Paraneoplasie oder paraneoplastisches Syndrom: Was ist das?

Hier erfährst du, wie ein paraneoplastisches Syndrom entsteht und wie es sich äußert. Manchmal ist eine Paraneoplasie das erste Anzeichen einer Krebserkrankung.
Paraneoplasie oder paraneoplastisches Syndrom: Was ist das?
Mariel Mendoza

Geprüft und freigegeben von der Ärztin Mariel Mendoza.

Geschrieben von Mariel Mendoza

Letzte Aktualisierung: 04. August 2022

Eine Paraneoplasie beschreibt verschiedene Erkrankungen, die bei Krebspatienten auftreten. Es handelt sich hierbei um klinische Symptome, die nicht auf die lokalen oder systemischen Auswirkungen des bösartigen Tumors oder seiner Metastasen zurückzuführen sind.

Dieses Syndrom kann alle Systeme des menschlichen Körpers betreffen, so dass die verschiedenen Anzeichen und Symptome von dem jeweils betroffenen Organ abhängen. Darüber hinaus kann eine Paraneoplasie bei jeder Krebsart auftreten. Allerdings ist dies häufiger bei Lungen-, Brust-, Eierstock-, Gebärmutter- und Blutkrebs der Fall.

In einigen Fällen werden diese paraneoplastischen Erkrankungen bereits vor der Diagnose des bösartigen Tumors oder während seiner Entwicklung entdeckt. Man schätzt, dass etwa 8 % der Krebspatienten darunter leiden.

Wodurch wird eine Paraneoplasie verursacht?

Paraneoplastische Erkrankungen stehen nicht im Zusammenhang mit einer lokalen Invasion oder Kompression durch den bösartigen Tumor. Sie werden auch nicht durch das Vorhandensein von Metastasen verursacht.

Man geht davon aus, dass sie durch eine abnorme Produktion von Substanzen verursacht werden, die vom bösartigen Primärtumor abhängen, oder durch eine Kreuzreaktion zwischen gesundem Gewebe und Tumorgewebe. Diese Kreuzreaktion verursacht eine fehlerhafte Reaktion des Immunsystems gegen nicht erkrankte Organe.

Diese Substanzen, die für paraneoplastische Syndrome verantwortlich sind, können Hormone, Wachstumsfaktoren, Antikörper, Peptide oder Zytokine sein.

Paraneoplasie: Klassifizierung der Symptome

Die klinischen Erscheinungsformen eines paraneoplastischen Syndroms hängen von dem betroffenen Körpersystem ab. Der Schwerpunkt kann auf dem endokrinen System, der Haut, dem Blut, dem Nervensystem oder den Gelenken liegen. Auch die Nieren können betroffen sein.

Des Weiteren gibt es systemische oder allgemeine klinische Manifestationen, die sich durch Fieber, Nachtschweiß, Appetitlosigkeit und erheblichen Gewichtsverlust äußern. Zudem sind sie nicht mit einem bestimmten System verbunden, sondern entstehen durch die Freisetzung von Stoffen, die mit der verschlimmerten Entzündungs- oder Immunreaktion in Verbindung stehen.

Paraneoplasie - Mann mit Fieber

Endokrinologische Erkrankungen

Das Drüsensystem wird bei paraneoplastischen Syndromen durch die Produktion biologisch aktiver Substanzen beeinträchtigt. Zu den bekanntesten und wiederkehrenden Anzeichen gehören die folgenden:

  • Cushing-Syndrom (aufgrund von Hypercortisolismus, der durch erhöhtes ACTH verursacht wird). In diesem Fall führt überschüssiges Cortisol zu erhöhtem Blutzucker, vermindertem Kaliumgehalt, hohem Blutdruck, zentraler Fettleibigkeit und einem geschwollenen Gesicht.
  • Unangemessene Ausschüttung von antidiuretischem Hormon. Verursacht einen niedrigen Natriumspiegel und äußert sich in Kopfschmerzen, Schwäche, Gedächtnisstörungen, Krampfanfällen und sogar Koma.
  • Erhöhter Kalziumspiegel (Hyperkalzämie). Die Sterblichkeitsrate ist hoch – bis zu 50 %. Hyperkalzämie ist das Resultat mehrerer Mechanismen, die hauptsächlich mit der Ausschüttung von Nebenschilddrüsenhormonen durch Tumorzellen zusammenhängen.
  • Karzinoid-Syndrom. Durch die Freisetzung von Serotonin, Histamin, Katecholaminen, Prostaglandinen und vasoaktiven Peptiden. Verursacht Kopf- und Halsödeme, Bauchschmerzen, Durchfall, Bronchospasmus, Gesichtsrötungen, Keuchen und Herz- und Lungenversagen.
  • Hypersekretion verschiedener Hormone, wie z. B. Prolaktin, Gonadotropin und Calcitonin.
  • Veränderungen im Wasser- und Elektrolythaushalt. Sekundäre Hormonausschüttung oder Durchfall, der durch die Sekretion biologisch aktiver Substanzen verursacht wird.
  • Arterielle Hypertonie. Aufgrund einer abnormalen Sekretion von Adrenalin und Noradrenalin oder aufgrund eines Cortisolüberschusses.

Paraneoplasie: Dermatologische Beschwerden

Auf der Haut sind die Anzeichen vielfältig und zahlreich. Zu den häufigsten gehören Pruritus (Juckreiz) und Erythrodermie (Rötung der Haut und Schleimhäute). Beide sind das Ergebnis von Hypereosinophilie, Mastozytose und dem Vorhandensein biologisch aktiver Substanzen.

Darüber hinaus treten häufig pigmentierte oder keratotische Läsionen auf, wie z. B. die Acanthosis nigricans (dunkle, samtige Bereiche in Falten), generalisierte Hautmelanose (aufgrund von Melanozytenvermehrung) und seborrhoische Keratosen (Flecken mit serösem Ausfluss).

Hämatologische Erkrankungen

Die Diagnose hämatologischer Erkrankungen und Probleme erfolgt in der Regel nach der Identifizierung des bösartigen Tumors. Sie umfassen ein breites Spektrum an Erscheinungsformen, darunter die folgenden:

  • Chronische Anämie im Zusammenhang mit Krebs und hämolytischer Anämie
  • Eosinophilie
  • Granulozytose
  • Thrombozytose
  • Aplasie der roten Blutkörperchen
  • Disseminierte intravaskuläre Gerinnung
  • Venöse Thrombose

Paraneoplasie: Neurologische Erkrankungen

Neurologische Symptome sind das Resultat der Einwirkung des Immunsystems auf das Nervengewebe. Je nach betroffenem Organ können die Symptome von kognitiven und Persönlichkeitsstörungen bis hin zu motorischen Koordinationsschwierigkeiten reichen.

Bei neurologischen paraneoplastischen Syndromen machen sie in der Regel bis zu 70 % der Erstmanifestationen eines Tumors aus.

In einigen Fällen ist das zentrale Nervensystem aufgrund einer diffusen Entzündung (der sogenannten Enzephalomyelitis) betroffen. Auch die peripheren Nerven sind betroffen und können das Guillain-Barré-Syndrom auslösen.

Die Beteiligung des autonomen Nervensystems zeigt sich in Positionshypotonie, neurogenen Blasen-, Speiseröhren- und Darmbewegungsstörungen und Herzrhythmusstörungen. Es kann auch zu Myopathie, spontanen Augenbewegungen und Myasthenia gravis kommen.

Rheumatologische Erkrankungen

Gelenke sind bei Paraneoplasie nur selten betroffen. Dennoch kann es zu Arthritis, Periostitis, Fasziitis, Osteomalazie, wandernder Polyarthritis oder dem Vorhandensein von schmerzhaften Gelenkschwellungen (hypertrophe Osteoarthropathie) kommen.

Paraneoplasie: Krebspatientin
Manche Krebspatienten erhalten nach ihrer bösartigen Diagnose eine ganze Reihe von Symptomen in Form eines paraneoplastischen Syndroms.

Paraneoplasie: Behandlung und Prognose

Es gibt keine spezifische Behandlung für Paraneoplasie, denn die auftretenden Symptome hängen von dem betroffenen System ab. Zunächst muss die zugrunde liegende Krebserkrankung unter Kontrolle gebracht werden. Darüber hinaus kann in einigen Fällen der Einsatz von Medikamenten zur Unterdrückung der Immunabwehr erforderlich sein.

Paraneoplasien sind sehr facettenreich. In vielen Fällen sind sie die erste klinische Manifestation des Tumors, so dass die rechtzeitige Diagnose dieser anfänglichen Symptome zur Identifizierung des zugrunde liegenden bösartigen Prozesses führt.


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