Neurodermitis erkennen und richtig behandeln

Bei dieser Hautkrankheit scheinen mehrere Faktoren eine Rolle zu spielen. Erfahre mehr über mögliche Ursachen und Behandlungsformen.
Neurodermitis erkennen und richtig behandeln

Geschrieben von Babel

Letzte Aktualisierung: 24. April 2023

Neurodermitis kann Betroffenen das Leben mitunter sehr schwer machen. Dies gilt nicht nur für den oft unerträglichen Juckreiz und die Wunden auf der Haut. Auch fühlen sich Menschen, die unter Neurodermitis leiden, durch die auffälligen Hautveränderungen unattraktiv und verunsichert. Manchmal müssen sie sich zusätzlich mit dem Vorurteil herumschlagen, bei Neurodermitis handele es sich ausschließlich um eine psychische Krankheit.

Im folgenden Artikel erfährst du alles über Ursachen, Symptome sowie die Behandlung der Beschwerden.

Was ist Neurodermitis?

Neurodermitis ist auch unter dem Begriff atopisches Ekzem bekannt und zählt zu den häufigsten Hauterkrankungen. Bei Betroffenen ist die Barrierefunktion der Haut gestört. Dadurch führt ein Kontakt mit Bakterien, chemischen und physikalischen Reizen viel schneller als bei gesunden Menschen zu Entzündungen.

Die Krankheit ist nicht ansteckend und verläuft in Schüben. Meist beginnt eine Neurodermitis im Kindesalter und tritt in vielen Fällen in Zusammenhang mit Lebensmittelunverträglichkeiten auf. Aktuell leiden in Deutschland schätzungsweise drei bis fünf Millionen Menschen unter den juckenden Hautreizungen – mit steigender Tendenz. Mittlerweile leidet jedes achte Kind im Vorschulalter an dieser Krankheit.

Die erfreuliche Nachricht daran ist, dass bei vielen Kindern die Zeit für sie arbeitet und die Symptome bis zur Pubertät verschwinden. Bei den Erwachsenen sind nur noch etwa drei Prozent von Neurodermitis betroffen.

Welche Ursachen hat Neurodermitis?

Für die beste Behandlung der Neurodermitis ist es wichtig, zunächst den Ursachen auf den Grund zu gehen. Es gibt unterschiedliche Auslöser, die eine Neurodermitis verursachen können. In vielen Fällen handelt es sich um ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Zu den häufigsten Auslösern zählen eine verminderte Schutzfunktion der Haut sowie eine genetisch bedingte Tendenz des Immunsystems, übermäßig auf harmlose Umweltreize zu reagieren. Zusammen mit allergischem Schnupfen, allergischem Asthma und Nahrungsmittelallergien gehört die Neurodermitis zu den atopischen Erkrankungen.

Oft ist die Krankheit wie erwähnt mit einer genetischen Disposition verbunden. Sind beispielsweise beide Elternteile von einer Neurodermitis betroffen, wird deren Kind zu 60 bis 70 Prozent ebenfalls daran erkranken. Wichtig ist aber, zu wissen, dass allein die Veranlagung noch nicht krank macht. Sie erhöht jedoch die Anfälligkeit. Meist bricht die Krankheit aus, wenn zur erblichen Veranlagung noch ungünstige Umwelteinflüsse hinzukommen.

Auslöser und Einflussfaktoren

Es gibt zahlreiche Faktoren, die einen Neurodermitisschub auslösen können. Wir nennen die wichtigsten:

  • Allergene, die eingeatmet und verzehrt werden oder auf die Haut gelangen. Dazu zählen Pollen, Tierhaare, Hausstaub, Weizen oder Kuhmilch.
  • Faktoren, die austrocknend wirken, wie beispielsweise zu häufiges Waschen oder Duschen
  • Umweltgifte wie Abgase, Tabakrauch oder Ozon
  • Klimafaktoren wie extreme Hitze, Trockenheit oder Kälte
  • Irritierende Substanzen auf der Haut, wie Reinigungsmittel, Tierhaare oder Wolle
  • Duft- und Konservierungsstoffe in Pflegemitteln oder Kosmetika
  • Stress und psychische Belastung

Noch vor einigen Jahrzehnten galten psychische Faktoren als die wichtigste Ursache einer Neurodermitis. Diese Annahme bedingte seinerzeit auch die Bezeichnung der Krankheit, die sich aus den griechischen Begriffen “Neuron” für Nerv und “Derma” für Haut zusammensetzt. Diese Vermutung gilt mittlerweile allerdings als überholt. Heute gehen Wissenschaftler davon aus, dass die Auslöser im körperlichen Bereich zu suchen sind, von psychischen Faktoren, insbesondere Stress, jedoch begünstigt werden.

Welche Symptome verursacht eine Neurodermitis?

Das Erscheinungsbild eines atopischen Ekzems kann sehr vielgestaltig sein. Die häufigsten Symptome sind:

  • trockene Haut mit entzündeten und geröteten Stellen, die oft mit einem starken Juckreiz einhergehen
  • Knötchen und Pusteln
  • teilweise Verdickung und gröbere Erscheinungsform der Haut

Eine Neurodermitis äußert sich durch eine raue, trockene und oft rissige Hautoberfläche. Häufig kommt es zu Schuppenbildung. Die Medizin unterscheidet zwischen zwei Stadien der Erkrankung: dem akuten Entzündungsstadium und dem chronischen Stadium. Ersteres zeichnet sich durch eine angeschwollene, rote Haut aus, die stark nässt und juckende Bläschen und Knötchen bilden kann. Die Haut entwickelt ein gröberes Oberflächenrelief, bildet Schuppen und oft besteht ein konstanter Juckreiz. Nicht selten kratzen sich Betroffene fast den ganzen Tag an den entzündeten Stellen.

Auch gibt es unterschiedliche Erscheinungsformen der Neurodermitis in verschiedenen Altersgruppen. Im Säuglingsalter treten sehr häufig juckende Hautrötungen auf, die oft von einer Krustenbildung begleitet werden. Hier sind vorwiegend der Kopf (der sogenannte Milchschorf) und die Außenseiten von Armen und Beinen betroffen.

Bei älteren Kindern und Jugendlichen zeigen sich Symptome besonders häufig im Nacken, an Händen und Handgelenken sowie an den Gelenkbeugen. Die Haut wird dicker und neigt zu Verkrustungen. Ähnlich sehen die Erscheinungsformen im Erwachsenenalter aus.

Besonders schlimm äußert sich eine Neurodermitis im höheren Alter. Dann leiden Betroffene oft den ganzen Tag an einem starken Juckreiz, der sich abends und in der Nacht noch verschlimmert. Zu Schmerzen und Juckreiz kommt Schlafmangel, und der Leidensdruck ist meist erheblich.

Wie wird Neurodermitis behandelt?

Wer von einem atopischen Ekzem betroffen ist, hat diese Veranlagung sein Leben lang. Eine vollständige Heilung im klassischen Sinne kann es daher nicht geben. Allerdings können mithilfe einer gezielten Therapie die Symptome beseitigt oder zumindest so weit gelindert werden, dass ein nahezu beschwerdefreies Leben möglich ist.

Dazu bedarf es allerdings mehr als nur einer Maßnahme oder eines Medikaments. Eine Behandlung der Neurodermitis besteht in der Regel aus mehreren Bausteinen, deren Wirkung teilweise von den Betroffenen erst getestet werden muss. Dazu gehören:

  • Basispflege, die dazu dient, die entzündete Haut feucht und geschmeidig zu halten.
  • Vermeidungsstrategien: Betroffene lernen, welche Faktoren zu Krankheitsschüben führen und wie diese zu vermeiden sind.
  • Maßnahmen zur Linderung des Juckreizes, was auch zur Schonung der Haut beiträgt.
  • Entzündungshemmende Maßnahmen, die die Abheilung der Wunden unterstützen und neue Infektionen vermeiden.
  • Vorbeugung von Infektionen, da diese eine ständige Reizquelle für das Abwehrsystem darstellen.
  • Nach Möglichkeit eine Immuntherapie.

Im Idealfall erarbeiten Arzt und Patient ein individuelles Therapiekonzept, mit dessen Hilfe sich die Krankheit am besten kontrollieren lässt.

Was können Betroffene selbst tun?

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung stärkt das Immunsystem und verhindert Infekte, die wiederum Schübe auslösen können. Vorsicht ist geboten bei starken Gewürzen sowie Koffein und Alkohol. Die durch diese Stoffe verursachte stärkere Durchblutung der Haut führt oft dazu, dass sich der Juckreiz verschlimmert. Auch Produkte, die Einfachzucker enthalten, wie Süßigkeiten, Softdrinks oder Weißbrot, sollten nur selten auf dem Speiseplan stehen, da sie entzündliche Prozesse im Körper begünstigen.

Einige Lebensmittel fördern die Neurodermitis. Dazu zählen unter anderem säurehaltige Obst- und Gemüsesorten wie Beerenfrüchte, Kiwis, Ananas oder Tomaten. Auch mit allergieauslösenden Lebensmitteln wie Nüssen, Fisch, Eiern und bestimmten Wurstsorten sollten Betroffene vorsichtig sein. Und dass frisch zubereitete Nahrungsmittel gesünder sind als verarbeitete Produkte, gilt nicht nur für Menschen mit Neurodermitis.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.