Soja und Brustkrebs: Gibt es einen Zusammenhang?
Brustkrebs ist die häufigste Neoplasie bei Frauen weltweit. Die Häufigkeit unterscheidet sich jedoch zwischen asiatischen und westlichen Ländern, was zu der Vermutung geführt hat, dass die Ernährung eine Rolle spielen könnte. Aus diesem Grund wurden mehrere Studien zu bestimmten Lebensmitteln und insbesondere zum Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Soja und Brustkrebs durchgeführt.
Die Ergebnisse der Studien sind so unterschiedlich, dass sie sich sogar widersprechen.
Die größte Kontroverse ergibt sich bei den östrogenabhängigen Tumorarten. Bei dieser Art von Neoplasie verfügt das Krebsgewebe über Rezeptoren, die es den Zellen ermöglichen, sich bei Vorhandensein dieses Hormons zu vermehren. Daher werden sie als östrogen-empfindliche Tumore bezeichnet. Wenn du mehr über den Zusammenhang zwischen Soja und Brustkrebs erfahren möchtest, lies einfach weiter!
Soja: Ein Lebensmittel mit hormoneller Ähnlichkeit
Soja ist eine Hülsenfrucht mit einem hohen Nährstoffgehalt. Außerdem enthält sie Isoflavone, Pigmente, die in ihrer chemischen Struktur dem Östrogen ähneln.
Aufgrund dieser Isoflavone ist die Sorge um östrogene Tumore entstanden.
Östrogen ist ein weibliches Geschlechtshormon. Es wird von den Eierstöcken und in geringerem Maße auch von den Nebennieren produziert. Es ist an einer Reihe von Körperfunktionen beteiligt, unter anderem an der Vermehrung und Differenzierung des Brustgewebes. Der Östrogenspiegel schwankt mit dem Alter der Frau und nimmt in den Wechseljahren ab.
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Isoflavone und ihre östrogene Wirkung
Obwohl Isoflavone strukturelle Ähnlichkeiten mit Östrogenen aufweisen, ist wenig über ihre Wirkung bekannt. Tatsächlich hat Genistein von allen Phytoöstrogenen die höchste biologische Aktivität und ist am besten untersucht. Seine Wirkung ist jedoch in verschiedenen Geweben unterschiedlich und scheint auch vom endogenen Östrogenspiegel abzuhängen.
Mehrere Studien haben gezeigt, dass die in Soja enthaltenen Isoflavone eine östrogenähnliche Wirkung haben können und daher als Agonisten gelten. Sie können aber auch die Wirkung des Hormons blockieren, was als Antagonismus bezeichnet wird.
Diese Dualität hängt von der Art des Östrogenrezeptors ab, an den sie binden. Aus diesem Grund gilt ihre Wirkung als schwach östrogene und anti-östrogene Aktivität.
Ist Soja ein Schutz- oder Risikofaktor für Brustkrebs?
Es wurden Studien durchgeführt, die Isoflavone als Quelle des Schutzes vor der Entwicklung von Brustkrebs vorschlagen. Diese Untersuchungen weisen jedoch darauf hin, dass der regelmäßige Verzehr von Soja und seinen Derivaten in der Kindheit und Jugend stattfinden muss, um eine signifikante Wirkung auf die mögliche Vorbeugung von Neoplasien zu erzielen.
Ebenso stellen die Autoren fest, dass ein geringer Verzehr in der Pubertät, gefolgt von einer sojareichen Ernährung im Erwachsenenalter, nicht die gleiche schützende Wirkung zeigt und sogar unbedeutend sein kann. Aus diesem Grund fordern sie, die Hülsenfrucht schon in jungen Jahren in eine ausgewogene Ernährung einzubauen.
Dieses Phänomen erklärt man damit, dass Phytoöstrogene in der Pubertät die Proliferation und Differenzierung des Brustgewebes stimulieren. Daher schützen sie vor der Entwicklung von Neoplasien in späteren Stadien. Allerdings gibt es auch Stimmen, die die Auffassung vertreten, dass der Schutz von Soja vor Brustkrebs durch Wirkungen zustande kommt, die gar nicht von Hormonen abhängen.
Östrogene versus Phytoöstrogene
Des Weiteren scheint auch der Gehalt an endogenem Östrogen – also die vom Körper selbst produzierten Östrogenarten – die Wirkung der Isoflavone zu beeinflussen. Wenn der Hormonspiegel niedrig ist, wie es nach der Menopause der Fall ist, ist die östrogene Wirkung von Soja stärker. Aus diesem Grund halten manche es für schädlich, die Hülsenfrucht nach dem Ausbleiben der Menstruation zu konsumieren.
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Soja und Brustkrebs: Der Ursprung der Kontroverse
Die Befürchtung, dass der Verzehr von Soja nach der Menopause oder bei Menschen mit einem hohen Risiko, an einer Neoplasie zu erkranken, zu Brustkrebs führen kann, entstand durch experimentelle Studien an Nagetieren. Diesen Tieren wurden die Eierstöcke (die Hauptquelle für Östrogen) und die Thymusdrüse entfernt und mit Krebszellen eines östrogenabhängigen menschlichen Brusttumors geimpft.
Um die Hormondosis bei postmenopausalen Frauen nachzuahmen, wurden den Mäusen kleine Mengen Östradiol injiziert. Eine Untergruppe erhielt dann täglich eine Dosis von Genistein über die Nahrung. In den Studien wurde beobachtet, dass der Brusttumor bei den Tieren, die Genistein erhielten, wuchs. Dies führte zu der Annahme, dass Soja bei Frauen mit Brustkrebs kontraindiziert ist.
Einschränkungen der Studie
Das Experiment lässt sich jedoch nicht auf den Menschen übertragen. Diese Einschränkung hängt mit den physiologischen Unterschieden im Stoffwechsel der Isoflavone zwischen beiden Spezies zusammen, die von Anfang an keine Berücksichtigung fanden.
Außerdem wurde mit der Nahrung Genistein verabreicht und nicht Soja als Isoflavonquelle, sodass die Wechselwirkung mit den anderen Bestandteilen der Hülsenfrucht außer Acht gelassen wurde. Darüber hinaus ließen sich solche Wirkungen in anderen Studien mit Nagetieren nicht beobachten. Daher sind weitere Untersuchungen notwendig, um wissenschaftlich fundierte Schlussfolgerungen ziehen zu können.
Mögliche Schlussfolgerungen zu Soja und Brustkrebs
Weitere Studien sind erforderlich, um zu klären, ob Soja tatsächlich einen Nutzen bei der Vorbeugung von Brustkrebs hat oder ob es im Gegenteil ein Risiko für die Entstehung von Tumoren darstellt. Momentan geht man davon aus, dass ein mäßiger Konsum keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit hat.
Allerdings sind die Studien in Bezug auf die beste Vorgehensweise bei postmenopausalen Patientinnen nicht eindeutig, bei denen östrogenabhängiger Brustkrebs diagnostiziert wurde. Gleiches gilt für jene, bei denen ein hohes Risiko besteht, einen solchen zu entwickeln, und bei Überlebenden einer Krebserkrankung, die eine Behandlung mit Antiöstrogenen erhalten haben.
Da die derzeitige Beweislage so uneinheitlich ist, ist es schwierig, das Gesamtbild zu überblicken. Der Verzehr von Soja wurde jedoch nicht mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko in Verbindung gebracht – zumindest bisher nicht.
Daher ist der Verdacht eines Zusammenhangs zwischen dem Verzehr von Soja und Brustkrebs nicht gerechtfertigt. Dennoch sollte man auch die gegenteiligen Ansichten nicht außer Acht lassen.
Abgesehen davon, dass Soja die Hauptrolle bei den Unterschieden in den Brustkrebsfällen zwischen Asien und dem Westen spielt, sollten auch andere mögliche Risikofaktoren, die an der Entstehung der Neubildung beteiligt sind, untersucht werden, da es viele davon gibt. Die Forschung zielt darauf ab, wesentliche Änderungen im Lebensstil der Menschen zu entdecken und vorzuschlagen, um Brustkrebs zu verhindern.
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