Seeding: Bakteriendusche für Kaiserschnitt-Babys

Bei dieser neuen Technik werden Babys nach dem Kaiserschnitt mit den Vaginalbakterien ihrer Mutter eingerieben, damit sie in Kontakt mit den schützenden Mikororganismen treten.
Seeding: Bakteriendusche für Kaiserschnitt-Babys
José Gerardo Rosciano Paganelli

Geprüft und freigegeben von Dem Arzt José Gerardo Rosciano Paganelli.

Geschrieben von Daniela Echeverri Castro

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Einer der Hauptunterschiede zwischen Vaginalgeburt und Kaiserschnitt ist der Kontakt mit Mikrobiomen.

Während das Baby bei einer Vaginalgeburt mit der Bakterienflora der Scheide der Mutter in Kontakt kommt, fehlt dieser bei einem Kaiserschnitt vollkommen, bei dem es nur mit den Hautbakterien in Berührung kommt.

Der Kontakt des Babys mit den Mikroorganismen bei einer Vaginalgeburt stärkt das Verdauungssystem, den Stoffwechsel und das Immunsystem. Deshalb haben sich Experten die Frage gestellt, ob Kaiserschnitt-Babys ungeschützt bleiben.

Um dies festzustellen und eine Methode zu finden, die den Babys trotz Kaiserschnitt ermöglicht, die Mutterbakterien zu erhalten, hat ein Wissenschaftlerteam der USA eine neue Technik entwickelt.

Dabei wird eine Gaze mit Vaginalbakterien der werdenden Mutter besiedelt, um das Neugeborene damit gleich nach dem Kaiserschnitt einzureiben.

Die Studie

Baby nach Kaiserschnitt

Um festzustellen, ob das Auftragen der Vaginalbakterien positive Auswirkungen auf Kaiserschnittbabys hat, hat das Wissenschaftlerteam 18 Babys untersucht: 7 wurden auf natürliche Weise geboren, 11 durch Kaiserschnitt, davon wurden 4 Babys mit dieser neuen Methode behandelt.

Nach 1 Monat wurden die Babys untersucht und es wurde festgestellt, dass die Kaiserschnitt-Babys, die eine Bakteriendusche erhielten, ähnliche Charakteristika wie natürlich geborene Babys aufwiesen.

Die Mikrobiomübertragung ist bei diesem Verfahren jedoch nicht komplett.

Dies wird wie folgt erklärt: Vor der Geburt entwickeln sich die Babys in einem bakterienfreien Umfeld. Erst wenn sie durch den Geburtskanal passieren, kommen sie in Kontakt mit den Mikroorganismen der Mutter.

Dies ist äußerst wichtig, doch bei einem Kaiserschnitt bleibt der Kontakt mit den Vaginalbakterien aus. Und das Baby erhält ein ganz anderes Mikrobiom, als bei einer Vaginalgeburt.

Verschiedene Wissenschaftler sind sich einig, dass die Bakterienflora der Mutter den Babys hilft, den Befall von schädlichen Bakterien zu verhindern und somit das Baby auch schützt.

Die Vaginalbakterien sind also der erste Schutz, der ein Neugeborenes erhält. Das ist unentbehrlich für die Entwicklung eines starken Immunsystems.

Vorstudie

Wissenschaftliche Studie

Da die Kosten dieser Behandlung sehr gering sind, könnte diese in Zukunft problemlos regelmäßig eingesetzt werden.

Die Wissenschaftler weisen jedoch darauf hin, dass die Studie noch erweitert werden muss, um festzustellen, welche genauen Vorteile eine Bakteriendusche dem Neugeborenen bringt.

Diese Pilotstudie wurde durchgeführt, um herauszufinden, ob die Methode sicher und ausführbar ist, was sich erwiesen hat.

Kaiserschnitt: die Rate steigt weltweit!

Narbe eines Kaiserschnittes

Die Weltgesundheitsorganisation versichert, dass nur 10-15% der Geburten einen Kaiserschnitt benötigen, um das Leben der Mutter oder des Babys zu schützen.

Doch im Jahre 2015 wurden weltweit 21% der Kinder per Kaiserschnitt geboren. In Deutschland waren es sogar überdurchschnittliche 30%!

Auffällig ist, dass parallel zu diesem Anstieg auch die Immunsystemstörungen anstiegen, wie Asthma, jugendliche Arthritis oder verschiedene Darmentzündungen.

Viele dieser Erkrankungen haben eine Ernährungsveränderung oder die Einnahme von Antibiotika als Ursache, jedoch wird eine Störung des Mikrobioms nicht ausgeschlossen, da die Rate bei Kaiserschnittgeburten höher ist.

Es sind im Zusammenhang mit Geburt, Bakterien und Erkrankungen jedoch noch weitere Forschungen nötig.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Dominguez-Bello, M. G., De Jesus-Laboy, K. M., Shen, N., Cox, L. M., Amir, A., Gonzalez, A., … & Mendez, K. (2016). Partial restoration of the microbiota of cesarean-born infants via vaginal microbial transfer. Nature medicine22(3), 250. Available at: https://doi.org/10.1038/nm.4039. Accessed 13/04/2020.
  • Organización Mundial de la Salud (2015). Declaración de la OMS sobre tasas de cesárea. Available at: https://bit.ly/2wxdNIC. Accessed 13/04/2020.
  • Salam, M. T., Margolis, H. G., McConnell, R., McGregor, J. A., Avol, E. L., & Gilliland, F. D. (2006). Mode of delivery is associated with asthma and allergy occurrences in children. Annals of epidemiology16(5), 341-346. Available at: https://doi.org/10.1016/j.annepidem.2005.06.054. Accessed 13/04/2020.

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.