss. 

Am besten ist es also, ganz auf Alkohol zu verzichten, oder zumindest nur zu ganz besonderen Anlässen kleine Mengen zu trinken. Der tägliche Konsum von Alkohol ist mittel- und langfristig ein Risiko für die Gesundheit, auch wenn es sich nur um kleine Mengen handelt. 

Verdauungsschnaps oder Likör?
Es gibt keine wissenschaftliche Evidenz dafür, dass Alkohol die Verdauung verbessert. Es handelt sich um eine schädliche Substanz!

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Verdauungsfördernde Lebensmittel

Der Verdauungsschnaps ist ein Mythos, doch es gibt tatsächlich bestimmte Lebensmittel, welche die Fähigkeit haben, die Verdauung zu fördern oder Beschwerden zu reduzieren. Ein Beispiel dafür ist die Ananas, welche das Enzym Bromelain enthält. Dieses bricht Proteine auf und verbessert deren Aufnahme. Die Ananas wirkt außerdem diuretisch und beugt somit beschwerlichen Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe vor.

Ballaststoffreiche Lebensmittel und Wasser wirken sich ebenfalls positiv auf die Verdauung aus. Sie verbessern das Stuhlvolumen und stimulieren gleichzeitig die Darmperistaltik. Deshalb ist es vorteilhaft, insbesondere nach üppigen Speisen, das Essen mit einer Portion Obst abzuschließen. Darüber hinaus gibt es verschiedenste pharmakologische Behandlungen, um in diesen Situationen Beschwerden zu lindern.

Verzichte nicht nur auf den traditionellen Verdauungsschnaps, sondern auch auf üppige Speisen

Eine der goldenen Regeln der Ernährung lautet, nicht mehr zu essen, als man tatsächlich benötigt. Du solltest also wenn möglich auf üppige Speisen verzichten, um Beschwerden zu verhindern und den Verdauungsapparat nicht zu sehr zu belasten.

Zu fettiges Essen verlangsamt die Verdauung.  Deshalb sollte Gemüse immer auf dem Speiseplan stehen. Dazu empfiehlt sich eine Portion Proteine, zum Beispiel durch kurz angebratenes oder im Ofen zubereitetes Fleisch. Auch komplexe Kohlenhydrate können falls nötig die Mahlzeit ergänzen.

Verzichte im Rahmen des Möglichen auf industriell gefertigte Produkte, fertige Saucen, frittierte und panierte Speisen. Denn diese verlangsamen und erschweren die Verdauung und liefern außerdem nur wenige Nährstoffe.

Bevorzuge hochwertige, frische Lebensmittel, die auch deine Verdauung verbessern werden. Und vergiss nicht, ausreichend Wasser zu trinken! Kohlensäurehaltige Getränke können Blähungen auslösen und die Verdauung beeinträchtigen, deshalb solltest du reines Wasser bevorzugen.

Verdauungsschnaps: Medizin oder Mythos?
Sehr oft wird nach dem Essen ein Verdauungsschnaps angeboten, doch du solltest seine schädliche Wirkung kennen!

Verdauungsschnaps: Verzichte darauf!

Es ist keine gute Idee, nach einer üppigen Speise Schnaps oder andere alkoholhaltige Getränke zu konsumieren. Vermeide am besten zu reichhaltiges und fettiges Essen, denn auch ein Digestif kann nicht gegen dadurch verursachte Beschwerden helfen.

Wenn Alkohol zur Gewohnheit wird, gefährdest du deine Allgemeingesundheit und erhöhst das Risiko für komplexe Krankheiten. Außerdem verbessert Alkohol keinesfalls die Verdauung.

Viel besser ist eine Portion Obst nach einer üppigen Speise, wenn es tatsächlich dazu kommen muss. Die Ananas kann in diesem Fall sehr hilfreich sein, da sie Proteine aufbricht und diese dadurch im Dünndarm besser aufgenommen werden.


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